Wegbegleiter – TLF 15/53 im Maßstab 1:13

Wegbegleiter – TLF 15/53 im Maßstab 1:13

Seinen Ursprung nahm die folgende Geschichte im Winter der Jahre 1988/89. Damals wurde in Lüneburg das einst am 12. Mai 1955 in Betrieb gestellte TankLöschFahrzeug 15/53 der städtischen Feuerwehr, das sich in einem beklagenswerten Zustand befand, von Grund auf restauriert. Offensichtlich mit nachhaltigem Erfolg. Denn das wunderschöne Fahrzeug wird von der Lüneburger Feuerwehr bis heute als Reservefahrzeug mit dem Rufnamen „Florian Lüneburg 24-10“ geführt. Beim Baujahr des Fahrzeugs handelt es sich auch um das meine. Nicht zuletzt deshalb verbindet mich eine mittlerweile 20 Jahre dauernde, ganz besondere Beziehung mit dem TLF. Und als ich dann eines Tages den Katalog einer bekannten Modellbauschmiede aus Wuppertal in die Finger bekam, nahm das Schicksal endgültig seinen Lauf.

Das TankLöschFahrzeug, das in seinen Anfangsjahren noch mit den damals üblichen roten Kennzeichen der britischen Besatzungszone seinen Dienst verrichtete, hat eine besonders für damalige Verhältnisse beachtliche Pumpenleistung von immerhin 1.500 Liter pro Minute. Und das bei 8 bar Ausgangsdruck. Das Tankvolumen beträgt 2.300 Liter. Als ich das erste Mal den angesprochenen WEDICO-Katalog in Händen hielt, war ich Feuer und Flamme für die Idee, ein solches Fahrzeug im Modellmaßstab zu bauen. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der vielen runden Formen, die einen Eigenbau naturgemäß ziemlich kompliziert machen.

Langlebig

Der etwas ungewöhnliche Maßstab von 1:13 ist ein Ergebnis der ersten angeschafften Teile: Reifen und Felgen von WEDICO. Setzt man diese in Relation zu den Abmessungen des Vorbildfahrzeugs, ergibt sich eben dieses „krumme“ Größenverhältnis. Sei es drum. Ein Aspekt mehr, der mein Modell zu etwas ganz Besonderem macht. Der Fahrzeugrahmen wurde aus Alu-Profilen erstellt, die ich im Baumarkt erstand. Bei Veroma wurde ich auf der Suche nach geeigneten Federpaketen fündig. Die Hinterachse stammt aus dem Hause Rüst Feinmechanik. Nach fast eineinhalb Jahrzehnten und etlichen gefahrenen Kilometer, die mein Modell jetzt auf dem Buckel hat, befindet sich derzeit erst die zweite Achse in Florian Lüneburg. Eine beachtliche Leistung. Als neuestes Update besitzt das TLF seit Kurzem ein Veroma-Schaltgetriebe, das in Verbindung mit dem verbauten Faulhabermotor für ausgesprochen vorbildgetreue Geschwindigkeitswerte sorgt. Hochgerechnet auf den Maßstab 1:1 bringt es mein Modell im ersten Gang auf 22 Stundenkilometer, 44 Kilometer pro Stunde werden im zweiten Gang erzielt und einen weiteren Gang höher beträgt die Höchstgeschwindigkeit schon 86 Kilometer pro Stunde. Was will man mehr?

Einziger Wermutstropfen der neuen Antriebstechnik ist, dass die Ansteuerung der Schaltung verändert werden musste, da der Winkel oben auf dem Getriebe aus Platzgründen zu entfernen war. Die Lösung sieht wie folgt aus. Über das Drehteil der Ansteuerung wurde ein Stück passendes Messing-Rohr geschoben. Dieses weist eine Querbohrung auf, durch die wiederum ein modifizierter Gabelkopf hindurch- und in die Nut des Drehteils eingesteckt wird. Ein Mikroservo zur Schaltung sitzt hinter dem Getriebe im Rahmen des Fahrgestells.

