Schwarzfahrer – Tamiya MB1838 mit Carsons Fulda-Auflieger

Schwarzfahrer – Tamiya MB1838 mit Carsons Fulda-Auflieger

In TRUCKS & Details 6/2008 habe ich den limitierten Auflieger im Fulda-Design von Carson vorgestellt. Leider bot mein Fuhrpark zu dem Zeitpunkt keine passende Zugmaschine, also musste mein blauer Tamiya Scania R470 einspringen. Auch wenn sich der Testbericht lediglich auf den Auflieger bezog, ließ mir dieser Missstand keine Ruhe. Ich recherchierte stundenlang in Internet-Foren nach den ehemaligen Fulda-Promotion-Lkw. Bis auf den letzten Design-Truck mit integrierter, aufklappbarer Bühne und den Buchstaben MAN an der Front stammten die Ausführungen der Zugmaschinen immer von Mercedes-Benz, Typ SK. Die Sache war klar: Wollte ich ein adäquates Zugpferd aufzäumen und einspannen, musste ich auf den Mercedes Benz 1838 von Tamiya zurückgreifen.

Für mich hieß es „back to the roots”. Denn auch mein erster Modelltruck war ein 1838 aus der japanischen Schmiede. Ich stellte ihn damals in TRUCKS & Details 3/2001 vor. Aufgrund seiner großen Beliebtheit ist das Modell auch heute noch Bestandteil des aktuellen Tamyia-Angebots. Ich erstand also erneut einen Bausatz des ersten europäischen Lkw der Truck-Serie des Herstellers. Von vornherein nahm ich mir vor, diverse Umbauarbeiten bezüglich Technik und Ausstattung vorzunehmen, um das Modell meinen persönlichen Vorlieben anzupassen.

Veränderungs-Management

Die seitlichen Tanks installierte ich gar nicht erst, da der Rahmen von oben komplett mit Aluriffelblech verkleidet werden sollte. Über das Akkufach auf der rechten Fahrzeugseite klebte ich eine kleine PS-Platte, auf der der Fahrregler Platz fand. Ein solider HF40 aus dem Hause Jamara verrichtet hier jetzt seinen Dienst. Auch wenn die Anlenkung sehr originalgetreu ausgeführt ist, birgt sie durch die zahlreichen Umlenkungen mit Kugelkopfstangen relativ viel Spiel. Ich baute daher das Lenk- sowie das Schalt­­servo nebeneinander vor der Vorderachse ein. Diese mussten um 180 Grad gedreht befestigt werden, um eine korrekte Achsgeometrie zu erreichen. Daraus resultierte auch der kurze Ansteuerungsweg vom Lenkservo zum Achsschenkel.

Die beiden Stellmotoren schraubte ich auf je zwei 3-Millimeter-Polystyrol-Streifen (PS-Streifen), damit ist ausreichend Abstand von den Anlenkstangen zu den Blattfedern garantiert. Die Ansteuerung der Schaltwelle modifizierte ich etwas. Der Einsatz einer neuen Vorderachse aus dem Zubehör-Angebot des Herstellers sorgte für die nötige Reduzierung des Spiels. Eine Aluminiumachse mit beinahe spielfrei beweglichen Achsschenkeln befand sich noch in meinem Repertoire. Um die Originalspurstange verwenden zu können, musste ich das Getriebegehäuse ein wenig verändern. Laut Bauanleitung soll die Vorderachse mit der Spurstange vor der Achse eingebaut werden, da sonst die Verbindungsschraube der Getriebehülle im Weg ist. Einfache Abhilfe schafft eine gekröpfte Spurstange aus dem Tunung-Sortiment von Carson. Ich entschied mich jedoch für das Abfräsen der vorderen Verschraubung des Getriebegehäuses. Ein kleiner PS-Streifen, auf der einen Seite mit dem Gehäuse verklebt, auf der anderen Seite mit dem Gehäuse verschraubt, ergibt die gleiche Haltbarkeit. Mehr Abstand bekommt man durch den Einsatz von Kugelköpfen mit langem Gewinde. Mit diesen simplen Änderungen kann nun die Originalspurstange wieder verwendet werden.

