Tamiya Scania 770S 4×2 im Test

Tamiya Scania 770S 4×2 im Test

Die dritte Variante des Tamiya Scania 770S wird in diesem Testbericht von TRUCKS & Details-Autor Martin Tschöke genau unter die Lupe genommen. Das Modell besticht durch seine optische Detaillierung sowie umfangreiches Zubehör und erhält durch kleine, aber wirkungsvolle Upgrades neben einem individuellen Erscheinungsbild in dunklem Lila ein Fahrbild, das Spaß macht.

Die Band Deep Purple ist eine Legende. Wann spricht man von einer Legende? Wenn jemand oder etwas durch herausragende Taten, Eigenschaften oder eine besondere Bedeutung unvergessen bleibt. Bei Deep Purple steht das außer Frage. Die Marke Scania baut seit 1902 Lkw in Schweden. Über ein Jahrhundert. Das ist auch schon legendär. So legendär, dass Tamiya mittlerweile die dritte Variante des 770S auf den Markt bringt. Und mit der aktuellen Ausführung ein besonderes Modell, mit reichlich Zubehör am Start. Ein Abschlussmodell der Reihe? Man weiß es nicht. Trotz allem Grund genug, diesem Modell entsprechend seiner Ausführung das passende Erscheinungsbild zu geben. Nämlich in dunklem Lila, „deep purple“ eben. Und damit schließt sich der Kreis der Legenden.

Gut verpackt & wohlbekannt

Was erwartet uns nun bei dem neuen Scania 770S 4×2? Wie gewohnt, präsentiert uns Tamiya den neuen Bausatz in einem Hochglanzkarton. Der Inhalt ist wie immer aufgeräumt und sortiert untergebracht. Zahlreiche Spritzlinge aus ABS in Schwarz, Chrom und Weiß kommen nach und nach zum Vorschein. Nach Baugruppen sortiert, findet man Tüten mit Schrauben und Kleinteilen. Eine 52 Seiten starke Bauanleitung führt mit gut bebilderten Arbeitsschritten und 1:1-Abbildungen von Schrauben sowie Kleinteilen auch Anfänger sicher zum Ziel. Zahlreiche Betriebsmittel und Werkzeug findet man ebenfalls vor.

Der eigentliche Bau dieser Zweiachs-Zugmaschine gestaltet sich, wie bei allen anderen Zweiachsern. Den Anfang macht gewohntermaßen der Fahrzeugrahmen, der, immer noch identisch mit dem ersten Zweiachser, dem Mercedes 1838-Bausatz, aufgebaut ist. Rahmenteile aus Aluminium U-Profil, Differentialhinterachse aus Metall im Kunststoffgehäuse, angetrieben von einem Dreiganggetriebe, auch aus Metall, untergebracht in einem Kunststoffgehäuse. Die Vorderachse ist ebenfalls aus Metall, beide Achsen sind an Blattfedern aufgehängt. Es ist Technik, die sich seit Jahrzehnten bewährt hat und eigentlich nie Probleme gemacht hat.

Beständig, aber optimierbar

Meine über die Jahrzehnte gebauten Tamiya-Trucks müssten mittlerweile im übertragenen Sinn die Millionenkilometergrenze weit überschritten haben, und das, ohne jegliche technische Ausfälle seitens des Antriebs. Aber es gibt auch die andere Seite der Medaille. Denn so gut und beständig die Technik ist, das Dreiganggetriebe war, ist und bleibt zu lang übersetzt. Gepaart mit dem „Büchsenmotor“ mutiert diese Kombo zum Racetruck. Natürlich gibt es auch hier über die Jahre diverse Lösungsmöglichkeiten. Angefangen vom simplen Austausch des Antriebsmotors bis hin zum kompletten Wegfall der Antriebseinheit und hin zum Einbau eines Unterflurantriebes. Ich glaube in meinen Berichten habe ich mittlerweile jegliche Alternativen, die der Markt so hergibt, vorgestellt, eingebaut und getestet. Aber jedem Neuling empfehle ich das sofortige Austauschen des Büchsenmotors.

