Firefighter – TLF 8/18 mit Schlingmann-Aufbau

Firefighter – TLF 8/18 mit Schlingmann-Aufbau

Am Anfang des Projekts stand der Wunsch, einen Unimog im Maßstab 1:14,5 zu bauen. Die ursprüngliche Idee war, eine zivile Allround-Fassung des Universal-Motor-Geräts zu schaffen. Beim Besuch eines Tags der offen Tür bei der Freiwilligen Feuerwehr Essen-Kettwig entschloss ich mich dann jedoch, das dort stationierte Tanklöschfahrzeug TLF 8/18 mit Schlingmann-Aufbau als Vorbild zu nehmen. Damit schlug ich gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen hatte ich ein passendes Original-Vorbild und zum anderen konnte ich meine Leidenschaft für Feuerwehrfahrzeuge ein Stück weit befriedigen.

Noch vor Ort bei der Freiwilligen Feuerwehr nutzte ich die Gelegenheit, zahlreiche Foto-Aufnahmen zu machen, die mir später als sehr nützliche Vorlage bei der maßstabsgetreuen Realisierung von Fahr­zeugdetails dienen konnten. Das Fahrerhaus in robuster GFK-Ausführung bezog ich bei Truckmodellsport Hafner. Allerdings mussten noch Fenster ausgeschnitten und feine Details wie Spiegel, Lüftungsschlitze, Scheinwerfer, Scheibenwischer, Griffe und dergleichen in liebevoller Kleinarbeit zusätzlich angebaut und erstellt werden, was mir zunehmend besser gelang und immer mehr Spaß machte. Die Scheiben bestehen aus glasklarem Polycarbonat und die Fensterdichtung ist aus dünner Drahtlitzen-Isolierung nachgebildet.

Doppelt hält besser

Zu Beginn des komplett in Eigenarbeit gefertigten Aufbaus war die Erstellung der Pläne für die benötigten Bauteile nötig. Der Aufbau besteht komplett aus ABS- und Polystyrol-Platten, die sich gut schneiden, kleben und lackieren lassen. Die Maße wurden per Messschieber von einem Unimog-Modell im Eisenbahnmodellbau-Maßstab H0 abgenommen und die so ermittelten Daten auf 1:14,5 umgerechnet. Die Wände sind in zwei Schichten aufgebaut. Innen wurde der stabile Grundkörper mit 1,5-Millimeter-ABS-Platten konstruiert, außen sorgen dünne 0,5-Millimeter-Platten für exakte Ausschnitte, Kanten und Rundungen. Als Besonderheit sind alle Rollläden manuell und Platz sparend zu öffnen, indem sie sich unter das Dach schieben lassen. Sie bestehen aus dünnen Alu-Flachprofilen mit 7 Millimeter Breite, die auf der Rückseite mit einer Folie verbunden sind, die man ansonsten zum Einbinden von Büchern verwendet. Die schöne Optik kommt durch die feine Längs-Nut zustande. Ihren Halt finden sie zwischen der dünnen Außenhaut und einer weiteren Führungsschiene innen.

Das Dach ist aus feinem Alu-Riffelblech gefertigt, wobei hier die ganz spezielle Herausforderung in der Ausarbeitung der gleichmäßigen Rundung bestand. Zusätzlich erhielt der Aufbau noch Lampen, eine Heck-Rundumleuchte, eine Reling und Leitern. Die aus Messingprofilen gelötete Heckleiter ist mit drei Magneten abnehmbar befestigt. Der Vorteil: Einerseits kann das Dach weiterhin geöffnet werden, andererseits nimmt die Leiter bei einer eventuellen Bodenberührung keinen Schaden. Die Kotflügel sind aus Polystyrol gefertigt. Einen kleinen Schön­heitsfehler hat das Ganze aber: Verglichen mit dem Essener Original ist der Aufbau etwas zu hoch geraten, da ursprünglich noch Umfeld-Beleuchtungen an der Seite geplant waren.

Getriebe-Pirouette

Das Fahrerhaus und der Aufbau sind in Rot (RAL 3000) lackiert, was aufgrund der Verwendung von Sekundenkleber und Aktivator zu einem Problem mit dem erwünschten Glanz führte. Dieses konnte ­jedoch mit Lackpolitur schnell und auf unkomplizierte Art und Weise gelöst werden. Das Fahrgestell ist weitestgehend mit Produkten aus dem robbe-Sortiment entstanden. Dabei kamen neben Alu-Rahmen, und Achsaufhängungen der Panther-Serie zwei Achsen der Cargo-Serie zur Verwen­dung. Dazu gesellten sich Alu-Breitfelgen mit Einzelbereifung von Veroma, auf denen grobstollige Geländereifen zum Einsatz kommen. Der Rahmen wurde gekürzt und erhielt aus optischen Gründen eine Heck­traverse, mit Kunststoff-Profilen wurde die typische „Durchbiegung“ im mittleren Bereich zwischen den Achsen nachgebildet. Diese schützt zudem das Getriebe bei Geländefahrten vor Beschädigungen, womit wir bereits beim nächsten Thema wären: dem Antrieb. Ein Dreigang-Allradgetriebe inklusive zuschaltbarem Frontantrieb wurde mittig und entgegen der ansonsten üblichen Richtung eingebaut, um den kleinen Faul­haber-Motor noch innerhalb des Aufbaus unterbringen zu können. Diese etwas ungewöhnliche Einbaurichtung bringt noch einen anderen positiven Effekt mit sich. Das Getriebe stellt nun einen ständigen Front­antrieb mit zuschaltbarem Heckantrieb zur Verfügung. Im Allrad­modus sind beide Achsen starr miteinander verbunden, für die Zuschalt- und Schalt­funktion sorgen zwei Miniservos.

