Feuerbekämpfung: Tatra 815-7 mit Waldbrandmeldestelle
Durch das sehr positive Feedback über meinen Eigenbau des Tatra 815 TLF 6x6 PR2 kam mir der Gedanke, ein weiteres Modell der Tatra-Serie anzufertigen. Gleichzeitig hatte ich die Idee das Modell als Zugfahrzeug einer Waldbrandstelle aus DDR-Zeiten (Bauwagen 8) einzusetzen.
Diesmal wollte ich kein historisches Fahrzeug bauen, sondern ein modernes: den Tatra 815-7. Er wird in den Werken mit Sitz in Kopřivnice in Tschechien produziert. Die Ortsfeuerwehr Perleberg hat ein solches Fahrzeug als Tatra 815-7 Großtanklöschfahrzeug GTLF 9000 - 500 im Bestand. Ich beschloss das Vorbild nachzubilden. Durch den Parcours meiner Mitteldeutschen Minitruck Modellbau IG kam ich auf die Idee, zusätzlich eine Waldbrandmeldestelle zu bauen. Denn auf unserem Parcours gibt es einen kleinen Forstbetrieb, wo genau solch ein Modell zu sehen ist. Als ich dann eine noch funktionsfähige Waldbrandmeldestelle durch Zufall in Sachsen sah, war der Nachbau beschlossene Sache. Für den Rohbau der Waldbrandmeldestelle habe ich die Hilfe eines Modellbaukollegen aus Leipzig in Anspruch genommen, da dieser bereits Erfahrungen durch seine zwei anderen Bauwagen dieser Serie gesammelt hatte.
Tatra
Da es auch hier für dieses Modell keinen Bausatz oder ähnliches gab, war Ideenreichtum gefragt. Ich entschied mich für eine 4 x 4-Variante. Als erstes besorgte ich mir Originalmaßzeichnungen des Tatra 815-7 und entwickelte daraus eine maßstabsgetreue Zeichnung im Maßstab 1:14,5 sowie Schablonen, um mit dem Bau des Fahrerhauses zu beginnen. Ich fertigte aus Polystyrol-Platten alle Teile an. Diese Komponenten wurden geschnitten, gefeilt und anschließend verklebt oder verschraubt. Das Fahrerhaus-Grundgerüst, bestehend aus Seiten-, Front- und Heckwand, war aus 3 Millimeter (mm) Polystyrol-Platten. Für die Sicken beziehungsweise Strukturen nahm ich 0,5 mm Polystyrol-Platten. Die Stoßstange, die Einstiege, die Kotflügel sowie alle anderen Anbauten, wie Luftfilter, Batteriekasten, Werkzeugkisten oder Motorabdeckung, bestehen aus 2 bis 3 mm Polystyrol-Platten. Danach ging es an den Ausbau und die Gestaltung des Innenraums. Armaturenbrett, Schaltkonsole und Motortunnel wurden in liebevoller Kleinarbeit detailgetreu aus 0,5 bis 2 mm Polystyrol-Platten gefertigt und geklebt. Der Fußbodenbereich besteht aus Aluminium-Riffelblech im Reiskornmuster von der Firma Knupfer. Die drei Sitze orderte ich bei ScaleART, da diese perfekt in das Innenleben passten. Die Innenwände habe ich nach der vollständigen Lackierung mit selbstklebender Velourfolie versehen.
Die Seitenblinkleuchten fand ich in meiner Kramkiste und die Front- und Heckblitzer sind Eigenbauten. Die Scheiben bestehen aus glasklarem 1-mm-Polycarbonat und sind mit H-Gummis der Firma Knupfer in das Fahrerhaus eingelassen. Details wie Scheibenwischer, Spiegel und Griffe wurden ebenfalls an dem nun fertigen Fahrerhaus angebracht. Ebenfalls montierte ich einen Rammschutz mit Scheinwerfern am Frontteil. Um Hindernisse und Fahrzeuge beziehungsweise sich selbst bergen zu können, befindet sich an der Stoßstange eine abnehmbare, funktionsfähige Seilwinde mit einem 70 Zentimeter langen Stahlseil – ganz wie beim Original. Hinter dem Fahrerhaus befinden sich die Motorabdeckung, der Luftfilter sowie die Auspuffanlage.
Fahrgestell
Da ich unbedingt ein geländegängiges Fahrgestell benötigte, habe ich mir die notwendigen Lösungen hierfür aus dem RC-Truck-Trail-Modellbau abgeschaut. Ich suchte mir einen passenden Rahmen sowie zwei Achsen aus der robbe Panther-Serie aus. Die Achsaufhängungen und Stabilisatoren sind ein Selbstbau aus Teilen von Conrad-Hydraulikstoßdämpfer mit Federn und Komponenten aus meinem Bastelsortiment (Kugelköpfe, 3-mm-Gewindestangen, und Messinghülsen). Für den Antrieb nutzte ich wie bei meinem anderen Tatra 815 ein VTG 370-Getriebe mit Motor von Servonaut. Die Reifen und Felgen für das Fahrzeug bezog ich von der Firma AFV-Model.
