OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Lebensretter – Iveco-Magirus DLK 23-12

Nach dem Bau von mehreren Fernverkehrsfahrzeugen suchte ich eine neue Herausforderung. So kam ich auf die Idee, die kurz zuvor von unserer Ortsfeuerwehr in Betrieb genommene neue Drehleiter als Funktionsmodell nachzubauen: Eine Iveco-Magirus DLK 23-12 auf Basis eines MAN LE280 B.

Nachdem ich einige Gespräche mit den zuständigen Mitarbeitern der Feuerwehr geführt hatte, erhielt ich die Erlaubnis, das Fahrzeug auszumessen und mir die nötigen Informationen zu holen. Ich begann damit, auf einer Fahrgestellzeichnung des MANGrundfahrzeugs den Leiteraufbau zu zeichnen. Da ich aber nicht von vornherein wusste, wie die einzelnen Details zu verwirklichen waren, pendelte ich oft zwischen Original und Werkstatt. So entstanden viele Skizzen, Fotos und mit der Zeit das ganze Modell.

Bodenständig

Zuerst habe ich das Fahrgestell und die Hilfsrahmen aus Alu-Winkelprofilen hergestellt. Diese wurden mit Zweikomponenten- Kleber verbunden und anschließend warm ausgehärtet. Zusätzlich habe ich die Verbindungen von Rahmen und Hilfsrahmen wegen der späteren Belastungen beim Leiterbetrieb verschraubt. Dann stellte ich die Aufhängungen für die verwendeten robbe-Achsen her. Bei der Hinterachse setzte ich exzentrische Drehteile ein, um im Leiterbetrieb die Federung sperren zu können, da bei diesem Typ das Fahrzeug am Boden stehen bleibt. Als Nächstes fertigte ich die Abstützungen, was mit so manchem Problem verbunden war. Ich lötete die verwendeten Messingprofile und -teile je nach späterer Funktion mit Silberlot hart oder mit Zinn weich. Die Ausschubzylinder stellte ich ebenfalls aus Messing her. Hier vergingen viele Stunden mit Überlegungen, wie das Ausschieben und das Absenken der Stützen funktionieren sollten. Schlussendlich wurden das Aus- und Einfahren der Stützen mit Seilzügen und die Absenkung über Umlenkhebel mittels Servo realisiert.

Die Seile sind auf einer Seiltrommel gegenläufig befestigt, sodass die Ausschübe in jede Richtung gezogen werden können. Die Endstellungen geben zwei Mikroschalter über ein Schaltteil an der Seiltrommel vor. Danach baute ich die Motor-Getriebe- Kombination unterflur mittig im Rahmen ein, wobei das Ganze hinter der vorderen Abstützung befestigt wurde, da ich keinen Platz für eine normale Kardanwelle hatte. Dann fertigte ich aus Kupferblech die vordere Stoßstange und stellte die Aufhängungen der Fahrzeugkabine her.

Dekor

Die Kabine besteht größtenteils aus Polystyrol (PS). Ich verwendete dabei verschiedene Techniken (Sandwichtechnik, Spantenbau), um zu einem zufrieden stellenden Ergebnis zu kommen. Aber es war doch eine Arbeit, die sich über eine längere Zeit erstreckte. Die Inneneinrichtung fertigte ich mit denselben Materialien, die Dekors wurden am Computer hergestellt. Die Frontscheibe ist mit Profilfenstergummi eingelegt. Die Frontscheinwerfer sind aus Kupferblech geformt und gelötet sowie mit LEDReflektoren bestückt. Dann wurden noch die Seitenspiegel und die seitlichen Rückfahrlichter hergestellt und angebracht. Zuletzt Kotflügel und Aufstiege, ebenfalls aus PS, gebaut und montiert. Als Nächstes lötete ich aus Messingprofil den Kastenrahmen hinter dem Führerhaus, wo später Hauptakku, Hauptschalter, Sicherungen und die Ladebuchsen ihren Platz bekamen. Ebenso wurden die Seitenkästen aus Kupferblech geformt, gelötet und eingepasst. Dann lötete ich seitlich die Führungen für die Rolltore an. Diese sind aus Alustreifen und Gewebeband hergestellt und lassen sich alle öffnen und schließen. Im Anschluss klebte ich die Seitenverkleidungen und das Fahrzeugheck aus PSPlatten. Im Heckteil ist eine Klappe eingebaut, hinter der sich ein ausschwenkbares Warndrehlicht verbirgt. Zwischen Kabine und Kasten sind Windabweiser angebracht. In die Seitenteile und das Heck arbeitete ich die Arbeitslichter ein und aus Alu-Riffelblech wurden Treppen und Abdeckungen hergestellt. Die Abdeckungen für die Hecklichter schnitt ich aus Originalleuchten aus und klebte sie entsprechend zusammen. Als letzte große Baugruppe am Grundfahrzeug stellte ich das Drehlager für die Leiter her. Hier wurden ein Axialkugellager und ein Radialwälzlager in die Drehteile eingearbeitet, um alle auftretenden Kräfte abzufangen und ein möglichst leichtes Drehen der Leiter zu erzielen. Die Motorhalterung für den Drehmotor wurde hergestellt, eingepasst und montiert. Damit war das Basisfahrzeug soweit fertig, dass ich mit dem Leiteraufbau beginnen konnte.

