Ein Steinle kommt selten allein – MAN TGA LX auf Bruder-Basis

Ein Steinle kommt selten allein – MAN TGA LX auf Bruder-Basis

„Eine Schwerlastzugmaschine einmal etwas anders, mit einem Hauch von Showtruck“. Diese Anforderung stand ganz oben im Lastenheft unseres nächsten Modells. Als Vorbild dienten die MAN-Zugmaschinen der Firma Steinle Kraftverkehr aus Lauingen, deren Farbgebung seines Gleichen sucht. Das glänzende Gelb des Fahrerhauses und das kräftige Blau der Anbauteile runden das Gesamtbild der gigantischen Zugmaschinen ab. Dazu kommt noch eine Prise Chrom und schon erwachsen die vierachsigen MAN TGA XXL zu absoluten Hinguckern.

Solch eine Zugmaschine als Modell sein Eigen zu nennen, wäre ein Traum. Schnell reifte der Entschluss, dieses Projekt in zweifacher Auflage in Angriff zu nehmen. Die beiden Modelle entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Firma Wendscher Modellbau, wobei der optische Eindruck der Modelle im Vordergrund stand.

Fahrgestell

Das kurze Fahrgestell basiert auf einem Aluprofilrahmen der Firma Wendscher mit gekröpftem Rahmenende und einer Länge von 463 Millimetern, in welchem alle Gewinde-Bohrungen vorhanden sind. Diese erleichtert die spätere Montage der Anbauteile. Die Lenkachsen wurden im Aluminium-Sandgussverfahren aus Alu gegossen. Diese hängen an den bekannten Blattfedern von Wedico. Der Blattfedersatz der ersten Achse erhielt dabei auf Grund der höheren Achslast ein Federblatt mehr. Nur an einem Federblatt hängt dagegen die gelenkte Vorlaufachse – sie läuft ohne Stützfunktion mit. Die Lenkung der ersten Achse übernimmt ein Servo mit einer Stellkraft von acht Kilogramm. Die zweite Achse ist über Kugelköpfe samt Gewindestange mit der ersten verbunden. Um den unterschiedlichen Lenkeinschlag der Lenkachsen zu realisieren, wurde die Lenkstange auf dem Anlenkhebel versetzt – bei der ersten Achse nach innen und bei der zweiten nach außen.

Die Hinterachsen sind pendelnd am Rahmen aufgehängt. Sie werden mittels Längs- und Querlenkern in der Spur gehalten und durch ein detailliertes Federpaket gefedert. Der Antrieb der beiden Modelle ist unterschiedlich, da diese der Zubehörkiste entsprungen sind und nicht neu gekauft wurden. Ein Antriebsstrang besteht aus einem Bühler-Motor mit Standardgetriebe von Wedico sowie einem Zwischengetriebe von Tamiya, von dem aus die beiden Wedico-Kunststoffachsen angetrieben werden. Der zweite Antriebsstrang besteht aus einem GEFEG-Motor mit Standardgetriebe, der seine Kraft auf zwei robbe-Achsen verteilt. Die Alufelgen wurden nach eigenen Entwürfen gedreht und auf Hochglanz poliert. Die Räder der Lenkachsen sind mit Breitreifen bestückt, das Hinterachsaggregat wurde mit Fulda-Ecocontrol-Reifen versehen. Alle Naben und Mutterschutzringe wurden lackiert, um sie optisch hervorzuheben. Eine Besonderheit sind Nabendeckel der Vorderachsen, welche mit einen MAN-Schriftzug versehen wurden. Für die Kotflügel wurden die Maße vom Original abgenommen und anschließend Holzformteile gefertigt, die nachfolgend abgeformt wurden. Die Kotflügel bestehen aus Resin und sind mit Messinghaltern versehen. An den hinteren Kotflügeln wurden spezielle Siebenkammer-Rückleuchten angebracht. Bei diesen handelt es sich um eine Nachbildung der Firma Hella. Sie besteht aus einer komplett bestückten SMD-Platine mit LEDs. Nach dem Lackieren bekamen alle Kotflügel ihre Schmutzlappen. Der Anbau des Auspuffs, bestehend aus einem Alugehäuse mit Resin-Deckel, und die Druckkessel runden den Fahrgestellbau ab.

