Muskelprotz – Schwerlast-Tiefbettauflieger von robbe

Muskelprotz – Schwerlast-Tiefbettauflieger von robbe

Mit Spannung wurde er erwartet, jetzt ist er endlich da: robbes neuer, sechsachsiger Schwerlast-Tiefbettauflieger im Maßstab 1:14,5. Richtig gelesen. Denn robbe wagt mit dem neuen Auflieger den Sprung in den 1:14,5-Sektor. Ob der neue Anhänger die hoch gesteckten Erwartungen erfüllen kann? Wir wollten es genau wissen.

Der nicht gerade kleine Pappkarton deutet auf eine Vielzahl von Teilen hin. Nach Informationen von robbe sollen es über 1.200 sein. Das klingt nach nicht wenigen Abenden im Bastelkeller. Alle Komponenten sind nach Zusammengehörigkeit in einzelnen Tüten untergebracht. Nach dem ersten Sichten der Tüten sollte man die Bauanleitung zur Hand nehmen. Sie kommt als 43 Seiten starkes DIN-A4-Heft daher. Auf der ersten Seite wird man sowohl über die Gesamtmaße und die Funktionen des fertigen Aufliegers als auch den Aufbau der Montageanleitung nebst einzusetzenden Hilfsmitteln wie Kleber, Schraubensicherungsmittel und Farbe aufgeklärt. Positiv: Eine kleine Tube Schraubensicherungsmittel wird gleich mitgeliefert.

Übersichtlich

Auf den folgenden Seiten ist immer links das zu bauende Teil dargestellt, rechts wird zusätzlich in Textform erklärt, was zu tun ist. Des Weiteren werden die zum Einsatz kommenden Schrauben, Scheiben oder Muttern im Maßstab 1:1 abgebildet und mit ihrer Bezeichnung und zu verwendenden Menge dargestellt. Als reine Textbeschreibung gibt es die Bauanleitung noch auf Englisch und Niederländisch. Zusätzlich liegt dem Bausatz ein DIN-A4-Blatt bei, auf dem die passenden und erforderlichen Zubehörteile – natürlich alle aus dem Hause robbe – aufgeführt werden.

Genug der Theorie, kommen wir nun zum Bauen. Nur von außen betrachtet und auf den ersten Blick kann man beim Auflieger tatsächlich von sechs Achsen sprechen. In Wahrheit steht er auf zwölf zweifach bereiften, gefederten Radträgern, die, genau wie beim Vorbild, alle lenkbar sind und in der ersten Baustufe zusammengesetzt werden. Die qualitativ hochwertigen Aluteile sollten für ein schnelles Finden und Greifen in flache Schalen geschüttet werden. Beim Zusammenbau der Räder ist die Gemeinsamkeit mit den robbe-Staplerrädern nicht von der Hand zu weisen: Die Kunststofffelgen kommen auch hier in „Linde“-Rot daher. Es ist zu empfehlen, die zweifach kugelgelagerten Felgen erst zu lackieren, bevor sie in den Reifen geklebt werden. Dieser Vorgang ist 24-mal zu erledigen. Die 19-teiligen Radträger sind insgesamt zwölf Mal herzustellen, wobei sechs linke und sechs rechte zu unterscheiden sind. Hier geht es um die richtige Seite, an der die Anlenkhebel angebracht werden. Für die einwandfreie Bewegung der Radträger kommen auch hier je zwei Kugellager zum Einsatz.

Freilauf

Beim Befestigen der Räder am Träger mittels Inbusschrauben ist der Einsatz von Schraubensicherungsmittel unbedingt notwendig. Die Schrauben dürfen nämlich nicht festgezogen werden, da sie sonst keinen Freilauf haben. Die schönen Radkappen, die die Inbusschrauben abdecken sollen, müssten mit Sekundenkleber auf die Schraubenköpfe geklebt werden. Das hätte zur Folge, dass man die Räder nicht mehr abschrauben könnte, ohne die Kappen zu zerstören. Diese passen jedoch ohnehin nicht wirklich auf die runden Inbusköpfe. Wen der Anblick stört, müsste in puncto Befestigung auf Außensechskant-Schrauben zurückgreifen.

Auf den nächsten vier Seiten der Montageanleitung wird der Bau des Mittelteils, also das eigentliche Tiefbett, beschrieben. Es besteht aus einer Mittelplatte und je einer Verbreiterung an der linken und rechten Seite. Es ist so konstruiert, dass die Mittelplatte im fertigen Zustand nach dem Lösen von acht Schrauben angehoben werden kann, um die beiden Verbreiterungen unter der Mittelplatte aus- beziehungsweise einzufahren. So bekommt man ein schmaleres Tiefbett für eine entsprechend andere Last – wie beim Original. Alle Teile bestehen aus sauber gefrästem Aluminium, die Verbreiterungen sind mit Doppel-T-Trägern versehen. Auch diese Funktion ist an dem Modell sehr gut umgesetzt.

