Aeromaximal – Ford Aeromax von Tamiya
Nachdem ich vor einiger Zeit eine europäische Zugmaschine mit einem Flachbettauflieger gebaut, in TRUCKS & Details 3/2001 darüber berichtet habe und später einen Zweiachs-Containerauflieger günstig bei eBay ersteigert hatte, kam der Wunsch nach einer zweiten Zugmaschine – etwas Passendem für den Containerauflieger. Da es sich bei diesem um einen Zweiachs-Auflieger im US-Stil handelt, kam für mich nur eine US-Zugmaschine in Frage. Da ich überzeugter „Tamiyaner“ bin, entschied ich mich für den Ford Aeromax.
Er ist der derzeit einzige US-Truck mit realem Vorbild und das war für mich ein wichtiges Kriterium. Der komplette Zug sollte aber, quasi als fahrender Werbeträger, in Deutschland „zugelassen“ werden. Das machte einige Veränderung speziell am Auflieger erforderlich.
Das Zugpferd
Erworben habe ich den Tamiya-Bausatz des Aeromax von einem eBay-Verkäufer mit Sitz in Hong Kong. Alles in allem war der Bausatz dadurch, inklusive der Versandkosten und Zollgebühren, immer noch wesentlich preiswerter, als das günstigste Angebot in Deutschland. Grundsätzlich schade, denn es kurbelt nicht gerade die heimische Konjunktur an, schonte aber meinen Geldbeutel.
Als erstes wurde die Karosserie zum Lackieren vorbereitet. In die unteren Seitenteile bohrte ich Löcher für die Aufnahme der Seitenmarkierungsleuchten und die ursprünglichen Seitenblinker für die spätere Aufnahme von Lüftungsschlitzen wurden weggefräst. Insgesamt sollte der Truck „Custom made“, also optisch getunt erscheinen, aber nicht mit zuviel Schnick-Schnack überladen wirken. Die Lackierung habe ich persönlich mit einer Spraydose vorgenommen. Die Farbe Aluminiumsilber seidenmatt schien am passendsten für den grundsätzlich aluminiumfarbenen Auflieger. An Windleitblechen, Heckleuchtenträger und Frontstoßfänger wurde Spiegelfolie angebracht, welche wiederum die Custom-made-Optik unterstreichen sollte. Als Antriebsmotor kommt entgegen dem Baukastenmotor ein langsam drehender, drehmomentstarker Truckpuller von LRP zum Einsatz. Getriebe, Antriebsstrang und Fahrzeugrahmen wurden aber unverändert aus dem Baukasten übernommen. Natürlich sind alle drehenden Teile kugelgelagert, um eine lange Fahrzeit und einen „reibungsfreien“ Betrieb zu gewährlcisten.
Details
Zusätzliche Details sollten den Aeromax optisch noch weiter aufwerten. An der Vorderachse entschied ich mich deshalb für Alu-Breitfelgen mit entsprechenden Vollgummireifen von MM-Modellbau. Diese sehen nicht nur erheblich „bulliger“ aus, sondern haben auch den Effekt des viel leichteren Lenkens und Rangierens. Die Tamiya-Luftreifen können sich beim Rangieren mit voll eingeschlagener Lenkung nämlich etwas leicht von der Felge abscheren. Um den Einschlagwinkel der Vorderräder weiter zu verbessern, fertigte ich eine gekröpfte Spurstange an. Die Spurstangenköpfe gelangen dadurch nicht mehr an die Federbügelhalter. Des Weiteren fräste ich etwas Material aus den Achsschenkeln heraus, die dadurch einen etwas größeren Drehradius erhielten.
Die Alufelgen polierte ich auf Hochglanz, damit sie den verchromten Kunststoff-Hinterachsfelgen optisch in nichts nachstehen. Farblich abgesetzt wurden dann noch der Mutternschutzring und die Radnabe. Die Hinterachsfelgen sind mit Außenplanetengetriebe-Attrappen von EBH-Modellbau versehen. Sie übernehmen die Funktion der Befestigungsmutter, wurden schwarz lackiert und die angedeuteten Felgenmuttern silbern abgesetzt.