Zwischenzeitlich fand sich in den Baukästen auch mal ein 35-Turns-Motor, der schon etwas langsamer dreht, jedoch immer noch zu schnell in Verbindung mit dem Getriebe. Doch die letzten Bausätze bekamen wieder nur den Basismotor. Das langsamste, was es an Bürstenmotoren gibt, ist wohl die 80-Turns-Variante. Dieser Motor, gepaart mit dem Drehmoment-Set von Carson, macht den Truck erheblich „fahrbarer“ als alles andere. Den Einsatz anderer Schrauben mit Inbuskopf, zumindest im sichtbaren Bereich, habe ich auch schon mal angeregt. Das würde die Optik nochmal verbessern. Das ist aber reines Wunschdenken und gehört zur Rubrik Luxusprobleme.


Die Lackierung der Wahl ist ein Traum in Lila: Audi Merlin Purple-Perleffekt

Zusammenbau des Fahrgestells

Beim Zusammenbau des Differentials verwende ich anstatt Fett im Inneren immer Knetmasse aus dem Fotobereich. Das ist relativ zäh, härtet nicht aus und gewährt somit eine gewisse Differentialsperre, was der Traktion, vor allem ohne Beladung, sehr zu Gute kommt. Diese Methode hat sich seit Jahren bewährt. Beim Zusammenbau des Getriebes sollte hingegen natürlich ausreichend Schmiermittel an den Zahnrädern haften, um einen geräusch- und vor allem verschleißarmen Betrieb zu gewährleisten. Wenn doch Tamiya wenigstens die Zahnräder mit einem anderen Modul einsetzen würde, wäre das schon ein großer Fortschritt in Richtung Entschleunigung. Egal, es gibt ja, wie schon erwähnt, ausreichend Alternativen. Beim Zusammenbau der Antriebsachse und des Getriebes sollten auf jeden Fall die Bronzelager gegen Kugellager getauscht werden. Der Reibwert ist doch erheblich besser. Das führt zu viel leichterem Lauf und spart sogar etwas Energie beim Fahren.

Die Technik der Lenkung hat sich in den Jahrzehnten auch nicht verändert. Das Lenkservo, eine 20- bis 25-kg-Variante sollte es schon sein, soll seitlich am Rahmen befestigt werden. Es bewegt von dort über mehrere Anlenkstangen den Achsschenkel. Wie bei allen Bausätzen der europäischen Trucks, soll die Spurstange vor der Achse eingebaut werden, was natürlich zu einer falschen Lenkgeometrie führt. Denn so würde das kurvenäußere Rad beim Lenken mehr einschlagen, als das kurveninnere. Das funktioniert grundsätzlich, aber es führt zum Untersteuern bei Kurvenfahrt. Der Lkw schiebt dann eher geradeaus. Grund für den „Falscheinbau“ ist die Platzierung des Getriebes. Das müsste sich weiter hinten befinden, damit die vordere Verschraubung des Getriebegehäuses nicht der Spurstange im Weg ist. Altbekannt, aber sehr einfach behebbar.

Die Achsschenkel werden entgegen der Bauanleitung um 180 Grad versetzt eingebaut und die Ansteuerung vom Lenkservo wird zwischen Achsschenkelbolzen und Spurstangenkopf platziert. Obendrein wird die vordere Getriebegehäusebefestigung einfach abgefräst. Um jetzt noch das Lenkspiel zu minimieren und im gleichen Zug die Lenkkraft zu maximieren, baut man das Lenkservo an die Stelle des Schaltservos. Von dort kann das Servo mit nur einer Anlenkung direkt den Achsschenkel bewegen. An Stelle des Standard-Schaltservos kommt nun ein Miniservo, am besten mit Metallgetriebe, zum Einsatz. Dieses wird mit Hilfe eines kleinen Alurahmens direkt am Getriebe befestigt. Das ganze Set bekommt man für wenig Geld in jedem großen Online-Marktplatz.