Als Nächstes kümmern wir uns in Baustufe 3 um den Heckwagen. Eine nicht unerhebliche Zeit nimmt der Zusammenbau der Ansteuerung für die später einzubauenden acht Radträger in Anspruch. Ein im vorderen Teil des Mittelrahmens befindliches Servo übernimmt mittels Gestängen und Umlenkhebel das Schwenken der Radträger. Hier ist darauf zu achten, dass die Gestängemaße, die auch 1:1 in der Bauanleitung dargestellt werden, genau eingehalten werden, damit die acht Radpaare auch gerade stehen. Ebenfalls sollte vor dem Einbau des Servos die Neutralstellung ermittelt werden. Beim Befestigen der kugelgelagerten Steuerscheiben und Winkelhebel ist der Einsatz von Stoppmuttern empfehlenswerter als die Verwendung der vorgesehenen, mit Schraubensicherungsmittel versehenen „normalen“ Muttern. Die restlichen, im 45-Grad-Winkel angesägten Rahmenteile werden mit kleinen Winkelteilen miteinander verschraubt. Hier kommen, wie auch in vorherigen und späteren Bauschritten, Blech-Schneidschrauben zum Einsatz. Das Einschrauben in Aluminium erfordert dementsprechend hohe Kraft. Um die Schrauben nicht im Ansatz zu zerstören, sollte dafür ein hochwertiger Schraubendreher zum Einsatz kommen. Komplettiert wird das Ganze mit den vormontierten Räderpaaren und dem Unterbau des Rahmens. Zum Schluss wird der fertige Heckwagen mit acht Inbusschrauben am Mittelteil befestigt.

Schwanenhals

So, ein Drittel des Aufliegers ist bereits fertig gestellt. Im folgenden Schritt wird der Vorderwagen mit seinen vier Räderpaaren zusammengestellt, dessen Aufbau und Funktion dem des Heckwagens prinzipiell entspricht. Es ist noch zu erwähnen, dass die zwei zum Einsatz kommenden Lenkservos eine Stellkraft von wenigstens 5 bis 6 Kilogramm pro Zentimeter aufweisen sollten. Nachdem nun auch der Vorderwagen mit dem Mittelteil verbunden ist, dreht es sich jetzt darum, den Schwanenhals zu montieren. Ein Senkrecht- und ein Vertikal-Vierkant-Profil werden mit Winkeln verschraubt und mit einer Abdeckplatte versehen. Nun wird der vordere Teil des Schwanenhalses, ebenfalls in Form eines Vierkant-Profils, mit Winkelblechen am bestehenden Halsstück angeschraubt. Durch je ein Langloch im hinteren Teil des Anbauwinkels besteht die Möglichkeit, den Schwanenhals in seiner Höhe zu verändern. Das erleichtert ein An- und Abkoppeln per Fernsteuerung mit dem Zugfahrzeug.

Als Königszapfen kommt ein Servotester zum Einsatz. Dieses Potenziometer steuert das Lenkservo im Vorderwagen. Eine Umpolung des Testers ist möglich, aber schwierig. Hersteller robbe empfiehlt deshalb den Einsatz hauseigener Servos. Für die im vorliegenden Modell verwendeten „Fremd“-Servos war ein Umpolen allerdings nicht erforderlich. Nachdem der Servotester montiert ist, wird die Sattelaufliegerplatte aufgeschraubt. Ein kugelgelagerter Ring wird über die Welle des Servotesters geschoben und an die Sattelplatte geschraubt. Kugelgelagert deshalb, weil dieser später direkt auf der Sattelplatte liegt. Mit Anschluss eines 4,8- oder 6-Volt-Akkus an das Potenziometer kann nun die Mittelstellung leicht ermittelt werden, bevor der Lenkgeber fest verbunden wird. Zwei vorher in der Sattelplatte montierte Anschlagschrauben haben die Aufgabe, das Servo vor zu großen Ausschlagimpulsen des Servotesters zu schützen. Sie werden in ihren Langlöchern so verschoben, dass ein Übersteuern des Servos beziehungsweise ein Blockieren des Gestänges zuverlässig vermieden wird.