Der hintere, von oben sichtbare Teil des Fahrzeugrahmens wurde komplett mit Aluminiumriffelblech verkleidet. An die hintersten Rahmentraverse baute ich noch eine Anhängerkupplung an. Nur für alle Fälle, wer weiß, wofür das einmal gut ist. Die Auspuffanlage wurde ebenfalls komplett überarbeitet. Die verchromten Kunststoffendrohre mit den aufgesetzten Kunststoff-Chrombogen gefielen mir nicht, da man dann sofort sah, dass die Rohre mehrteilig waren. In der Sanitärabteilung des Baumarktes wurde ich fündig. Ein verchromtes Kupferrohr in entsprechendem Durchmesser versprach eine Lösung zu sein. Von einem Fachmann ließ ich es mir um 90 Grad biegen und sägte es in zwei Teile. Die beiden Hitzegitter schnitt ich aus ehemaligen Lautsprecherabdeckungen zurecht und bog sie entsprechend dem Auspuffrohrradius. Da die Gitter ursprünglich schwarz waren, mussten sie sorgfältig blank geschliffen werden und wurden anschließend klar lackiert. Die unter den Rahmen auslaufenden Auspuffrohrstücke setzte ich farblich etwas ab. Die verkreuzte Auspuffhalterung des Baukastens änderte ich, da es andernfalls zu Problemen mit den zwei elektrischen Anschlüssen für den Auflieger gekommen wäre.
Wie schon erwähnt, schliff ich die angedeuteten Seitenblinker seitlich in der Motorhaube vor dem Lackieren ab, um „Belüftungskiemen“ aus Alublech an dessen Stelle anbringen zu können. Auch diese polierte ich auf Hochglanz.
Schade fand ich grundsätzlich, dass der Ford-Aeromax-Bausatz keine Sonnenblende enthielt. Ich schaffte Abhilfe, indem ich ein Stück Plexiglas mit dem Heißluftfön erwärmte und passend zurechtformte. Danach wurde noch etwas geschliffen und gefeilt, damit auch die Symmetrie stimmte. Die Abdunklung erzielte ich mit Tamiya-Rauch-Spray, das an der Innenseite der Sonnenblende aufgebracht ist. Als Abschluss umrahmte ich den Sonnenschutz noch mit einem silbernen Lackstift. Befestigt hab ich sie mit jeweils einem kurzen Alustreifen links und rechts und Mini-Sechskant-Schrauben. Überhaupt habe ich die überall am Fahrzeug sichtbaren Kreuzschrauben gegen Mini-Sechskant-Schrauben ersetzt. Bei der Betrachtung des Fahrzeugs mit der Nasenspitze verbessert das den optischen Eindruck doch erheblich.
Die Erleuchtung
Für die Lichtfunktionen ist die Tamiya-Lichtanlage zuständig. Sie beinhaltet Standlicht, Fahrlicht, Bremslicht und Blinker. Sie ist grundsätzlich nur am Schalterpanel, angebracht an der Fahrerhausrückwand, zu bedienen. Mit Minirelais überbrückte ich jeden einzelnen Schalter. Die Relais werden von einem Multiswitchmodul angesteuert. Nun ist es ebenso möglich, die Funktionen der Lichtanlage auch über die Fernbedienung zu betätigen. Zusätzlich werden mit dem Multiswitch noch Nebel-, Fern- und Rückfahrlicht geschaltet.
Als Leuchtmittel kommen für die Haupt- und Nebelscheinwerfer weiße Fünf-Millimeter-LEDs zum Einsatz. Für Fern-, Begrenzungs- und Rückfahrlicht erhellen kleine Glühbirnen die Straße, Blinker, Seitenmarkierungsleuchten und Bremslicht wurden mit roten und orangenen LEDs bestückt. Direkt neben den serienmäßigen Nebellampen im vorderen Stoßfänger sitzen ein gleiches Paar Zusatzlampen für das Extra-Fernlicht, das sowohl dort, wie auch in den Hauptscheinwerfern die Erleuchtung bringt.
