Spaßmobil – BRUDER-Sprinter von Tönsfeldt

Spaßmobil – BRUDER-Sprinter von Tönsfeldt

Vorbildgetreue Modellfahrzeuge sind angeblich teuer und erfordern sowohl eine gut ausgestattete Werkstatt als auch viel Zeit und Geschick. Dieser Eindruck hält sicher viele Interessierte vom Einstieg in das Hobby ab. Dass man auch für vergleichsweise kleines Geld schon zu einem schönen Fahrzeug mit guten Fahreigenschaften kommen kann, zeigt Tönsfeldt Modellbau Vertrieb aus Rendsburg mit einem Kleinlaster vom Typ Mercedes-Benz Sprinter mit Einfachkabine und großer Pritsche. Das Fahrzeug im Maßstab 1:13,5 macht nicht nur auf großen Parcours eine hervorragende Figur, es ist auch wendig genug für kurze Transporte im Wohnzimmer und bietet Groß und Klein einen extrem hohen Spielwert.

Wir hatten das Glück, einen Bausatz aus der Vorserie in die Hände zu bekommen. Noch ohne Verpackung und mit kurzer Anleitung. Dabei waren jedoch natürlich das Basismodell aus dem Hause BRUDER und alle zum Umbau benötigen mechanischen Teile. Ein ebenfalls bei Tönsfeldt erhältlicher Ausbausatz enthält die Antriebs­motoren und das Lenkservo. Ordert man den Ausbausatz gleich mit, so ist der Aufpreis nicht höher, als wenn man die zusätzlichen Teile im Laden einzeln kaufen würde. Fernsteuerung, Akku und Regler gehören jedoch nicht zum Lieferumfang. Es werden aber ausreichend dimensionierte Fernsteuerkomponenten in der Bauanleitung empfohlen. Viel Werkzeug wird zum Zu­­sam­menbauen nicht benötigt: kleine Flach­zange, Kreuz- und Schlitz­schrauben­dreher, kleine Inbusschlüssel, Draht, Pinzette sowie ein Bohrer mit 1,5 Millimeter Durchmesser. Für den Anschluss der Motoren genügt ein einfacher Lötkolben, auf Anfrage sind die Motoren auch schon verkabelt und entstört lieferbar. Als Arbeitsfläche reicht ein Küchentisch locker aus.

Haken und Ösen

Wer schon mal ein Modell von BRUDER zerlegt hat, weiß von unzähligen versteckten Haken und Verriegelungen ein Lied zu Singen – eine spezielle „Zerlege­anleitung“ ist im Internet zu finden. Das­selbe „Problem“ hat man eigentlich auch beim Sprinter, im Tönsfeldt-Bausatz ist es jedoch ganz pragmatisch gelöst. Der Rah­men ist auf der Unterseite bereits ausgefräst, die Flächen auf denen später die Achsen montiert werden, haben das richtige Maß, Aussparungen und Platz für ausreichend Lenkeinschlag gibt es in den vorderen Rad­häusern ebenfalls. Eine weitere Bear­beitung ist daher gar nicht erforderlich. Apropos Platz: Unter der Motorhaube hat der Sprinter reichlich davon.
Selbst sehr große Emp­fänger und Regler würden hier Unter­schlupf finden – solange sie durch den Aus­schnitt im Boden passen. Denn die Karosserie sitzt nach wie vor un­­ver­rückbar fest auf dem Chassis. Außer­dem käme man nach dem Zusammen­bau nicht mehr an die Teile heran, denn der Ausschnitt im Boden wird später durch die Vorderachse vollständig verschlossen. Töns­feldt verstaut die ganze RC-Anlage daher ganz anwenderfreundlich unter der Pritsche. Der Akku sollte ohnehin hinten bleiben, das leichte Fahrzeug braucht dieses Gewicht auf der Hinterachse für ausreichende Traktion.

