Big Brothers – Scania im Doppelpack

Seit 1996 betreibe ich Modellbau und beschränkte mich bisher auf Bau und Betrieb von Modellhubschraubern. Als ich die 2.000-Millimeter-Marke gesprengt hatte, war ich eigentlich zufrieden. Doch dann kam ein guter Freund von mir auf die Idee, dass wir zusammen mal zwei Scania-Trucks bauen sollten. Gesagt, bestellt, getan. Die Wahl fiel schnell auf die Chrome-Edition von Tamiya, da wir diversen Teilen des Originals gerecht werden wollten. Das tausendfach bewährte Fahrgestell der Zweiachs-Zugmaschine wurde nach Bauanleitung und mit all den im Baukasten beiliegenden Teilen zusammengesetzt. Wobei wir lediglich ein paar kleine Veränderungen vornahmen, da wir nach den ersten Versuchen feststellten, dass die Lenkgeometrie nicht unseren Vorstellungen entsprach und zuviel Spiel in der Lenkung war. Ebenfalls konnte uns der Umlenkhebel nicht überzeugen. Auf Achse Zwei neue Achsen mussten also her. Nach eingehender Recherche in Fachzeitschriften und Internetforen fiel die Entscheidung auf Produkte von SchulzTec. Ein 9-Kilogramm-Servo (Carson CS-9) ersetzte das Standard-Lenkservo und wanderte in den vorderen Bereich des Rahmens. Die Achsen von SchulzTec wurden mit einem 2,5 Millimeter (mm) dicken Stahldraht bewegt und konnten durch absolute Präzision und Spielfreiheit überzeugen. Die Lenkgeometrie ist nun stimmig und der Wendekreis bedeutend kleiner. In Internetforen tauchte öfters der Hinweis auf, dass der 540er-Motor, der dem Bausatz beiliegt, dem Truck eine zu hohe Endgeschwindigkeit verleiht. Das können wir bestätigen. Also tauschten wir den Motor und ersetzten die Gleit- durch Kugellager. Somit war das Fahrgestell fertig. Das Fahrerhaus wollten wir so realitätsnah wie möglich ausbauen, zugleich sollte aber auch die MFC-01 von Tamiya verbaut werden. Es folgten also weitere Umbauten. Die Steuereinheit und der Empfänger wurden hochkant an die Rückwand montiert und der Lautsprecher der Multifunktionseinheit wurde um 180 Grad gedreht. Platz war genug da. Ohnehin vorgesehen war, die Topline-Version von Verkerk zu bauen. Um die Verkabelung besser zu verstecken, wurde eine Trennwand aus Pappe gefertigt, mit Stoff bezogen und Vorhänge von Stahl-Modellbau befestigt. Ein Leuchtschild von EBH rundet das Ganze ab. Der Kabinenboden wurde mit rotem Kunstleder bezogen. Sitze und Armaturenbrett sind lackiert. Aus 2-mm-Kunststoffplatten fertigten wir die Armaturenbrettablagen, darauf fanden typische Trucker-Utensilien wie Laptop, Kaffeetasse oder Handy ihren Platz. Um es ein wenig zu übertreiben, fertigte ich noch schnell aus Kunststoffresten ein paar Badelatschen und stellte diese zwischen die Sitze. Namensschilder, Schmutzfänger, Kennzeichen und Umweltplakette bezogen wir von einem eBay-Verkäufer. Lichterloh Von Verkerk-Modellbau stammen unter anderem Topline-Dach, Außenspiegel, ­Sonnenblende, Hupen, Klimaanlage, ­Windabweiser sowie die Fahrerfigur. Viele kleine Details – aber das reichte mir und meinem Modellbaukollegen noch lange nicht. Da wir beide Fernfahrer sind, wissen wir, wie viele Lichter an einem Truck verbaut sind. Und auch unsere Lkw sollten richtig schön leuchten. Also frisch ans Werk. Verbaut wurde ein Dachlampenbügel mit sechs Scheinwerfern von Veroma, eine Sonnenblende mit vier Scheinwerfern von Verkerk und für die Fernscheinwerfer ein Lampenbügel mit vier leistungsstarken 3-mm-LED. An der Rückwand wurde die Spoilerbeleuchtung angebracht, die ich aus ­Kunststoffprofilen selber herstellte. Auf die gleiche Art erstellte ich die Lichterleisten unter der Seitenver­kleidung. Auch die Leuchtkästen entstanden aus Kunststoffplatten und wurden mit sechs LED versehen. Abgerundet wird das Ganze von jeweils acht Begrenzungsleuchten, die ebenfalls aus dem Hause Verkerk kommen. Die komplette Zusatzbeleuchtung wird von einem separaten 4,8-Volt-NiMH-Akku mit Strom versorgt und über einen Duo-Switch von robbe gesteuert. Die Beleuchtung besteht aus zusätzlichen 70 LED. Das Ergebnis lässt sich sehen: eine wahrlich beeindruckende