Bluemax: Tamiya Ford Aeromax einmal anders

Der Ford Aeromax zählt schon lange zu meinen Lieblingstrucks aus dem Hause Tamiya. Das aerodynamisch-­bullige ­Design hat mir so gut gefallen, dass ich mir vor einigen Jahren zu meinen anderen Trucks eine dieser riesigen ­Zugmaschinen ­gekauft und aufgebaut hatte. Schön lackiert und mit einem eigens für ihn angefertigten Logging-Trailer war ich mit dem Modell oft unterwegs. Bis zu jenem verhängnisvollen Sonntagvormittag im Frühjahr 2014, als die Rauchmelder im Haus anschlugen. Meinen Ford Aeromax von Tamiya habe ich oft benutzt, doch ging er in einem Brand unter. Meine Werkstatt im Keller war voller Qualm, die Paneele an der Decke schwarz, ein Regal brannte lichterloh und überall lagen Fetzen von einem explodierten Akku. Einer der LiPos aus einem Offroadmodell hatte sich beim Laden verabschiedet und war mit viel Krawall in die ewigen Jagdgründe abgeraucht. Das Feuer konnte ich glücklicherweise selbst löschen. Einige Modelle waren nur verrußt, aber mein Aeromax hat die ganze Wucht der Akku-Explosion abbekommen. Überall im Lack waren Partikel des LiPos eingebrannt. Was das in mir auslöste, muss ich ja keinem ambitionierten Modellbauer erklären. Von allen anderen Modellen konnte ich den Ruß relativ problemlos abwaschen. Nur der Ford hatte einige Narben behalten. Jetzt hieß es erst einmal die Werkstatt wieder auf Vordermann bringen und dann den Max. Technisch fehlte dem Modell nichts, also war die Devise natürlich der Wiederaufbau. Eine neue Karosse nebst Anbauteilen wurde geordert und nach und nach entstand ein „neuer“ Aeromax. Zwischenzeitlich hatte ich mir einen weiteren Bausatz davon gekauft. Ich wollte einen zweiten Ford bauen und dann beide im gleichen Farbdesign später auf die Fahrflächen schicken. Idee Bis fast Ende 2014 lag der neue Bausatz unangetastet bei mir herum. Anfang Dezember habe ich dann den Karton hervorgekramt und angefangen, das Chassis aufzubauen. Dieses wurde ganz serienmäßig zusammengesetzt. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wo mich die Reise hinführen würde. Jedoch stand eines fest: Ich würde keine weitere Original-Tamiya-Zugmaschine aufbauen. Zumindest in einigen Details sollten sich die beiden ein wenig unterscheiden. Mir fiel dann die alte Karosse wieder in die Hände. Entweder aus reiner Sentimentalität oder mit dem Hintergedanken, dass man davon noch einmal etwas gebrauchen könnte, hatte ich sie eingelagert. So besaß ich eine Testbasis zum Ausprobieren. Mit Graffitientferner aus dem Baumarkt rückte ich erst einmal dem alten Lack zu Leibe. Mit ein wenig Mühe und vielen Putzlappen ließ sich die Bordeaux-rote Farbe fast komplett wieder entfernen. Nun hatte ich eine zartrosa angehauchte Karosse vor mir liegen und immer noch keine konkrete Idee, was daraus werden sollte. Erst wollte ich dem Sleeper nur ein flaches Dach verpassen und die kompletten Spoiler weglassen. Sodass er als normaler Alltagstruck durchgehen würden, aber dann kam mir die Idee von der kurzen Kabine. Diese Daycab-Variante setzte sich dann immer mehr durch, je weiter ich darüber nachdachte. Anfangs war ich ein wenig skeptisch, aber neugierig, ob ich alles an Elektronik unter der Motorhaube unterbringen könnte, aber da es schon einige solche Umbauten gab, wollte ich es nun auch probieren. Ohne großes Nachsinnen wurde dann der Sleeper komplett vom Fahrerhaus abgesägt. Das ging mit einer Eisensäge von 300 Millimeter (mm) besser als gedacht. Nachdem die Trennung vollzogen war, habe ich den kleinen, übriggebliebenen Kabinenrest etwas skeptisch, aber neugierig auf das angefangene Chassis gesetzt. Der erste Anblick hat mich dann gleich überzeugt, weiter zu machen. Es musste wieder eine Rückwand eingesetzt werden, um die ganze Sache zu vervollständigen und zu stabilisieren. Das geschah dann mit einer 2 mm starken Polystyrol-Platte. Auf dieser wurden die Konturen der Kabinenrückseite angezeichnet und dann ausgeschnitten. Mit Kleber für Hartkunststoff ließen sich die beiden Komponenten nun verbinden und die Kabine hatte wieder eine Rückseite. Ein wenig Nacharbeit war noch von Nöten, damit sich die Formen wieder anpassten. Zum Schluss habe ich dann mit Revell-Spachtelmasse