Wie es heute in der Autobranche modern ist, findet man auch an diesem Truck bis auf die Dachbeleuchtung nur weiß/rote Leuchtenabdeckungen. Wie es für einen US-Truck üblich ist, leuchtet auch bei diesem Exemplar das Standlicht orange in den Blinkern. Dieses ist in Deutschland eigentlich grundsätzlich verboten. Da aber die Frontblinker auch zur Seite scheinen, deklariere ich es als Seitenmarkierungsleuchte. Um nicht die klare Scheinwerferabdeckung im Bereich der Blinker orange färben zu müssen, er aber dennoch orange leuchten sollte, nahm ich ein Stück orange Leuchtenabdeckung eines ehemaligen Heckblinkers und brachte sie in den Blinkerausschnitten an, da für die Standlichtfunktion Glühbirnen zum Einsatz kommen. Der eigentliche Seitenblinker, den übrigens die Tamiya-Elektrikeinheit nicht vorsieht, hat seinen Platz im unteren Bereich der Karosserie hinter den Vorderrädern. Sie wurden einfach parallel zu den hinteren Blinkern geschaltet. Die klobigen Baukastenrücklichter verschwanden gleich in der Bastelkiste. Aus Aluminium-U-Profil fertigte ich neue Leuchtenträger an. Diese wurden später mit Spiegelfolie beklebt. Vorhanden sind nunmehr Rücklicht, Begrenzungslicht, Bremslicht und Blinker in jeweils einzelnen Leuchtenabdeckungen. Die stammen von Conrad und sind Abdeckungen für LEDs. In der Mitte des Rahmens brachte ich noch zwei etwas größere Rückfahrscheinwerfer an. Die Kennzeichen habe ich, nachdem ich den passenden Schrifttyp gefunden hatte, am heimischen PC selbst hergestellt. Nach langem autodidaktischen Lernen, Üben und Ausprobieren kann man jetzt sogar den Monat des TÜV- beziehungsweise AU-Termins und das Landeswappen erkennen.
Der Fahrerarbeitsplatz
Leider lassen sich bei Tamiya-Fahrerhäusern die Türen nicht öffnen. Mir erschien es auch zu aufwändig, dieses zu bewerkstelligen. Wenigstens die Seitenscheibe der Fahrertür ist ein wenig heruntergekurbelt. Obwohl man nur durch Front- und Seitenscheiben ins Innere schauen kann, habe ich die Kabine so gut es ging „wohnlich“ ausgestattet. Der Getriebetunnel ist mit Pappstücken abgedeckt. Sowohl dieser, wie auch die Sitze und das Dach sind mit hellem Stoff bezogen. Eine kleine rote Innenlampe und die obligatorische Kette für die Fanfare sind an der Decke angebracht. Das „Custom“-Volant entnahm ich einem ´57er Chevy Bel Air, einem Revell-Plastikmodell im Maßstab 1:12. Die Thermoskanne samt Tasse stammt von Playmobil. Das kleine Brettchen mit der Tomate war mal Teil eines Werbeanhängsels einer Weinflasche. Das Zeitungs- und Kartenmaterial ist mit Hilfe des Scanners am heimischen PC produziert worden. Die Namensschilder, die bei eingeschaltetem Standlicht leuchten, hat mir ein Bekannter gebaut. Sie funktionieren auf Basis von Lichtleitertechnik und sind Plexiglasstreifen, die von der schmalen unteren Kante mit Mini-LEDs beleuchtet werden.
Hinter dem Vorhang zum Sleeper
sitzen Fahrtenregler, Empfänger, Multiswitchmodul sowie einzelne Platinen der Lichtanlage. Sound- und Lichtanlage sind an Seiten- und Rück-wand der Hütte untergebracht. Der Lautsprecher schallt vom oberen Teil des Sleepers herab. Das Tamiya-Soundmodul beinhaltet ein Motorengeräusch – das Druckluftablassen und eine Fanfare. Es ist für Fahrten im Indoorbereich ausreichend laut, wirkt allerdings im Vergleich zur neuen MFU, die ich in meinem Knight Hauler verbaut habe, etwas kümmerlich. Die Betätigung der Fanfare übernimmt, abweichend vom Baukasten, ein extra Schalter an der Fernbe-dienung. Vorgesehen ist diese über einen Proportional-Kanal, damit würde aber die Sattelkupplung nicht mehr zu öffnen sein.
Das Anhängsel
Den Containerauflieger von Tamiya habe ich auch bei eBay gebraucht und schon zusammengebaut erstanden. Der Vorbesitzer wohnte am Rand des Ruhrgebietes und ich entschied mich den Auflieger persönlich abzuholen. Das verband ich mit einem ausgiebigen Shopping Tag im Centro in Oberhausen. So war die begleitende Ehegattin auch davon zu überzeugen, Paketdienst zu spielen.
Die Tamiya-Trailerbeleuchtung und die elektrisch einfahrbaren Abstellstützen waren ebenfalls schon eingebaut. Da dieser Auflieger zusammen mit dem Aeromax in Deutschland „zugelassen“ werden sollte, waren einige Änderungen an ihm erforderlich. Der Rahmen blieb dabei unverändert, einzig das komplette Doppelachspaket brachte ich etwa zehn Zentimeter weiter vorne am Rahmen an. Auch die Platte für den Königszapfen fertigte ich neu und länger an, sodass der Zapfen sich nun weiter hinten befindet und der aufgesattelte Auflieger näher an das Fahrerhaus der Zugmaschine kommt.