Den Aufbau fertigte für mich ein Modellbaufreund aus Kiel auf der CNC-Fräse an. Ich sandte ihm hierfür eine maßstabsgetreue Skizze mit allen notwendigen Details. Die 3-mm-Polystyrol-Platten wurden verklebt, trotzdem lassen sich sämtliche Türen am Aufbau öffnen. Es entstanden insgesamt drei Kammern. In der ersten befindet sich der Lautsprecher sowie nachgebildete Regale und Fächer für notwendiges Feuerwehr-Zubehör, im Mittelteil ist die gesamte Elektronik und im hinteren Teil die Batterie. Als Nächstes standen die Aufbauten auf dem Dach auf dem Plan. Für die Lauffläche auf dem Dach nutzte ich wie bei meinem Vorgängermodell das Alu-Riffelblech mit Reiskornmuster. Eine selbst hergestellte aufklappbare Staukiste mit Saugschläuchen und weiterem Feuerwehrzubehör fand ihren Platz auf dem Dach. Außerdem brachte ich eine Abschleppstange und eine Halterung für die Steckleitern an.
Elektronik
Das Fahrzeug wird mit der 2,4-Gigahertz-Fernsteuerung Futaba FX-20 von robbe pilotiert. Die Fahr-, Licht- und Soundtechnik realisierte ich mit dem USM-RC-Modul von Beier-Electronic, da ich bisher die besten Erfahrungen damit gesammelt habe. Für die gesamte Beleuchtung entschied ich mich für LED. Die Rückleuchten habe ich von der Firma Fechtner erworben. Diese kamen dem Vorbild am nächsten. Am Heck befindet sich eine Verkehrsleiteinrichtung mit einem Steuerschaltmodul mit acht LED-Ausgängen, die bei Bedarf zugeschaltet werden kann. Bei den Rundumleuchten griff ich wieder auf das Sortiment von Pistenking zurück. Zwei Stück montierte ich auf das Fahrerhaus. Auf dem Dach des Aufbaus befinden sich eine Umfeldbeleuchtung und ein Lichtmast, der mit einem Spindelantrieb aus- und eingefahren werden kann. Beide Lichteffekte sind zudem fernsteuerbar.
Diesmal wollte ich bei der farblichen Gestaltung und Lackierung des Modells einen neuen Weg gehen. Das Modell wurde zuerst in seine Einzelteile zerlegt. Das Fahrerhaus und den Aufbau habe ich angeschliffen, mit Haftgrund sowie Sprühspachtel und danach nochmals mit einem deckenden weißen Haftgrund versehen. Dann erfolgte eine Drei-Schicht-Lackierung in RAL 9010 (weiß). Nun musste erst einmal alles in Ruhe trocknen. Danach arbeitete ich mit reflektierender roter Leuchtfolie. Sie hat den Vorteil, dass später kleine Abschürfungen, Rempler oder Kratzer durch Ersetzen der Folie schnell repariert werden können. Nach dem Zusammenbauen des Modells und dem Anbringen aller Teile, erhielt es neben den Schriftzügen auch fahrzeugtypische Details, wie Kennzeichen. Nachdem das Modell soweit fertiggestellt war, ging es an den Anhänger.
DDR-Bauwagen
Nach einiger Wartezeit konnte ich endlich den Anhänger für den Tatra 815-7 im Rohbau von dem Modellbaukollegen übernehmen. Jetzt musste der Anhänger zur Waldbrandmeldestelle sein farbliches Aussehen sowie wichtige Details erhalten. Der Bauwagen bekam für den Drehschemel einen Luftkessel, eine Lampe für die Außenbeleuchtung an der Tür und eine komplette Inneneinrichtung. Der Rahmen des Anhängers lackierte ich in Schwarz-Seidenmatt. Der Anhänger selbst wurde wieder angeschliffen, mit Haftgrund sowie Sprühspachtel und einem deckenden weißen Haftgrund versehen. Danach lackierte ich den Anhänger ohne Dach im Farbton RAL 3000 in drei Schichten. Für das Dach habe ich mir eine graue Strukturfarbe anfertigen lassen. Nachdem alles trocken war, beklebte ich den Anhänger außen an den Ecken mit rot-weißen Reflektionsstreifen. Außerdem brachte ich eine Leiter an, damit der Zugang zur Aussichtsplattform, die sich auf dem Dach befindet, frei ist. Diese wird von mir immer wieder individuell gestaltet.
Für den Innenraum verwendete ich für die Wände selbstklebende Holzfolie sowie für den Fußboden eine Linoleum-Nachbildung aus der Küchenwelt: Die Einlagen für die Schubfächer. Spinde, ein Doppelstockbett, ein Tisch sowie Stühle zum Sitzen fanden ihren Platz im Bauwagen. Ein kleiner Hingucker ist ein alter gusseiserner Ofen. Wer das Modell Tatra 815-7 mit der Waldbrandmeldestelle live erleben möchte, hat dazu auf einigen Messen sowie Veranstaltungen in Deutschland und natürlich auf der nächsten modell-hobby-spiel in Leipzig Gelegenheit. Auf dem Parcours der Mitteldeutschen Minitruck Modellbau IG – die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert – wird das Fahrzeug ein Teil der dort aufgebauten Forstwirtschaft sein.