die Schnittstellen und unnötigen Löcher abgedichtet. Nach dem Schleifen ergab das Ganze wieder ein schickes Gesamtbild. Nun hatte ich mich auch von dem Gedanken verabschiedet, wieder eine Zugmaschine bauen zu wollen. Im Gegenteil: Es sollte ein kurzer Truck werden, der im Verteilerverkehr zu Hause ist. In Amerika gibt es viele Lkw, die einfach eine flache Pritsche haben und die vielfältigsten Dinge transportieren. Genau so ein „Flatbed“ sollte es werden. Zum späteren Beladen stünden ja eh ein Gabelstapler sowie ein Radlader mit Gabel bestückbar bereit. Ladegut ist für solch ein Modell ebenfalls immer und überall verfügbar. Noch ein Vorteil, den das Modell aufweist: Durch seine kompakte Bauform klemmt man ihn einfach unter den Arm und geht damit auf die Treffen. Keinen zusätzlichen Auflieger schleppen, einfach hinstellen und losfahren. Fahrerkabine Doch erst mal Schritt für Schritt. Die Kabine passt soweit und die Seitenverkleidungen wurden auch noch vom alten Lack befreit. Sie werden später noch eine wichtige Aufgabe bekommen. Jetzt war es an der Zeit, die Aufbauten mit dem Chassis zu verbinden. Nachdem ein großer Teil der Fahrerkabine der Säge zum Opfer fiel, ist dementsprechend der originale Kabinenboden viel zu groß und musste gekürzt werden. So habe ich den Boden auf den Rahmen geschraubt und die gekürzte Kabine aufgesetzt. Entlang der Rückwand wurde dann der Schnitt angezeichnet. Viel blieb dann auch vom Boden nicht übrig. Zumal er auch seine hintere Querverbindung verliert. Ich habe aber die beiden Unterteile noch zusätzlich mit den Tanks darunter verschraubt. Um die Hütte zu befestigen, wurden in die vorderen Karosseriehalter Löcher gebohrt und somit kann ich nun die Kabine vorn anstatt hinten verschrauben. Eigentlich wird sie vorn nur eingehängt und die Rückwand des Sleepers verschraubt. Als nun die Hütte fest am Unterbau befestigt war, wurde es Zeit, um die Inneneinrichtung und die Elektronik unterzubringen. Fahrregler, Empfänger, Soundmodul, Lautsprecher, Akku – alle wollten einen Platz unter der Haube. Aber Fahrer und Cockpit sollten auch untergebracht werden. So musste zumindest der Akku umziehen. Den habe ich dann zu guter Letzt an seinen Original-angestammten Platz unter den Rahmen gehängt. Somit hatte ich dann auch Verwendung für die Seitenverkleidungen. Diese waren eigentlich nicht von vorn herein mit eingeplant, aber irgendwie musste ja der Akkuhalter aus dem Blickfeld verschwinden. Mir gefiel durchaus, was dann daraus entstand. Ein weiterhin aerodynamisch-modern wirkender Truck. Um den Rest unter der Motorhaube unterzubringen, musste ich mir eine zweite Ebene über dem Rahmen fertigen. Das war mit einem Alu-Flachprofil recht einfach zu lösen. So wurde ein U geformt und beiderseits am Rahmens befestigt. Nun hatte ich genug An- und Aufbaufläche für die Elektronikkomponenten. Mit Hilfe von Kabelbindern und Silikonklebeband fanden nach und nach alle Bauteile einen guten Platz. Nun konnte ich Stück für Stück alles verkabeln und anschließen. Da ich immer noch kein großer Verfechter von zu viel elektronischen Helferlein und Bausteine bin, habe ich ganz altmodisch zwei Kippschalter im vorderen Bereich der Radkästen untergebracht. Einer schaltet die Beleuchtung und einer ist für das Soundmodul verantwortlich. Die Hauptstromversorgung wird direkt am Akku mittels 4-mm-Goldstecker in der Hauptleitung zugeschaltet. So habe ich immer die Kontrolle, dass das Modell nach dem Einsatz auch aus ist. Die Stecker verschwinden ebenfalls unsichtbar hinter der Verkleidung. Stückweise kommt nun Leben ins Modell. Der Sound funk­tioniert und die LED leuchten. Es wird Zeit für eine erste Testfahrt. Viel kann ja nicht schief gehen und es gab auch keinerlei ­Probleme. Nur einige Feinabstimmungen an der ­Lenkung waren vorzunehmen. Ansonsten passte alles. Um den individuellen Look noch ein wenig zu unterstreichen, wollte ich die seitlichen Verkleidungen noch beleuchten. Das war ebenfalls einfach zu realisieren. Auf jeder Seite wurden vier 5-mm-Löcher angezeichnet und gebohrt. In diese setzte ich dann Halteklemmen ein. Nun brauchte ich bloß jeweils vier orange 3-mm-LED einfügen und verlöten. Schon bekommt ein biederes