Leiter

„Am Anfang stand der Schweiß!“ Mit diesem Spruch könnte man den Bau der Leitergruppe betiteln. Anfänglich überlegte ich mir, die Leiterteile aus U-Profilen fräsen zu lassen. Allerdings konnte ich nirgends vier ineinander passende Profile in der richtigen Größe finden. So entschloss ich mich, die Teile selbst herzustellen. Ich zeichnete auf geeigneten L-Aluprofilen die Seitenteile der Leiter auf und sägte die Leerräume von Hand mit der Laubsäge aus. Nach einer Woche waren alle Teile ausgeschnitten und gefeilt, wobei meine größte Angst immer war, einen Steg abzusägen. Dann wurden die Leitersprossen und Zwischenteile passend zugeschnitten und entgratet. Als Nächstes baute ich mir einen Rahmen, in dem ich die Profile genau fixieren konnte. Ich klebte nun die Sprossen und Zwischenteile entsprechend ein und härtete die Klebstellen im Backofen aus. Nachdem alle Leiterelemente hergestellt worden waren, klebte ich aus Messingprofilen die Führungen passend zwischen die Leitern. Durch Nachschleifen der Führungen sind die Leitern jetzt sehr leichtgängig. Dann wurden die Seilrollenführungen, Umlenker sowie Seilspanner hergestellt und entsprechend angebaut. Die Stahlseile wurden eingelegt, verlötet und an den Ausschüben befestigt. Jetzt konnte ich erstmals sehen, wie das teleskopartige Ausfahren der Leiter funktionierte. Des Weiteren fertigte ich die Leiterböcke, deren Lagerungen und das obere Drehlager. Die Hubzylinder kamen als Nächstes an die Reihe. Diese wurden als Gewindespindeln ausgeführt und werden über ein Verteilergetriebe von einem Motor angetrieben. Dann drehte ich die Seiltrommeln nach Berechnung der passenden Geschwindigkeiten zwischen Leitern, Trommeln, Schneckengetriebe und des Antriebsmotors aus Alu-Rundmaterial. Nach der Montage der Trommeln und des Schneckenrads auf der Trommelachse und dem Einbau in den Lagerbock montierte ich die Seilumlenkrollen entsprechend der Pläne und zog die Zugseile ein. Diese sind beidseitig angebracht und ziehen die Leiter vor und zurück. Dadurch kann diese auch abwärts ausund eingefahren werden. Die Neigungswinkel der Leiter betragen +75 bis -15 Grad. Der angebaute und aushängbare Arbeitskorb wurde aus Messingprofilen gelötet, die Verkleidungen gestaltete ich aus PS und Alublech. Der Korb wird von einem Getriebemotor angetrieben und kann über die Fernsteuerung in jede Position gedreht werden. Zusätzlich wurden noch mehrere Arbeitslichter an der Leiter und am Korb montiert. Als die Leiterbaugruppe im Rohbau fertig war, konnte ich erstmals die Baugruppen zusammenfügen und die optische Wirkung der Drehleiter sehen. Ein schöner Anblick. Nachdem ich die Verbindungen gesichert hatte, begann ich mit den Anbauteilen der Leiter. Der Bedienstand wurde aus PS-Teilen geklebt und angebaut. Das Notstromaggregat baute ich ebenfalls aus PS. Darunter wurde später die Verteilerplatine der Leiterstromversorgung untergebracht. Damit war ein großer Teil der Baugruppen hergestellt und ich begann mit der Planung von Elektrik und Steuerung. Eine selbst gestellte Bedingung dafür war, dass möglichst alles über die Fernsteuerung bedienbar sein sollte.