Die Felgen wurden mit Drei-Millimeter-Hutschrauben anstelle der Kreuzschrauben aus dem Baukasten miteinander verbunden. Die Radnabe aus Alu als zentrale Befestigungsmutter lieferte MM-Modellbau. Da die verchromten Kotflügel, die Tamiya seinen Aufliegern spendiert, vorne und hinten viel zu weit auseinander gehen, habe ich sie vorsichtig mit dem Heißluftfön bearbeitet und so dem Radius der Räder entsprechend angepasst.
Der Baukasten-Heckabschluss verschwand ebenfalls sofort in der Bastelkiste. Aus Aluprofilen baute ich eine neue Hecktraverse mit entsprechenden Rückleuchten. Bei diesen bediente ich mich mit LED-Reflektoren und den dazu passenden farbigen Abdeckkappen aus dem Conrad-Elektronik-Programm. Natürlich musste dann auch, weil für europäische Fahrzeuge vorgeschrieben, ein seitlicher Unterfahrschutz angefertigt werden. Dieser entstand aus Alustreifen und ist auch nach oben hin klappbar. Bei den seitlichen Befestigungsschrauben des Containers verwendete ich Senkkopfschrauben, die später durch das Bekleben der Silhouette mit Spiegelfolie unsichtbar wurden.
Bremslicht- und Blinkerfunktion übernimmt die Tamiya-Trailer-Lichtanlage. Standlicht, Begrenzungsleuchten, Seitenmarkierungsleuchten und Rückfahrlicht werden über ein Relais vom Multiswitch der Zugmaschine geschaltet. Dafür kommt ein kleiner vierzelliger Akku im Rahmen zum Einsatz. Auch hier sind die Leuchtenträger alle in rot/weißem Design. Die vordere orange und hintere rote obere Containerbeleuchtung sind mit jeweils fünf Lämpchen im US-Stil gehalten. Auch das Nummernschild ist beleuchtet. Als Verbindungskabel zur Zugmaschine kommen alte Wendel-Telefonkabel zum Einsatz. Die Stecker und Buchsen stammen von der Tamiya-Trailer-Lichtanlage. Ein Stecker steuert die Trailer-Lichtanlage, der andere den Rest der oben genannten Funktionen.
Nun mussten nur noch die Seitenflächen des Aufliegers schön designed werden. Mit den riffeligen Baukasten-Seitenteilen konnte ich mir nicht wirklich anfreunden. Ich ließ mir deshalb als erstes glatte Pendants aus Alublech in einem Fachbetrieb zurecht schneiden. Für ein Airbrush-Design war ich auch nicht zu erwärmen. Ich konnte so etwas nicht selber machen und eine Auftragsarbeit schien mir zu teuer zu werden, da ich auch niemanden persönlich kannte, der so eine Arbeit hätte übernehmen können. So kam mein Schwager ins Spiel. Er ist gelernter Werbetechniker und Lichtreklamenherstellermeister. Er machte den Vorschlag, in seiner Firma einen passenden Digitaldruck für meine beiden Seitenflächen und die zwei Hecktüren herzustellen. Dieser Vorschlag hat mich überzeugt, denn so etwas hat nicht jeder. Bei der Wahl der Motive habe ich ihm freie Hand gelassen. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Er half mir dann noch beim Anbringen der großen Folien auf den Seitenwänden und Hecktüren. Ein leichter Feinschnitt war auch noch nötig, da andernfalls die Bleche nicht mehr in die Führungen gepasst hätten, denn so ein Digitaldruck ist zirka 0,8 Millimeter dick. Da das Austauschen der Seitenbleche keine besondere Schwierigkeit ist, kamen wir auf die Idee, noch andere Motive, diesmal auf Poystyrolplatten geklebt, herzustellen. Mittlerweile bekam ich zwei weitere Paare Seitenwände aus Polystyrol mit verschiedenen Motiven zur Verfügung gestellt. Mit den PS-Seitenwänden wird der Container auch gleich merklich leichter. Die nächste Stufe sind beklebte Klarsichtseitenwände mit einer Beleuchtung von innen. Daran arbeiten wir aber noch.