Fleißarbeit

Die Vorderachse entstand komplett in Handarbeit. Basis des Ganzen ist eine 10 Millimeter dicke Alu-Platte, aus der das Grundmaterial ausgesägt wurde. Für die Achsschenkel wurden Bohrungen mit zirka 5 Grad positivem Sturz eingebracht und diese anschließend mit passenden Bundbuchsen versehen. Die Schenkel selbst bestehen aus einem Aluminium-Teil mit zwei Kugellagern und einer Steckachse. Darauf wurden die einst gekauften WEDICO-Felgen mit einer Schraube fixiert. Gelenkt wird über ein Standard-Servo aus dem Hause Multiplex, das in Längsrichtung und über der Vorderachse auf dem Rahmen befestigt ist.

Bei näherer Betrachtung muss ich feststellen, dass es in meinem Modell eigentlich kein Teil gibt, das nicht entweder komplett selbst gebaut oder zumindest deutlich modifiziert wurde. Eins-zu-eins habe ich auch zugekaufte Komponenten in der Regel nicht verwendet. Beispiel gefällig? Die Felgen der Vorderachse etwa wurden der inneren Achsaufnahme beraubt. Dadurch liegt der Drehpunkt der Vorderräder inzwischen fast in der Mitte der Felge. Auf die Hinterachsnabe wurde in der Felge ein kurzes Kupferrohr geschoben. Darauf kam ein aufgelöteter Messing-Deckel, der wiederum einen Kranz aus kleinen Sechskant-Schrauben bekam. An der Vorderachse erhielten die Felgen eine Füllung aus Gießharz. Danach wurden die sechs bereits vorhandenen „Radschrauben“ auf der Drehbank abgedreht und der Felge damit eine neue Form verpasst. Daraufhin wurden mithilfe einer Bohrschablone acht neue Bohrungen für die M2-Radschrauben gesetzt und auch die vier Langlöcher natürlich nicht vergessen. Letztere waren mühsam mit Laubsäge und Schlüsselfeile fertig zu stellen. Apropos mühsam. Die Sechskantschrauben mit extra hohem Kopf wurden auf der Minidrehbank so bearbeitet, dass sie wie Bolzen mit aufgedrehter Mutter aussehen. Bei sechs derart zu verzierenden Rädern also ein Arbeitsschritt, der 32-mal wiederholt werden musste.

Bettwäsche

Für Rundhaube und Kotflügel erstellte ich passende Gipspositivformen. Von diesen nahm ich mithilfe von Gießharz und Streifen eines alten Baumwollbettuchs Negativformen ab. Anschließend wurden aus denselben Materialen die benötigten Positive gefertigt. Die Seitenteile der Kabine sind zweilagig aus PE-Platten gemacht, wobei die äußere Schicht stets die Rundung der Außenwand nachbildet. Da es mein erstes Fahrerhaus werden sollte, habe ich auf eine zu öffnende Türe verzichtet. Die Türfalze wurden durch Einritzungen mit einem Skalpell imitiert. Die Scharniere wiederum entpuppen sich bei ganz genauem Hinsehen als kurze Kupferstücke, die ich nach dem Abisolieren eines Elektrokabels erhielt. Die große Rückwand ist dann erneut aus einer PE-Platte gefertigt. Alle so erstellten Teile wurden gründlich mit Zweikomponenten-Kleber miteinander verleimt, fein säuberlich verspachtelt und fein geschliffen.