Los geht‘s

Der erste echte Bauabschnitt ist die beiliegende Veroma-Vorderachse. Wer eine solche das erste Mal zusammenbaut, sollte dafür etwas Zeit einplanen. Wichtig ist vor allem die richtige Montage der im Bausatz enthaltenen Alu-Spurstange. Denn sie muss später in Fahrtrichtung hinter der Achse und über den Lenkhebeln liegen, sonst klappt der Anschluss zum Lenkservo nicht. Für den Einbau im Modell liefert Tönsfeldt eine sechseckige Trägerplatte mit Ausschnitt für das Servo. Dieses ist vorne und hinten nicht ganz symmetrisch, das Stück vor der Achse länger. Vertauscht man die Seiten, passen entweder die Räder nicht ins Radhaus oder die Lenkgeometrie stimmt nicht. Die Schrau­ben für die Montage der Achse an der Platte waren bei unserem Vorserienbausatz noch sehr lang und mussten für ausreichende Bodenfreiheit gekürzt werden. Das Servo wird so von oben in die Platte ge­­schraubt, dass die Achse des Servohebels in einer Linie mit der Vorderachse liegt. Zwei mitgelieferte Distanzstücke sorgen für die nötige Luft zwischen diesen beiden Teilen. Trotz­dem bleibt nach dem Einbau kein Platz für Korrekturen.

Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Fernsteuerung in Betrieb zu nehmen und das Lenkservo auf Mitte zu stellen, der Hebel zeigt dabei nach hinten. Nachdem Achse, Servo und Spurstange in Position gebracht sind, empfiehlt es sich, die Leichtgängigkeit der Len­kung zu prüfen. Sitzt die ganze Bau­gruppe erst einmal im Modell, ist jede Ände­rung mit viel Schrauberei verbunden. Läuft alles zu­­frieden stellend, kann die ganze Vorder­achs­einheit ins Modell eingebaut werden. Für das Servokabel sind im Chassis bereits Löcher vorhanden, mit einem zum Haken gebogenen Stück Draht lässt es sich ohne Weiteres nach hinten durch­fädeln. Die Trägerplatte wird dann nach Augenmaß mittig auf der plangefrästen Fläche ausgerichtet, die Löcher mit der Hand vorgebohrt und das Ganze mit vier Blechschrauben befestigt. Diese halten im Kunststoff erstaunlich gut und dauerhaft. Nur bei wiederholter Montage ist ein wenig Vorsicht geboten: Nicht einfach wieder mit Gewalt hineindrehen, sondern die schon vorhandenen Gewindegänge suchen.

Gegenläufig

Nun kann es mit dem Antrieb weitergehen. Der Sprinter verzichtet auf teure Ach­sen und aufwändige Kraftübertragung, stattdessen werden das rechte und linke Rad direkt von jeweils einem Getrie­be­motor angetrieben, es entsteht eine Art teilgesperrtes Diffe­renzial. Die Motoren sitzen als Pendel­achse in einem U-Profil und sind parallel geschaltet. Bei der Verkabelung ist die Dreh­rich­tung zu beachten: Da die Motoren einander gegenüberliegen, müssen sie entgegengesetzt laufen, damit beide Räder vorwärts beziehungsweise rückwärts fahren. Dazu ist jeweils der markierte Anschluss des einen Motors mit dem nicht markierten des anderen zu verbinden. Der Erfolg ist ganz einfach zu prüfen. Dreht man bei eingebauten Motoren und ohne Fahrregler ein Rad vorsichtig durch, muss das andere in die gleiche Richtung drehen (Dynamoeffekt).

Der einzige wirklich zeitraubende Arbeitsschritt ist die endgültige Befestigung der Motoren im Alu-Profil, da man auf das Aushärten des Zweikomponenten-Klebers warten muss. Ganz Ungeduldige könnten auf Heißkleber ausweichen, denn nach einem Vorwärmen der Metallteile hält das ebenso. Während der anschließend nötigen Abkühl­zeit wäre jedoch auch Fünf-Minuten-Epoxy grifffest. Zwei Blechwinkel halten die Hin­ter­achse im Fahrzeugrahmen, sie werden wie die Vorderachse nach Augen­maß ausgerichtet und mit Blechschrauben befestigt. Eine gute Montagehilfe gibt dabei die Pendel­achse selbst ab. Vor dem Bohren schon einmal die Winkelbleche von oben zwischen die Rahmenträger setzen und mit der Pendel­achse und dem Bolzen zu einer Einheit verbinden. So lässt sich prüfen, ob die Motoren genügend Freigang im Rahmen haben. Die Räder mit verchromten Felgen stammen von Wedico. Auf der Hinterachse fährt der Sprinter eine Doppelbereifung, dazu werden einfach zwei Räder zusammen auf die von Tönsfeldt mitgelieferten Naben gesteckt. Eine Mutter plus U-Scheibe sorgt für den nötigen Halt. Ein Zusammenkleben der Felgen, wie in der Anleitung empfohlen, ist dazu nicht unbedingt erforderlich, aber für den härteren Einsatz sehr empfehlenswert.