Anbringen der sichtbaren Anbauteile

Damit ist das Fahrgestell fahrfertig. Nun geht es um das Bestücken des Rahmens mit den sichtbaren Teilen, wie Tank, Auspuffschalldämpfer und so weiter. Der Energietank, also das Akkufach, befindet sich, wie gewohnt, unterhalb des Rahmens und nimmt auch die gesamte Breite des Fahrzeugs ein. Er ist immer noch für den Einsatz der sogenannten „Racing Packs“ vorgesehen. Die „Racing Packs“ sind die 7,2-V-NiMH-Akkus. Beim Einsatz von LiPo-Akkus bräuchte man theoretisch erheblich weniger Platz. Aber besser haben als brauchen. In das Akkufach passt auf jeden Fall ein LiPo-Akku mit 5.200 mAh Kapazität. Damit kann man schon einige Zeit auf dem Parcours herumfahren. Jedenfalls sorgt die Lage des Fahrakkus für einen tiefen Schwerpunkt.


Das Fahrgestell steht auf eigenen Rädern, die Kabel für die hintere Beleuchtung sind verlegt. Die Aufnahme für das Miniservo zur Entriegelung der Sattelplatte ist mit einer PS-Platte vorbereitet

Seitlich werden anschließend Tank und Auspuffteile montiert. An der eigentlich vorgesehenen Stelle des Lenkservos entsteht natürlich jetzt eine unschöne Lücke, welche den Blick von oben etwas trübt. Darum wird sich aber noch gekümmert. Auf der rechten Seite besteht die Möglichkeit, beim Einsatz der hauseigenen MFC-Anlagen hinter der abklappbaren Seitenverkleidung die Schalteinheit der MFC unterzubringen. Die Sattelkupplung besteht wie vieles andere aus den altbewährten Teilen. Auch hier besteht die Möglichkeit, MFC-relevante Teile aufzunehmen. Das Öffnen der Kupplung erfolgt grundsätzlich händisch über einen kleinen Hebel und eine Schubstange. Wer es gerne von der Fernsteuerung machen will, kann das mit einem Miniservo bewerkstelligen.

Mit etwas Geschick aber grundsätzlich wenig Aufwand kann man das Servo vor der Sattelplatte platzieren, welches dann mit etwas Angelschnur die Verriegelung öffnet. Um den Fahrzeugrahmen sichtdicht zu verkleiden, habe ich etwas „Alu-Riffelblech“ in Form einer PS-Platte passend zugeschnitten und von oben auf den Rahmen geklebt. Mit derselben Methode habe ich auch die entstandene Lücke des fehlenden Lenkservos an der Seite geschlossen.

Beleuchtung rechtzeitig einbauen

Was ich immer empfehle, ist der sofortige Einbau einer Beleuchtung. Solange der Rahmen noch nicht mit allem bestückt ist, gestaltet es sich deutlich einfacher, die Anschlusskabel vernünftig zu verlegen. Für die Lichttechnik bietet der Markt eine sehr große Auswahl. Wer am liebsten die Variante Plug-and-Play bevorzugt, dem empfehle ich die hauseigene MFC-03. Die ist mit fertig konfektionierten Kabeln versehen, beinhaltet zusätzlich einen Fahrregler und ein Soundmodul.

Ich persönlich favorisiere mittlerweile die Ausstattung der Leuchtenträger komplett in Eigenregie zu bestücken und später an eine kleine Schaltplatine anzuschließen. Das bedeutet natürlich, jede einzelne LED mit Kabeln zu verlöten. Bis auf die Hauptscheinwerfer ist das auch geschehen. Denn die werden mit den fertigen Platinen von Carson ausgestattet. Diese offenbaren nämlich den originalen breiten Blinker und das breite Standlicht beziehungsweise Tagfahrlicht.