Fahrerhaus

Abweichend vom Original, das eine XXL-Hütte besitzt, verwendeten wir aus Kostengründen ein Bruder-Fahrerhaus in MAN-LX-Ausführung. Die zusätzlichen Details, welche sich am Originalfahrzeug der Firma Steinle befinden, sollten so weit wie möglich übernommen werden. Um die nötige Höhe zum XXL-Haus zu bekommen, wurden beide Fahrerhäuser mit Spoilern ausgestattet. Diese sind funktionsfähig und können in der Höhe verstellt werden. Im Innenraum wurde ein gekantetes Alublech eingepasst und mit Stoff beklebt. Dieses Blech dient zur Aufnahme der Fahrzeugelektronik. Auf dem Armaturenbrett wurden die Cockpitanzeigen, wie Tacho und Drehzahlmesser, durch einen passenden Aufkleber dargestellt. Einen zusätzlichen Akzent setzt das MAN-Logo auf dem Lenkrad.

Weiter ging es mit der äußeren Gestaltung der Fahrerkabine. Die Stoßstange erhielt Lampeneinsätze, bestehend aus Scheinwerferverglasungen und Reflektoren. Zusätzlich sind Nebelscheinwerfer integriert. Zum Abschluss erhielt die Stoßstange noch einen verchromten aus Messing und Kupfer hergestellten Bullfänger. Für eine gute Sicht des Fahrers sorgen die selbst gefertigten Spiegel im MAN-Design. Auf dem Dach befindet sich ein verchromter Messing-Lampenbügel mit vier Zusatzscheinwerfern und die Rundumkennleuchten, das so genannte Randalelicht. Die Dachluke wurde durch eine gefräste Aluplatte ersetzt. Zwei Antennen mit Spiralfederfuß und eine passende Sonnenblende vervollständigen die Optik.

Schwerlastturm

Im Vergleich zu anderen Schwerlastzugmaschinen sucht man dicke Auspuffrohre vergeblich, da der Auspuff nach unten am Rahmen verlegt wurde. An seine Stelle rückt ein gewölbter Tank – dadurch wird der Durchschwenkradius des Trailers flexibler. Der Komponententräger wurde aus Vierkantrohr zusammengelötet. Der Dieseltank entsteht aus 1,5 Millimeter ABS-Material. In der Rückwand des Tanks ist für den späteren Einbau des Lautsprechers eine Öffnung ausgeschnitten. Ebenfalls aus ABS-Platten entstanden die Staukästen, die angedeuteten Klappen bestehen aus Aluminium. Die Klappenverschlüsse sind aus Resin gegossen. Am unteren Teil des Komponententrägers befindet sich auf der rechten Seite ein Resin-Gehäuse mit Klappdeckel als Batteriekasten und an der linken Seite die zusätzlichen Druckluftkessel aus Kupferrohr mit Kunststoffdeckel. Alle Druckluftkessel wurden nach dem Lackieren mit Chromzierband beklebt. Hinter dem Schwerlastturm ist der Laufsteg angebracht, der aus einem Messingrahmen mit einer Riffelblechabdeckung besteht. Die Ausziehleiter wurde in den Rahmen eingearbeitet.

Jost-Sattelkupplung

Die Alu-Sattelkupplung ist vorbildgetreu nachempfunden. Sie ist voll funktionsfähig, selbst verriegelnd und schwarz eloxiert. Ein Hilfsrahmen sorgt für eine feste Verbindung zwischen Sattelkupplung und Rahmen. Alle Teile der Sattelkupplung wurden auf der CNC-Fräse hergestellt.