Schönheitsfehler

Damit wäre der Auflieger rein technisch gesehen fertig. Jetzt werden der Vorder- und Hinterwagen sowie der Schwanenhals mit Aluplatten verkleidet. Ebenso bekommt der Tieflader eine Hecktraverse, die mit zwei Vierkammer-Rückleuchten ausgestattet wird. Die Rücklichter kennen wir schon vom Carson-Tiefladeauflieger. Beim Zusammenbau der Schwanenhalspritsche kommen – abgesehen von den Kugelpfannen der Lenkansteuerung – die fast einzigen Kunststoffteile des Bausatzes zum Einsatz. Die vier grauen, identisch großen Bordwände werden mit kleinen Kunststoff-L-Profilen an den Ecken miteinander verklebt und dann mit langen Profilstücken auf die Pritsche geschraubt. Die Profilstücke sind mit 1,5-Millimeter-Bohrungen versehen. Das L-Profil ist aber relativ „mager“ gewählt und der Halt daher nicht ideal. Schade ist in dem Zusammenhang auch, dass bei so viel Einsatz von gefrästen Aluminiumteilen gerade bei sichtbaren Teilen wie der Pritsche auf diese Art von Qualität verzichtet und auf nicht immer optimal zusammenpassende Kunststoffteile gesetzt wird. Das Verwenden von größerem Profil für das Verbinden der Pritschenwände miteinander und das Befestigen auf der Aluplatte ist hier zu empfehlen. Nun werden noch die zwei verbliebenen Räder zusammen mit zwei Kunststoff-Vierkant-Rohren an die vordere Pritschenwand geschraubt. Nur für die Optik werden von unten sechs Verstärkungsecken aus Polystyrol an die Pritsche geklebt. Auch hier wäre der Einsatz von Aluteilen etwas hübscher.

In der letzten Baustufe werden das Tiefbett und die Auflageflächen von Vorder- und Hinterwagen mit edlen Mahagoniholzstreifen beplankt. Die 0,5 Millimeter starken, 5 Millimeter breiten und 50 Zentimeter langen Hölzer müssen auf ihre passende Länge zugeschnitten werden. Zum Befestigen wählt man am besten normales Doppelklebeband. Beim Bekleben des Vorder- und Heckwagens sollte man darauf achten, für die Befestigungsschrauben der Aluplatten Aussparungen in die Holzbeplankung einzubringen. Ansonsten wird es schwierig, die Platte – für Wartungs- oder Einstellarbeiten an den Radträgern nebst Lenkgestänge – zu entfernen. Mit den Resten der Zuschnitte kann noch der Boden der Pritsche bedeckt werden. Wenn man den Auflieger nicht in seinem schicken Alulook belassen, sondern mit Farbe verschönern möchte, ist es sinnvoll, die Beplankung erst nach den Lackierarbeiten vorzunehmen.

Kinematik

Da zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Aufliegers die passende Zugmaschine von robbe, ein MAN TGA 41.660 XXL noch nicht zur Verfügung stand, musste für dessen Arbeit erst einmal ein US-Zugpferd aus dem Hause Dickie-Tamiya herhalten. Die Tamiya-Sattelkupplung wurde an den etwas außergewöhnlichen Kupplungskopf des robbe-Tiefladers angepasst, der unterschiedliche Maßstab außer Acht gelassen.

Es ging in diesem Moment ja nur darum festzustellen, ob und wie die Lenkmimik arbeitet. Wie schon erwähnt, übernimmt ein Potenziometer am Kupplungsbolzen das Einschlagen der vorderen vier Räderpaare. Durch Drehen des Lenkgebers in der Sattelkupplung bei Kurvenfahrt werden die vorderen Radträger zwangsgelenkt. Für das Steuern der hinteren Radgruppe kommt ein zusätzlicher Empfänger, natürlich mit gleichem Kanal wie im Zugfahrzeug, zum Einsatz. Um ein automatisches Mitlenken des Heckteils zu erzielen, müssen die Kanäle des Lenkservos der Zugmaschine sowie die des Aufliegers senderseitig gemischt werden. Ein ungewöhnliches Gefühl, wenn man es gewohnt ist, nur die Zugmaschine zu lenken und lediglich darauf zu achten, dass das Anhängsel hinterherdümpelt. Schließlich muss jetzt auch der Auflieger gleichzeitig mitgelenkt werden. Und das bei einer Länge von knapp 1,5 Meter. Es ist schon erstaunlich, wie wendig der gesamte Zug bei so viel Lenkbarkeit ist.

Insgesamt verlief die Testfahrt sehr zufrieden stellend. Von den Abmessungen passen diverse Trucks gut zu dem neuen Schwergewicht. Dem Maßstab 1:14,5 sei Dank, den robbe für sich entdeckt zu haben scheint. Summa summarum ist der neue Schwerlastauflieger eine imposante Erscheinung. Die zum Einsatz gekommenen, gefrästen Aluminiumteile sind von ausgesprochen guter Qualität. Die Pritsche mit ihren Plastikverstärkungen und die Radschraubenabdeckungen halten nicht ganz mit dem überaus positiven Gesamteindruck mit. Ebenso wäre der Einsatz von selbst sichernden Muttern an manchen Stellen wünschenswert. Dies sind nur Kleinigkeiten. Doch bei hochpreisigen Modellen sind auch leichte Abzüge in der B-Note ein wenig ärgerlich. Insgesamt kann robbes neuer Auflieger jedoch die in ihn gesetzten Erwartungen absolut erfüllen. Fazit: Das Warten hat sich gelohnt.