Nautikmodul

In puncto Elektrik legte ich zuerst einmal fest, was alles mit Strom versorgt werden muss und wie die einzelnen Funktionen angesteuert werden sollen. Dann zeichnete ich die Skizzen für die Verdrahtung und die Verteiler. Hier zeigten sich Probleme ohne Ende. Aber mit viel Geduld gelang es mir, nach und nach Lösungen zu finden. Zwei große Probleme waren: Wie bringe ich den Strom in den Leiterpack und wie trenne ich die Fahr- von den Leiterfunktionen? Für Schleifringe war in der Drehdurchführung einfach zu wenig Platz, da ich 14 Kontakte benötigte. So kamen als Lösung zwei Wendelkabel zum Einsatz, was bisher zu keinerlei Schwierigkeiten führte. Das Umschalten von Fahr- auf Leiterbetrieb regeln drei Minirelais, wobei zwei davon einzelne Motoren oder Fahrregler schalten und das dritte als Steuerrelais dient. Somit kann ich die Kreuzknüppel sowohl zum Fahren als auch für das Bewegen der Leiter verwenden. Weitere Funktionen werden über ein Nautik- und mehrere Funktionsmodule geschaltet. Für die Motoren sind mehrere Fahrregler zuständig. Die Verkabelung ist auf einige Gruppenplatinen und eine Hauptverteilerplatine aufgeteilt. Um die Fahrzeugkabine abnehmen zu können, wurde hier die Verkabelung mit einem Mehrpinstecker trennbar gemacht. Ein besonderes Problem stellte die Stromversorgung des Leiterkorbes dar. Da für mehrere Kabel zu wenig Platz zwischen den Leitern war, kam ich nach vielen Versuchen auf die Idee, Schleifkontakte an den einzelnen Leiterelementen, verbunden durch gespannte Wolframdrähte, anzubringen. Dies ist die zurzeit beste Lösung, wobei ich immer noch nach Verbesserungen suche. Die Stromversorgung erfolgt über einen 12- und einen 6-Volt-Akku. Ich möchte zum besseren Verständnis eine Funktion etwas näher beschreiben. Wenn die Seitenabstützung ausfährt, wird ein Mikroschalter an einer Stütze umgeschaltet. Jetzt wird Relais 1 umgeschaltet, wodurch das Lenkservo abschaltet, gleichzeitig aber der Fahrregler für die Leiterdrehung aktiv wird. Zugleich werden die Relais 2 und 3 mit Strom versorgt. Über Relais 2 wird vom Fahrmotor auf den Hubmotor der Leiter umgeschaltet. Relais 3 aktiviert die Fahrregler für das Ausfahren der Leiter und das Drehen des Korbmotors. Außerdem werden über den Mikroschalter die Warnblinker am Leiterheck und an den Stützen aktiviert. Um Brems- und Rückfahrlichter während des Leiterbetriebs zu deaktivieren, wurde an der Stützenseiltrommel ein weiterer Mikroschalter montiert, der diese Aufgabe erledigt. So kann ich jetzt über die beiden Kreuzknüppel der Fernsteuerung einerseits fahren und lenken, andererseits alle vier Leitermotoren steuern, wobei eine Funktionsgruppe immer gesperrt ist.

Finish

Nachdem das Fahrzeug grundsätzlich fertig war und die Funktionen grob getestet worden waren, zerlegte ich es wieder. Denn nun begann meine „liebste“ Arbeit. Das Finish. Als erstes machte ich mich an die Kabine. Hier wurden noch einige Details ausgearbeitet, dann wurde gespachtelt, geschliffen, wieder gespachtelt … So lange, bis ich endlich sagen konnte: Jetzt ist alles in Ordnung. Dann wurden noch die Löcher für die Blaulichter und Fanfaren gebohrt. Mit den Seitenteilen und dem Heck ging es in der gleichen Art weiter. Anschließend wurden alle Teile grundiert und nochmals leicht überschliffen. Jetzt stand ich vor der Frage: Welche Farbe? Natürlich „Rot“ (RAL 3000) und „Weiß“ (RAL 9003). Ich versuchte es bei diesem Modell einmal mit Sprühdosen und war überrascht, wie unkompliziert ein gleichmäßiger Farbauftrag aufzubringen war. So wurden nacheinander alle Teile entsprechend lackiert. Zuletzt wurde das Fahrzeug wieder aufgebaut und noch verschiedene nachträgliche Arbeiten durchgeführt. Mit der Leitergruppe ging es im selben Verfahren weiter. Da durfte ich eine Sonderschicht einlegen, denn ich hatte übersehen, dass die Leiterführungen lackfrei bleiben mussten. Nach dem Fertigstellen der Leitergruppe montierte ich diese wieder auf das Fahrgestell und installierte die gesamte Elektrik. Nach ausgiebigen Funktionstests und Nacharbeiten stellte ich noch einige Anbaugeräte her und befestigte sie entsprechend dem Original. Abschließend kann ich sagen, dass sich das Modell mit insgesamt vier Jahren Bauzeit doch zu einem Langzeitprojekt entwickelt hat. Allerdings war das Ganze durch die vielen Funktionen auch eine große Herausforderung und daher nie langweilig. Das schönste Lob für meine Arbeit erhielt ich bei der Deutschen Mini-Truck Meisterschaft 2007 in Siegen, bei der ich mit meinem Iveco-Magirus DLK 23-12 in der Kategorie „Funktionsmodellbau“ einen, wie ich finde, tollen 2. Platz erreichte.