Modell einen schicken Look. Natürlich dürfen bei einem US-Truck die allseits beliebten Highpipes nicht fehlen. Hierfür ist wieder ein wenig Anpassung von Nöten, da die Auspuffrohre des Aeromax sehr lang sind. Ich habe sie an den oberen und unteren Enden soweit eingekürzt, dass der obere Teil später noch hoch genug ist, um über die Stirnwand der Ladefläche zu kommen und das untere Stück leicht bis unter den Kabinenboden reicht. Mit jeweils zwei Schrauben an jedem Auspuffrohr habe ich die Komponenten dann an der Kabinenrückwand befestigt. Jetzt kam endlich das Truckfeeling auf. Die Lücke zwischen der Kabine und der Stirnwand verschließt ein Teil der alten Spoiler, welcher ebenfalls am Führerhaus angeschraubt wurde. Ladefläche Nachdem der Hauptteil geschafft war, kam nun die Ladefläche dran. Aus 5-mm-Kiefernsperrholz fertigte ich mir zwei Teile an: einmal die Stirnwand und zum anderen den eigentlichen Ladeboden. Die Breite habe ich so gewählt, dass die Bauteile seitlich leicht überstehen, aber dennoch nicht die Spiegel verdecken. Mit einem L-Profil aus Kunststoff habe ich beides dann miteinander verbunden. So hatte ich recht schnell einen Rohling der Ladefläche mit der typisch hohen Stirnwand hinter der Kabine. Nun mussten nur noch die Quertraversen gefertigt werden. Anfangs hatte ich an Vierkant-Profile gedacht. Jedoch waren diese eher schlecht zu befestigen. Bei einem erneuten Streifzug im Baumarkt entdeckte ich dann U-Profile mit breiten Seitenflächen. Diese haben eine schöne Auflage auf dem Rahmen des Lkw und bieten genug Platz, um sich zur Not mit dem Rahmen verschrauben zu lassen. Die Profile habe ich mir dann zurecht geschnitten, sodass nur im inneren Teil die breiten Auflagen übrig blieben. Von außen sieht man später nur den Vierkantholm. Vier dieser Quertraversen habe ich so gefertigt. Zum Schluss wurden alle noch mittig gebohrt, damit die Leitungen für die Rückleuchten hier gleich gut versteckt nach hinten geführt werden konnten. Nachdem alles passte, wurden die Traversen noch schwarz lackiert und nach dem Trocknen mit Zweikomponentenkleber auf dem Hauptrahmen verklebt. Das hält so gut, dass ich auf weiteres Verschrauben verzichten konnte. Da nun alle Bauteile zusammenpassten beziehungsweise komplett waren, konnte ich mich der Lackierung widmen. Erst hatte ich mich für eine ­Zweifarblackierung in Gunmetal und Orange entschieden, was aber beim Probesprühen doch nicht so gut aussah wie gedacht. Mir fielen dann noch zwei Dosen Tamiya Lack, Racing Blue TS-51, in die Hände. Dieser Farbton ist es geworden und passt meiner Meinung nach perfekt zum Aeromax. Nachdem alle Teile lackiert und durchgetrocknet waren, konnte der finale Zusammenbau beginnen. Die ganzen verchromten Anbauteile geben dem Modell ein edel-kühles Erscheinungsbild. Ein guter Kontrast dazu ist die hölzerne Ladefläche. Vor dem Montieren wurde diese noch mit einer Holzlasur behandelt. Das bringt die Holzmaserung so richtig zum Vorschein und rundet das Erscheinungsbild des Lkw perfekt ab. Mit vier Schrauben habe ich die Holzplatte dann auf die Traversen geschraubt. Damit die Seitenkanten später beim Beladen nicht ausbrechen, habe ich hier U-Profile aus Aluminium und L-Profile aus Kunststoff verwendet. Die U-Profile umranden die Stirnwand und die L-Profile geben dem Ladeboden einen schönes Finish. Nach dem Verkleben habe ich die Umrandungen noch Silber angemalt. Es gibt keine Bordwände bei dem Fahrzeug, aber die Ladung darf dennoch nicht herunterrutschen. Das habe ich mittels kleiner Bilderaufhänger gelöst. Die gibt es in jedem Baumarkt und mit jeweils zwei kleinen Schrauben sind sie einfach zu befestigen und halten zuverlässig die Ladung an ihrem Platz. Nach etwa einem Monat Bauzeit konnte ich kurz nach Weihnachten den Lkw das erste Mal komplett aufgebaut fahren. Rechtzeitig zu einem geplanten Treffen mit Modellbaufreunden durfte der „kleine“ Aeromax seine ersten Runden zwischen den ganzen großen Sattelzügen drehen. Der Bluemax, wie ich ihn getauft hatte, braucht sich nicht zu verstecken und ist für mich ein rundherum gelungenes Modell. Ich hätte glatt Lust noch einen solchen Flatbed aufzubauen. Aber dann bekomme ich zu Hause die rote Karte.