Etwas fummelig ist die Verschraibung der „Deckel“ der hinteren Kotflügel. Sinnvollerweise bringt man im Vorfeld mit der kleinen Schraube das Gewinde ein

Fahrerhaus & Elektronik

Nun beginnt der Aufbau des Fahrerhauses. Auch die Hütte des neuen Scania wird nicht kippbar gelagert. Das ist seit Einführung des Volvo FH-Standard. Es gibt also kein kippbares Fahrerhaus mehr und somit keine sichtbaren Schraubenköpfe in der Beifahrertür zum Halten der Sicherungsstange im Innern des Fahrerhauses. Auf die Grundplatte, die noch auf das Fahrgestell geschraubt wird, werden der Fahrer- und Beifahrersitz befestigt. Hinter den Sitzen befindet sich eine horizontale Platte, an der optional die MFC befestigt werden kann. Die MFC ist so groß, dass sie im Prinzip wie eine Trennwand fungiert. Daher habe ich eine entsprechend große PS-Platte genommen, um ebenfalls diese Trennwand zu bekommen.

Auf der Rückseite ist dementsprechend genügend Platz, um die Elektronik unterzubringen. Da wären der Fahrregler, der Empfänger und eine Soundbox. Apropos Fahrregler, ich habe mich für einen Fahrregler aus dem Crawler-Bereich entschieden, mit dem ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe, nämlich den Hobbywing WP1080 G2. Der hat sogar einen „Real Car Mode“. Aber dazu später mehr Details.

Die Farbe Lila

Es geht weiter mit der Hütte. Wie immer, habe ich im Vorfeld alle in Wagenfarbe zu lackierenden Teilen meinem „Hauslackierer“ geliefert. Die Wahl der Farbe benötigte schon eine sehr zeitintensive Suche im Internet. In dem Bronzeton, wie eigentlich vorgesehen, sollte der Lkw auf keinen Fall gestaltet werden. Mir schwebte von Anfang an ein dunkler, aber aussagekräftiger Ton vor, der gut zu dem schwarzen Bullenfänger passt. Die Wahl fiel auf einen Farbton aus dem Hause Audi, nämlich Merlin Purple. Ein Metallic Lila, das unter Sonnenlicht richtig brilliert, unter wenig Licht dann in Richtung Schwarz geht, wie gesagt, „deep purple“ eben. Die lackierten Karosserieteile lagen nun vor. Vor dem Zusammenbau erfolgt aber erstmal das Bestücken der entsprechenden Teile mit LEDs. Auch der „Reklamekasten“, genauso wie die Scheinwerfer in Höhe des Scania-Schriftzuges an der Front, sollten beleuchtet werden. Ansonsten sind alle zur Verfügung stehenden Leuchtenträger für den Einsatz von LEDs vorgesehen.

Was etwas enttäuschend wirkt, ist die Bestückung der beiden Lightbars, die an sich super scale aussehen. Hier sollen nur jeweils links und rechts eine LED eingesetzt werden, was natürlich keine wirkliche Lichtausbeute erwarten lässt. Also habe ich die beiden Lichtbalken von hinten mit 3-mm-LED bestückt. Grundsätzlich gleicht die gesamte Hütte den anderen Scania 770-Fahrerhäusern. Aber man achte auf die Details. Wie schon erwähnt, gibt es einen „Reklamekasten“, der sich oberhalb der Sonnenblende befindet. Apropos Sonnenblende, diese unterscheidet sich deutlich von den Standardblenden der anderen Scania-Modelle. Sie ist insgesamt etwas tiefer gezogen und hat zusätzlich zu den zwei äußeren Begrenzungsleuchten noch drei in der Mitte. In Verbindung mit dem Front-Rammschutz ist das schon ein respektabler Custom Style.