Da ich bei meinen anderen Modellen gute Erfahrungen mit ServoNaut-Komponenten gesammelt habe, kamen auch beim Feuerwehr-Unimog Produkte der Technik-Schmiede aus Wedel zum Einsatz, die nicht zuletzt aufgrund ihrer hohen Funktionalität und Anwendungsbezogenheit absolut empfehlenswert sind. Den Anfang macht der Fahrregler M20+ mit integrierter Licht­anlage, die Stand-, Abblend-, Rück-, Rück­fahr- und Warnlicht sowie Richtungs­blinker zur Verfügung stellt. Neben dem verbauten LiPo-Akku, der sich durch geringes Gewicht und lange Laufzeit auszeichnet, ist der Regler im Aufbau untergebracht. Dabei ist ein wenig Geschick gefragt, denn Platz ist dort ja nicht gerade im Überfluss vorhanden. Für die Geräusch­kulisse sorgt das SMX-Soundmodul, da es neben einem passenden Fahrgeräusch – inklusive Anlass-, Druckluft-, Schalt- und Abstellsound – auch über ein zuschaltbares Martinhorn und die Simulation eines Nebenantriebs (Pumpe) verfügt. Der für das SMX-Modul empfohlene 8-Ohm-Laut­sprecher ist an der Stirnseite des Koffers montiert. Für Rundumlicht und Frontblitzer sorgt ServoNauts Blinkelektro­nik BE8 im Einsatzfahrzeug-Modus. Unter­gebracht ist es vorne unter der Motorhaube. Vorgesehen ist auch noch die Installation eines Triblitzes am Heck des Fahrzeugs.

Detaillösungen

Am meisten Freude bereitete die Umsetzung von feinen Details, die direkt vom Foto abgeschaut und in die modellbauerische 3D-Realität übertragen wurden. Zu nennen seien hier Batteriekasten, Tank, Auspuff, Tritte, Lei­tern, Dachreling, Heckleuchten sowie Beschriftungen. Batteriekasten und Tank sind komplett aus Kunststoff gefertigt, verschliffen und anschließend lackiert worden. Die Dachreling besteht aus Stahldraht und Relingstützen aus dem Schiffsmodellbau. Die Heckleuchten stammen von Veroma beziehungsweise Wedico. Die Schutzbügel bestehen aus modifizierten Büroklammern, womit eine hohe Passgenauigkeit erreicht werden konnte. Am Anfang des Auspuff­baus stand ein plattgedrücktes Alu-Rohr, das beidseitig mit Polystyrol verschlossen ist. An der Seite ist der typische Auslass durch ein gebogenes Messingrohr realisiert worden.

Das Nummernschild ist direkt vom Foto ausgeschnitten, auf die richtige Größe ­gebracht und aufgeklebt worden. Kleines Bonmot am Rande: Erst beim Schreiben dieses Artikels fiel mir auf, dass das Frontkennzeichen noch fehlte … Ein Fauxpas, der inzwischen ausgebügelt wurde. Der an der Motorhaube aufgebrachte Feuerwehr-Schriftzug ist aus reflektierender Folie von der Firma Fechtner-Modellbau geplottet worden. Alle übrigen Beschriftun­gen wie Dachkennung, Wappen, Luftdruckangabe und Typenbezeichnung sind selbst am Computer erstellt und auf Nassschiebfolie oder Fotopapier gedruckt. Nicht vergessen möchte ich die Griffe an den Roll­toren, die aus gebogenen Messingstreifen entstanden sind und die Spiegel aus Messingdraht sowie Wedico-Spiegelgehäusen. Die Schmutzlappen verrichteten zuvor als Fahrradschlauch ihren Dienst, die Schäkel stammen von Knupfer Feinwerktechnik und die Heckreflektoren wurden eigens mit dem Locher ausgestanzt sowie anschließend mit Glühbirnenlack passend eingefärbt. Damit der Unimog nicht nagelneu aussieht, habe ich mir eine besonders simple Methode einfallen lassen, frisch glänzende Metallic-Oberfächen künstlich zu altern. Nachdem der Lack getrocknet war, wurden die Bauteile schlicht und einfach leicht mit Aktivator besprüht. Das war’s.

Postskriptum

Insgesamt hat der Nachbau des Unimogs mit recht einfachen Mitteln und ohne vorherige Eigenbauerfahrung sehr viel Spaß gemacht und ist etwas ganz anderes als ein Bausatzmodell. Hier stößt man oft auf unerwartete Schwierigkeiten, da man ja keinen exakten Plan und vorgefertigte Komponenten hat. Das Modell wächst sozusagen mit den eigenen Ideen. An manchen Stellen ist man gezwungen, wegen der eingeschränkten Möglichkeiten Kompromisse einzugehen und manchmal ändert sich der Plan für das Fahrzeug während des Baus. Dann aber zumeist nicht ganz freiwillig. Das hier vorgestellte Modell ist zwar im Prinzip fertig, aber wie immer gibt es noch Stellen, an ­denen verbessert und ausgebaut werden kann. Dazu gehören sicherlich das Innen­leben des Aufbaus sowie die Bestü­ckung des Dachs mit Schaufel und Co. Für eine weitere Ausstattung kann sicherlich in Zukunft auch das neue Feuerwehrzubehör von robbe dienen.