Die aus einem Millimeter starken Plexiglas geschnittene Windschutzscheibe sitzt in einem Rahmen, der aus Modellbahngleisen der Spurgröße N entstand. Der Rahmen seinerseits sitzt fest verlötet in einer Messing-Platte. Und auch bei den Regenrinnen kamen zweckentfremdete Gleise einer Modelleisenbahn zum Einsatz, diesmal mit der Spurgröße Z. Die gesamte Fahrerhauskonstruktion sitzt auf einer Sperrholzplatte, die direkt auf dem Fahrzeugrahmen Platz findet. Auf dieser Platte befindet sich auch die mit rotem Kunstleder bezogene Sitzbank, auf der es sich zwei Playmobil-Männchen bequem gemacht haben. Eine freundliche Dauerleihgabe meines Sohns. Die Ritterhelme sehen nach liebevoller Bearbeitung fast wir originale Feuerwehrhelme aus.

Boxen-Gasse

Die im Original vorhandene hintere Sitzbank musste einem Lautsprecher weichen. Schließlich gehört zu einem Funktionsmodell eines Feuerwehrautos auch der passende Sound. Eine zweite Box findet sich unter der Motorhaube, direkt hinter Lüfterattrappe und Kühlergrill. Beide Lautsprecher sind in Reihe geschaltet und bringen es auf 16 Ohm. Ein Wert, mit dem auch das verwendete Beier-Soundmodul bestens harmoniert.

Das Kabinendach entstand aus mehreren Teilen, die aus 0,4-Millimeter-Messing-Blech geschnitten und anschließend passend gebogen sowie sorgfältig verlötet wurden. Abgerundet wird das Erscheinungsbild durch zwei aus Messing gedrehte Befestigungsvorrichtungen für die Rundumleuchten. Über allem thront eine gekürzte Rafi-Leuchtenhalterung, von unten hält eine Scheibe mit eingesetztem 3-Millimeter-Rohr die benötigte Glühlampe. Auf dem Rohr sitzt zusätzlich ein Kunststoffdrehteil, das wiederum den Drehspiegel hält. Letzterer ist aus dünnem Spiegel-Aluminium, das ich einer alten Leuchtstofflampen-Verkleidung entnahm und mithilfe einer 12-Millimeter-Kugellagerkugel sowie einer Matritze mit 9-Millimeter-Bohrung tiefgezogen und gleichzeitig ausgestanzt habe. In Drehung wird alles per Mikromotor und dem Keilriemen aus einem Kassettenrekorder versetzt. Zusätzlich sind direkt unter dem Kabinendach zwei Umlenkrollen auf schwenkbaren Blechlaschen angebracht, um den Riemen zu spannen.

Die Leuchtkappen der Rafi-Leuchten wurden dahingehend bearbeitet, dass nur noch das untere Stück mit dem Gewinde sowie ein etwa ein Millimeter langer Bund übrig blieben. Darauf setzte ich dann den einer kleinen Glühlampe entnommenen und auf die passende Länge gebrachten Glaskolben und fixierte diesen mit Sekundenkleber an der richtigen Stelle. Ein möglicherweise entstehender Schleier lässt sich im Übrigen gut mit einem Wattestäbchen entfernen. Abschließend erhielten die Leuchtkappen noch den charakteristischen Überzug mit blauer Glasmalfarbe.
Petri heil

Der gesamte feuerwehrtechnische Aufbau steht auf einer Alu-Platte, die zweimal abgekantet ist. Zudem sitzt die Unterkante des Aufbaus hinter der Hinterachse noch einmal ein paar Millimeter tiefer. Auf dieser Bodenplatte wurde ein Gerippe aus MS-Platten verschraubt, das anschließend mit PE-Platten verkleidet wurde. Eine Augenweide – das möchte ich an dieser Stelle mal ganz unbescheiden so sagen – ist meines Erachtens die Nachbildung des frei liegenden Pumpenbedienstands. In diesem sind über 50 Einzelteile verbaut, darunter zahlreiche bewegliche Hebel und Ventile. Die Tankanzeige besteht aus kleinen Relinghaltern und einer Ein-Millimeter-Angelschnur. Das obere Ende der Schnur ist mit roter Farbe gekennzeichnet und signalisiert, dass der Tank voll ist.