Beim Blick von außen in das Fahrerhaus sollte man möglichst keine Kabel oder sonstige Technik sehen, daher der Einsatz eines Teppichs. Der Fahrer ist angekleidet und wartet auf seinen Einsatz

Um den farblich noch etwas zu unterstreichen, sind die eigentlichen Chromfelgen und der seidenmatt schwarze Rammbügel in Hochglanzschwarz lackiert worden. Die Anbauteile des Fahrerhauses wie Spiegel, Windleitbleche, Frontschürze sind wie gewohnt super detailliert und werden mit winzigen Schrauben befestigt. Die Spiegel sind, wie bei den anderen 770ern, klappbar.

Komplettierung des Fahrerhauses

Die Innereien des Fahrerhauses entsprechen denen der vorhandenen Scania-Bausätze. Wobei noch erwähnt werden muss, dass das Armaturenbrett, mit den vorgesehenen Aufklebern bestückt, eine absolute Augenweide ist. Da ist wirklich jedes Detail nachempfunden worden. Im Allgemeinen sind die Tamiya-Decals wirklich premium. Den Boden habe ich noch mit etwas „Teppich“ verkleidet, damit man mit Blick von außen ins Fahrerhaus nicht noch Kabel sieht. Denn unter dem Teppich befindet sich der Lightcontroller, an dem die gesamten Lichtkabel ankommen. Auch dieser Bausatz beinhaltet übrigens die hauseigene Fahrerfigur, die man einzeln bekommen kann. Sie muss lediglich zusammengebaut und angemalt werden. Natürlich sollte der typische „Greif“-Aufkleber seitlich an das Fahrerhaus gebracht werden.

So gut die Tamiya-Decals auch sind, der Greif ist nur komplett zu kleben, also zwischen den Linien ist der Aufkleber klar. Nun könnte man die Silhouette filigran ausschneiden, dann wird es jedoch äußerst schwierig, die Teile passgenau anzubringen. Aber ein dunkelblauer Greif passte sowieso nicht zu dem Fahrerhaus in Dunkellila. Ein Modellbaukollege plottete mir in einem passenden, etwas hellerem Lila-Ton zwei neue Greife, die dank der Transferfolie relativ einfach aufzubringen sind.

Ist das Fahrerhaus nun wirklich komplettiert, wird es über Nut und Feder von hinten am Rahmen eingehängt und vorne verschraubt. Ein Tipp am Rande: Man sollte die Lichtversorgungskabel, die zu den Beleuchtungselementen im Fahrerhaus führen, lang genug gestalten, dass man die Hütte ohne weiteres abnehmen kann. Anschließend wird der Stoßfänger montiert, der somit die Befestigungsschrauben des Fahrerhauses verdeckt. Das ist gut gelöst. Da ich süchtig nach Details bin, auch wenn sie noch so klein sind, habe ich abschließend aus meinem Fundus noch diverse Aufkleber angebracht, wie zum Beispiel der Warnaufkleber des toten Winkel, oder die Reifenbeschriftung, die dem Ganzen noch mehr Realität zukommen lassen.


Die silber abgesetzten Anbauteile geben einen schönen Kontrast zum sonst dunklen Erscheinungsbild

Erster Eindruck & Fahrgefühl

Der erste Blick auf den fertigen, neuen Scania 770S 4×2 lässt Begeisterung aufkommen. Der Custom Style macht schon ordentlich was her. Aber es soll ja kein Standmodell sein. Also rauf auf die Piste. Der anstehende Fahrtag beim MTC-Osnabrück war die beste Gelegenheit, den Schweden auf Herz und Nieren im Fahrbetrieb zu testen. Was soll ich sagen? Wie alle anderen Tamiya-Trucks bewegt sich auch dieses Pendant wie erwartet einwandfrei und problemlos auf dem Parcours. Aber natürlich bescheren einem die kleinen Veränderungen etwas mehr Glücksgefühle. Zum einen wäre da die direkte Lenkung mit korrekter Geometrie. Das 30-kg-Lenkservo von Carson hat natürlich keine Probleme, die Lenkbewegungen umzusetzen. Der 80-Turn-Motor in Verbindung mit dem Carson-Drehmomentset und dem super feinfühligen Regler von Hobbywing sorgen für ein perfektes Fahrgefühl in entsprechender Geschwindigkeit.