Tieflader

Beim Tieflader handelt es sich um einen Nooteboom OSDL Semi-Tieflader mit drei Achsen. Die Gesamtlänge des Aufliegers beträgt 1.120 Millimeter. Die Ladefläche misst dabei 920 Millimeter, bei einer Breite von 174 Millimeter. Die letzten zwei der drei Achsen sind zwangsgelenkt. Alle Bauteile, einschließlich der Achsen, sind auf der CNC-Fräse gefräst. Die Ladefläche bis einschließlich des Schwanenhalses besteht aus einer durchgehenden Zwei-Millimeter-Aluminium-Platte, die entsprechend abgekantet wurde und so für zusätzliche Stabilität des Aufliegers sorgt. Die Unterzüge sind aus unterschiedlichen Profilen und Knotenblechen gefertigt. Der Schwanenhals ist mit einem Winkel-Profil eingefasst. Unter der Ladefläche verläuft links und rechts ein Aluprofil, in dem die Radausschnitte der Achsen eingebracht sind. Der Schwanenhals und die Ladefläche sind mit Buchenholzstreifen und Riffelblech belegt. Die Rampe ist eine Konstruktion aus einem Messing-Profil und einer Buchenholzauflage und wird über ein Hebewerk, bestehend aus einem Servoantrieb mit verschiedenen Hebeln angetrieben. Die weitere Ausstattung entspricht dem Original-Truck mit Seitenunterfahrschutz, Radkasten-Spritzschutz und Zusatzrampen zum Befahren des Schwanenhalses. Die Alu-Bordwände auf dem Schwanenhals sind steckbar ausgeführt. An der Vorderseite des Schwanenhalses befinden sich zwei Ersatzreifen mit Halterung. Die Alufelgen für den Auflieger sind in eigener Regie entstanden. Die Nutzlast des Tiefladers liegt bei rund zehn Kilogramm, was für die gesamte Konstruktion jedoch keine Schwierigkeit darstellt. Die Ansteuerung des Lenkservos geschieht mittels einer elektronischen Steuerung über den Königsbolzen und die Sattelkupplung. Die Heckstoßstange wurde im Auflieger integriert und mit Fünfkammer-Rückleuchten bestückt. Die Rückleuchten sind dabei wie die Siebenkammer-Rückleuchten an der Zugmaschine aufgebaut.

Farbgestaltung

Das Fahrzeug und der Tieflader wurden mit Zwei-Komponenten-Lack lackiert und anschließen mit Klarlack überzogen. Folgende Farben kamen zur Anwendung:

• Fahrerhaus und Tieflader:
Viper Blue Metallic und
Yellow M mit Pearl-Effekt

• Anbauteile der Zugmaschine:
Viper Blue Metallic

• Anbauteile oberhalb des Rahmens:
Yellow M mit Pearl-Effekt

• Rahmen und Sattelkupplung:
Verkehrsschwarz

• Bordwände:
Alu natur (sandgestrahlt)
mit Klarlack überzogen

Die geplotterte Beschriftung ist aus einer 0,3 Millimeter dünnen Chromfolie hergestellt, die Holzteile der Ladefläche und Rampe sind mit Klarlack überzogen.
Fahrzeugelektronik

Die verbaute Fahrzeugelektronik stammt aus dem Hause tematik/Servonaut. Eingebaut wurde das Basisset M20T – eine Kombination aus Fahrtregler und Lichtanlage. Dieser Regler ermöglicht ein vorbildgetreues Fahren und feinfühliges Rangieren. Folgende Funktionen stehen zur Verfügung: Stand- und Fahrlicht, Blinker, Warnblinker, Brems- und Rückfahrlicht. Eine weitere Besonderheit ist der vorbereitete Anschluss für eine zusätzliche Servofunktion, zum Beispiel das Öffnen und Schließen der Sattelkupplung. Die anderen Beleuchtungsfunktionen, wie zusätzliche Nebellampen, Dachlampen, Nebellampen und Rundumkennleuchten werden über ein Multiswitch-Schalter MM4 geschaltet.

Zum Abschluss wurde noch das passende Soundmodul SMT eingebaut. Hierbei handelt es sich um ein drehzahl- und fahrsituationsabhängiges Motorgeräusch mit Anlasser- und Abstellgeräusch, Horn und Luftablas-sen. Das Soundmodul besitzt einen Mini-Lautstärkeregler für die versteckte Montage am Modell.

Zusammengefasst haben die Fahrzeuge unsere Erwartungen voll erfüllt. Die entstandenen Modelle bestechen durch ihren optischen Eindruck und ein hohes Maß an Vorbild- und Detailtreue. Abschließend möchte ich mich recht herzlich bei der Firma Steinle Kraftverkehr aus Lauingen für die Freigabe des Firmenschriftzuges bedanken.