Hochgearbeitet

Eine weitere technische Modifikation wurde beim Schließmechanismus der Sattel­­­­platte vorgenommen. Da für die Steuerung des Lkw ein Achtkanal-Empfänger zur Verfügung stand, sollte auch die Sattelkupplung von Anfang an mit einem Servo zu betätigen sein. Da es von der Stellkraft ausreichend und von der Größe her optimal ist, kommt ein Miniservo zum Einsatz. Eingebettet in ein Stück Aluriffelblech wird nun mit einem kurzen Stück Drachenschnur die Sattelplatte von der Ferne ohne viel Klappern aus zu öffnen sein. Das Fahrgestell war somit fertig gestellt.

Danach habe ich mich systematisch weiter „nach oben“ gearbeitet. Aus einem Stück Aluriffelblech fertigte ich eine ­Kom­plettabdeckung des Fahrzeugrahmens für den Bereich vor den Kotflügeln. Für die Abgasentweichung sollten wie bei den großen Vorbildern High-Pipes zum Einsatz kommen. Ein Modellbaukollege überließ mir zwei dieser Resos eines ausrangierten Trucks. Diese eher unscheinbar wirkenden Teile wurden entsprechend „getuned“. ­Auslassrohre aus verchromtem Kupfer, die aus dem Sanitärbereich stammen, schob ich einfach über die bestehenden Rohre. Die angedeuteten Löcher der Hitzegitter wurden für ein originalgetreues Aussehen einzeln schwarz eingefärbt. Zum Schluss bekamen die Hitzegitter noch je einen Halter aus Kupferdraht. Aus PS fertigte ich nun einen Halter für die beiden High-Pipes an, der am Rahmen befestigt wurde. Noch besser wären Halter aus Metall gewesen, da ohne die Auspuffhalterung eine zu­­­sätzliche Verschraubung am Fahrerhaus doch etwas instabil ist.

Chefetage

Als Nächstes stand das Fahrerhaus an. Die beiden Bohrungen an der Beifahrerseite für die Aufnahme der Haltestange, die das gekippte Fahrerhaus sichern sollte, wurden zugespachtelt. Eine Stange ist nicht nötig. Die Hütte soll voll nach vorne gekippt werden können, um einen uneingeschränkten Zugriff auf das Innere zu ermöglichen. Des Weiteren habe ich die Rückwand vorsichtig herausgetrennt. Ziel war es, eine Zwischenwand in das Fahrerhaus zu setzen, auf der diverse Elektronikteile Platz finden. Denn die Kabine sollte zu kippen bleiben, ohne großartige Kabeldemontagen vornehmen zu müssen.

Aus 3 Millimeter starkem PS wurde die Zwischenwand hergestellt. Links und rechts galt es, je eine Aussparung vorzunehmen, damit man beim Kippen des Fahrerhauses auch an den Kotflügeln vorbeikommt. Ver­­­sehen wurde die Zwischenwand mit von einer MVT-07 sowie einem Multiswitch MS8, beides Bauteile aus dem Hause Gewu. Auch der Achtkanal-Empfänger befindet sich an der Zwischenwand.

Erleuchtung

Danach ging es darum, die Beleuchtung für das Fahrgestell vorzunehmen. Die Rück­­leuchten wurden von hinten komplett ausgefräst, um eine dünne Platte mit ausreichend Bohrungen für eine Lampen­bestückung nach der Straßenverkehrsordnung wieder einzukleben. Zur Abgrenzung der Rückleuchten voneinander mussten hier kleine Zwischenwände eingeklebt werden. Die linke Variante öffnete ich im Bereich des Standlichts von unten ein wenig, damit das Licht durch das Nummernschild scheint. Beim Original wird dieser Effekt übrigens genauso erreicht.