Der Clou ist jetzt aber, wie bereits erwähnt, der „Real Car Mode“ vom Regler. Üblicherweise fährt man einen derartigen Truck mit einer Pultfernsteuerung. Der linke Hebel wird vertikal für das Gas verwendet. Nach oben geht es vorwärts, nach unten rückwärts. Nun kann man mit einem AUX-Kanal den Rückwärtsgang einschalten. Dann fährt der Truck beim Bewegen des Gashebels nach oben rückwärts. Wird der Hebel nach unten bewegt, wird nur die Bremse aktiviert. Und hier kann man über einen zweiten AUX-Kanal, am besten einem Drehpoti, genau justieren, wie kräftig sie sein soll. Das ist wirklich sehr real.

Realistisch ist auch die Beleuchtung, die Carson mit seinen Lichteinsätzen für den Scania umsetzt. Blinker und Standlicht wie beim Original. Den Rest erledigt der LaneBoys-Light-Controller. Mit nur einem Schaltkanal bediene ich nahezu alle Lichtfunktionen, also Standlicht, Abblendlicht, Fernlicht sowie Warnblinker. Mit einem zusätzlichen Taster kann ich noch die Lichthupe schalten. Mit kleinen Lichtprogrammen kann man den Controller noch erweitern. Der Konstrukteur des Controllers, Werner Lane, hat mir ein Programm speziell für den Hobbywing WP1080 G2 geschrieben, sodass beim Einschalten des Rückwärtsgangs sowohl direkt die Rückfahrlichter als auch die Warnblinker angehen.

Wieder ein optischer Leckerbissen

Wie schlägt sich der Truck nun mit Anhängsel? Natürlich genauso „unspektakulär“ und souverän wie alle anderen Tamiya-Trucks auch. Die übliche Konstellation ist bei einer 4×2-Zugmaschine wohl der klassische Dreiachsauflieger, in diesem Fall der Carson-Flachbettauflieger. Natürlich muss man in den engen Kurven mehr ausholen als mit dem Carson-Containerauflieger für 20-Fuß-Container, der als zweite Auflieger-Variante zur Verfügung stand. Beide machen Spaß und beide sehen hinter dem Custom Style-Scania einfach super aus.

Was bleibt abschließend zu sagen? Als eingefleischter Tamiya-Trucker das Übliche: Der „neue“ Scania ist wieder ein optischer Leckerbissen, auch wenn es das Fahrerhaus schon länger gibt, sind es hier die kleinen Details, die Besonderheiten, die diesen Truck zu einem Hingucker machen. Tamiya versteht es einfach, möglichst viele Details umzusetzen. Dafür kennt man sie aus dem Plastikmodellbau. Von der Qualität der Materialien mal ganz zu schweigen. Alles passt zu 100% zueinander, aufeinander, ineinander. Da gibt es nichts zu bemängeln. Die üblichen Wermutstropfen wie die Lenkung und das Getriebe sind hinreichend bekannt. Aber mit ein wenig Eigeninitiative und dem passenden Zubehör lässt sich auch aus diesem Tamiya-Truck ein technisch absolut perfektes Fahrzeug zaubern, an dem man seine wahre Freude hat.


Bezug

Tamiya-Carson
E-Mail: info@tamiya-carson.de
Internet: www.tamiya.de
Preis: Scania 770 S 4×2 (Art.nr. 300056379): 489,99 Euro
Bezug: Fachhandel