Für die benötigten Fünfspeichen-Handräder habe ich mir zunächst eine passende Lötschablone angefertigt. Mit deren Hilfe wurden die fünf Speichen sowie ein Ring aus versilbertem Lötdraht auf den Kopf einer M2-Schraube gelötet. Genauso wurden auch die Türgriffe aus einem entsprechend gebogenen Messingdraht auf der Schraube befestigt. Als kleinen optischen und funktionellen Leckerbissen kann man die so genannte Schnellangriffshaspel ab- und mit einer kleinen Kurbel wieder aufwickeln.

Leuchtkörper

Auf beiden Seiten des oberen Aufbau-Rands befindet sich ein Messing-U-Profil, in das das Dach mit sämtlichen Befestigungsaufbauten für die Beladung eingeschoben wird. Eine besondere Herausforderung war die Erstellung der Dreikammer-Rückleuchten. Dazu wurde Alu-Folie zwischen zwei 6 Millimeter starke Plexiglasplatten gelegt und alles zusammengeklebt. Anschließend wurde eine 4-Millimeter-Bohrung eingebracht und alles auf der Drehbank bearbeitet. In das Bohrloch kam daraufhin ein 4-Millimeter-Messing-Rohr zur Aufnahme der Blinklampe. Für Rück- und Bremslicht wiederum wurden 3-Millimeter-Bohrungen eingebracht, die weiteren Arbeitsschritte verliefen analog zum Vorgehen beim Blinker. Das passende 3-Millimeter-Rohr bekam dann noch eine Linse aus farblosem Gießharz verpasst. Nach der Veredelung mit passender Glasmalfarbe wird das Ganze dann in die Endkappe eines 12-Millimeter-Heizungsrohrs verbaut. Durch die verwendeten Messing-Rohre und die eingeklebte Alu-Folie sind alle Beleuchtungskörper sauber voneinander getrennt. Die zusätzlichen Blinker auf den Kotflügeln bestehen aus Plexiglas, in das eine 4-Millimeter-Bohrung für die Lampen eingebracht wurde. Im Kotflügel selber sitzt ein Messingrohr-Abschnitt, der die gesamte Konstruktion aufnimmt. Nach dem abschließenden Einfärben waren beim Plexiglas auch keinerlei Bearbeitungsspuren mehr zu erkennen.

Die spezifische feuerwehrtechnische Beladung darf bei einem solchen Fahrzeug natürlich auch nicht fehlen. Im Gegenteil. Ohne die passende Ausrüstung wäre das TLF einfach nicht komplett. Die Steckleiter ist genauso voll funktionsfähig ausgeführt wie die Klappleiter. Das bedeutet, dass die beiden Teile der Steckleiter – wie der Name bereits verrät – zusammengesteckt werden können. Ebenfalls im Namen verbirgt sich die Eigenschaft der so genannten Klappleiter. Diese kann überraschenderweise aufgeklappt werden. Sämtliche Holzteile der Leitern wurden aus Kiefernleisten angefertigt. Mit den verbauten Zurüstteilen präsentiert sich das TLF15/53 genau in dem Zustand, wie es auch im Jahre 1955 ausgeliefert wurde. Starparade Nach Fertigstellung meines Modells habe ich dieses schon bei vielen Gelegenheiten der Öffentlichkeit präsentiert. Wenn sich die Lüneburger Feuerwehr mit dem Original-TLF bei speziellen Oldtimer-Treffen im norddeutschen Raum präsentiert, dann bin ich in der Regel mit von der Partie. Mein 1:13-Modell darf da natürlich nicht fehlen. Und wenn es dann auf der großen Rundhaube des Originals platziert die Blicke der neugierigen Besucher auf sich zieht und den großen 1:1-Fahrzeugen ein klein wenig die Schau stiehlt, dann sind alle Mühen der Bauzeit vollständig vergessen und ein einziges Gefühl dominiert: Stolz darauf, ein kleines Unikat geschaffen zu haben.