Zum Schluss wurde die Rückleuchte von innen noch mit Chromfarbe ausgemalt, um die Lichtreflektion zu optimieren. Die Lichtscheiben habe ich abschließend mit dünnem Doppelklebeband auf den Leuchtenträger aufgeklebt. Als Leuchtmittel entschied ich mich für gewöhnliche „Birnchen“, da sie vorbildgetreu wirken. Auf Nebelschlussleuchten habe ich verzichtet. Das entspricht zwar nicht mehr hundertprozentig der Straßenverkehrs­ordnung, bislang gab es aber auf keiner Modellbauveranstaltung Nebel mit Sichtweiten unter 50 Meter, was ja ein Einschalten der Nebelschlussleuchte voraussetzt.

Projekt-Management

Für den vorderen Lampenträger hatte ich etwas Besonderes vor. Viele Vorbilder der Fulda-Trucks haben eine verchromte Stoßstange. Es war daher auch mein Ziel, die Kunststoffstoßstange zu „veredeln“. Ich fand sogar eine passende Alustoßstange, die allerdings nur in blau eloxiert zu haben war. Egal, der Weg war das Ziel. Mit „scharfem“ Reinigungsmittel konnte ich das Eloxat entfernen. Übrig blieb ein grauer „Klumpen“, den ich mit 1.000er-Nassschleifpapier bearbeitete und hinterher polierte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Ich hatte zwar keinen Lampenträger aus Chrom, aber dafür einen, der dem Vorbild ähnelt.

Die Haupt-, Nebel- und Fernscheinwerfer sind mit LED ausgestattet. Lediglich das Standlicht und die Blinker werden mit Glühfadenlampen beleuchtet. In der Mitte der Stoßstange, zwischen den Fernscheinwerfern, habe ich noch vier Zusatzscheinwerfer installiert, die parallel zum Fernlicht geschaltet sind. Ein bisschen Show muss ja sein. Damit war das Fahrgestell fertig.

Innen-Architektur

Im nächsten Schritt ging es um die Ausstattung der Hütte. Beim Betrachten des Armaturenbretts kam mir die Idee, die Instrumente zu beleuchten. Die eigentliche Instrumententafel wurde also herausgefräst und durch eine zurechtgeschnittene Plexiglas­­scheibe ersetzt. Dahinter kam ein kleines Kästchen, in dessen Rückwand ich drei kleine Birnen platziert habe. Auf das Plexiglas klebte ich dann den Aufkleber mit den Armaturen. Fertig.

Den übrigen Innenraum habe ich weitest­gehend mit grauem Kunstleder ­ausgestattet. Bei so dunkler Außenfarbe sollte das Interieur kontrastmäßig ein wenig heller erscheinen. Unterm Himmel ist noch eine kleine Leuchte versteckt, die den Innenraum etwas „schummrig“ erhellt. Schwieriger gestaltete sich die Umsetzung der Positionsleuchten in der Sonnenblende. Die kleinen angedeuteten Stellen wurden filigran abgeklebt. Anschließend färbte ich die Innenseite der Sonnenblende mit Rauchspray dunkel. Kleine Birnen wurden als Positionsleuchten eingeklebt. Vorher musste ich natürlich die kleinen Abkleber beseitigen. Diese frei gewordenen Stellen sind nach dem Lackieren natürlich viel heller, was als optischer Effekt auch das Ziel war. Um eine Lichtstreuung möglichst zu vermeiden, sind die Leuchtmittel mit passenden Stücken selbstklebender Alufolie von hinten verkleidet worden.

Pimp my ride

Nachdem alle Karosserieteile lackiert worden waren, ging es in die Endmontage. In der Spielzeugabteilung eines Warenhauses hatte ich Fulda-Aufkleber der Firma Big entdeckt. Ansonsten fehlte nur noch das Typenschild an Tür und Kühlergrill, nicht 1838 sollte es sein, sondern 1953, was für die damalige Topmotorisierung mit acht Zylindern und 530 PS stand. Der verchromte Frontbügel, die breiten Vorderachsfelgen von Carson plus die Breitreifen von Tamyia ließen den Mercedes dann noch etwas „fetter“ aussehen. Ein bisschen „Pimp my Truck“ sollte es schon sein. Die Message dieses Fahrzeugs war ja vorgegeben: schwarz, breit, stark.