Schlicht und einfach

Zur Steuerung genügt eine einfache Zweikanal-Anlage, denn außer Lenken und Fahren sind erst einmal keine Son­der­funk­tionen vorgesehen. Das hat auch Vorteile. Solche Anlagen bekommt man im 27-Mega­hertz-Band, eine Fre­quenz, auf der es bei Veranstaltungen lange nicht so gedrängt zugeht wie im 40-Mega­hertz-Bereich. Für die Unter­brin­gung hat Tönsfeldt eine einfache Lösung parat. Eine flache Wanne aus Blech füllt den ausgefrästen Raum im Rahmen unterhalb der Pritsche. Dort finden einerseits die Komponenten der Fernsteu­e­rung ihren Platz, andererseits sorgt die Wanne samt Inhalt für Stabilität. Auch hier sind wieder Blechschrauben das haltende Element. Die Wanne bietet Platz für acht bis zehn Zellen (9,6 bis 12 Volt) in AA-Größe sowie einen kleinen Empfänger. Mit so einem Modell fährt man ohnehin nie sonderlich weit weg, daher genügt es, die Antenne einfach unter der Pritsche aufzurollen. Besser wäre natürlich, sie Richtung Motorhaube durchzuziehen, was allerdings vor dem Einbau der Vorderachse geschehen müsste. Über der Hinterachse findet sich genug Platz für einen kleinen Regler, eine Version mit 2 Ampere Dauerstrom und BEC reicht dabei völlig aus.

Die Konstruktion der RC-Wanne bietet einerseits leichten Zugriff auf alle Kom­po­nenten, andererseits ist sie jedoch einer wichtigen Erweiterung im Weg: Für einen funktionierenden Kipp­antrieb ist wenig Platz vorhanden, es bleibt nur „Hand­hydrau­lik“. Macht nix, schließ­lich gibt es ja auch im Original reine Pritschenfahrzeuge.
Mit dem vorgesehenen Akku von 9,6 Volt ist der Sprinter kein Raser. Die Höchst­ge­schwin­dig­­keit liegt umgerechnet bei etwa 60 Kilo­meter die Stunde, im Modell etwa Schrittgeschwindigkeit.

Mehr muss aber auch nicht sein. Dafür ist das Modell sehr wendig, Rangieren macht ohnehin viel mehr Spaß. Besonders mit dem passenden Anhänger, der trotz aller Umbauten noch an den ori­ginalen BRUDER-Kupp­lungs­haken passt. Un­be­laden erklimmt der Sprinter Steigun­gen von etwa 30 Grad, dann ist die Reibung zwischen Reifen und Straße ausgereizt. Die Motoren würden aber deutlich mehr schaffen.

Tuning

Die Exaktheit der Lenkung lässt nach einiger Fahrzeit nach, denn die Mitnehmer von Servohebel und Achsschenkeln zur Spur­stange bestehen im Bausatz einfach aus M2-Schrauben. Diese laufen direkt in der Alu-Spurstange und weisen etwas Spiel auf – das sich im laufenden Betrieb stetig vergrößert. Die Lösung sind kurze Hülsen aus 3 x 1-Millimeter-Messingrohr und entsprechendes Aufbohren der Spurstange. Besser, weil einstellbar, wäre natürlich eine Kons­truktion mit Kugelköpfen. Wer insgesamt schneller unterwegs sein möchte, hat ebenfalls noch ausreichend Möglichkeiten. Die Motoren sind auf 12 Volt ausgerichtet, vertragen also ohne Weiteres zwei Zellen mehr. Platz für Zusatzfunktionen wäre unter der Haube ge­nug und wer geschickt im Umgang mit Multifunktionswerkzeugen von Dremel oder Proxxon ist, kann natürlich durch beherzten Einsatz einer Trennscheibe die Motorhaube entlang der angedeuteten Spalte öffnen, um einen leichteren Zugang zu schaffen. Dann ist der Weg auch frei für ein Licht- oder Sound­modul und eine Ansteu­erung für die Kipp­mechanik. Man sieht: Selbst so ein kleines Fahrzeug bietet noch reichlich Raum für Erweiterungen.