Beleuchtung. Unheiliges Als Nächstes sollte mein Scania einen Bullenfänger erhalten, wie er im Original von der Firma Trux angeboten wird. Doch woher einen solchen im Modellmaßstab bekommen? Es blieb nur der ­Eigenbau. Aus Balsaholz wurden die beiden Grundträger gesägt und mit 0,2-mm-Polystyrol­streifen beklebt. Nun bog ich zwei Rundstäbe aus 6-mm-Aluminium und verklebte diese mit dem Grundträger. Nur das passende Gitter fehlte noch. Diverse Baumärkte später und der Suche noch immer nicht müde, wurden wir in einer Zoohandlung fündig. Ein Hamsterlaufrad bot die gewünschten Maße. Das Gitter wurde heraus getrennt, passend geschnitten und befestigt. Schwieriger war es beim Lack. Erst nach wochenlangen Überlegungen ­hatten wir uns endlich auf ein Muster geeinigt. Ein schlichtes Schwarz war uns zu langweilig, also entschieden wir uns für ein rotes Unterteil. Aus einem Fachhandel besorgten wir uns Zweikomponenten-Lack mit integriertem Härter in der Spraydose. Nachdem wir mit 3-mm-Klebeband die Streifen im Kühlergrill und auf der Seitenverkleidung abgeklebt hatten, konnte es losgehen. Das Ergebnis war hochglänzend und extrem kratzbeständig. Die Decals ließen wir uns an einem Schneidplotter erstellen, ebenfalls in rot. Als alles soweit fertig zusammen gebaut war, bestellten wir nochmals bei Verkerk: ­Radnaben für die Hinterachse, Michelin-­Männchen und 16 Breitreifen inklusive Felgen. Zu guter Letzt wurde noch die Rahmenabdeckung von Carson mit einem Wasserfass versehen und das Michelin-Männchen angebracht. Letzteres entpuppte sich schnell als Fehler, da wir uns im Anschluss für einen Fulda-Auflieger von Carson entschieden. Fulda und Michelin – eigentlich ein No-Go. Aber wir konnten uns nicht durchringen, die Männchen wieder zu entfernen. Und die ­Auflieger passten super zu unseren schwarz-roten Zugmaschinen. Also beließen wir es bei dieser unheiligen Konstellation. Auf-Lighter Natürlich musste auch der Auflieger einige Umbauten über sich ergehen lassen, um mit der Beleuchtung des Lkw mitzuhalten. Dazu wurden zunächst vier Löcher zu 3 mm in die Stirnwand gebohrt und mit weißen LED als Positionsleuchten versehen. Dann ging es an den Seiten weiter. An der Ladefläche verbaute ich die gleichen rechteckigen LED wie an der Zugmaschine – zehn Stück pro Seite. Ich dachte schon, das reicht – aber dann kam uns der Gedanke, die beiliegenden Ersatzradhalter durch Schwedenkisten zu ersetzen. Zwei Stück pro Auflieger – und wieder jede Menge neuer Möglichkeiten, LED-Leisten zu verbauen. Drei LED pro Schwedenkiste und fünf an jeder Seite des Palettenkastens. Bis auf die Rückansicht war nun alles hell erleuchtet. Und es half ja nichts, auch am Heck des Aufliegers mussten schließlich die Lichter brennen. Also gaben wir eine neue Bestellung bei Conrad und Verkerk auf und orderten rechteckige rote LED und Begrenzungsleuchten. Zwei rote Positionsleuchten wurden über den Türen montiert, fünf rechteckige LED mittig unter die Türen sowie zwei weitere Begrenzungslichter pro Seite. Als Rücklicht verwendeten wir die neuen Rücklichterplatinen von Carson mit fünf LED pro Seite. Jetzt entsprach die Beleuchtung unserem Geschmack. An dem Auflieger verbauten wir, außer den Originalrückleuchten, 53 zusätzliche LED. Geschaltet werden diese durch eine weitere Kabelverbindung von der Zugmaschine aus. Feinschliff Irgendwie gefiel aber die Gesamtansicht noch nicht. Der Aufbau und der Rahmen mussten schwarz werden. Als wir aber den dunklen Palettenkasten montierten, passte die Optik mit der Zugmaschine nicht überein. Also war schnell klar, dass der Palettenkasten und die Schwedenkiste rot werden mussten. Das sah schon besser aus. Trotz der Veränderung wirkt der Auflieger gegenüber den Zugmaschinen „hochbeinig“. Nach langem Überlegen montierten wir einen Spritzwasserschutz und tauschten die Originalfelgen gegen die erwähnten Vorderradfelgen von Verkerk. Mit dem Gesamtergebnis sind wir sehr zufrieden. Die beiden Trucks machen einfach eine riesen Freude und bieten dank der zahlreich-verbauten LED viel fürs Auge.