Gut Holz: Ein Logging-Trailer aus den USA

Holz bestimmt zu einem großen Teil mein Leben. Als gelernter Forstwirt hatte und habe ich viel mit Holz und den ganzen Arbeitsschritten von der Fällung über die Rückung bis hin zum Abtransport zu tun. Auch privat nimmt die Holzverarbeitung einen großen Teil meiner Freizeit ein. Neben meinen Modellen in der Bastelwerkstatt entstehen dann Massivholzbänke, Pilze und allerhand andere Sachen mit der Motorsäge. Nun wollte ich auch das Thema Holz in den Modellbau einfließen lassen. Nachdem schon einige Sitzgruppen im kleinen Maßstab entstanden waren, musste nun auch ein „fahrbarer Untersatz“ zum stilechten Transport in den Fuhrpark. Als großer Fan der amerikanischen Trucks stand schon ein Tamiya Ford Aeromax als Zugmaschine zur Verfügung. Dieser zog bislang einen Tieflader hin und her. Aber so richtig gefiel mir diese Kombination nicht. Nach einiger Internetrecherche und den Beiträgen der Holzfäller extrem auf DMAX, wo über Bobby Goodsons Swamp Logging Firma berichtet wurde, stand mein Entschluss fest, einen ähnlichen Auflieger selbst zu fertigen. Im Internet fand ich auf einer Seite einen für mich praktisch fotografierten Trailer. Die wichtigsten Details waren gut ersichtlich und das Projekt nahm langsam Fahrt auf. Weniger ist mehr In vielen aktuellen Modellbauberichten wird immer mehr mit eigens gefertigten CNC-Bauteilen gearbeitet. Ich möchte da ein wenig aus der Reihe tanzen und ganz oldscool mit einfachen Zutaten bauen. Ich vertrete die Meinung, man sollte vor lauter Hightech den traditionellen Funktionsmodellbau nicht vergessen und das Hobby einem Computer überlassen. Frei nach dem Motto: back to basic – zurück zum Einfachen. Dafür bieten sich amerikanische Trailer regelrecht an. Diese müssen einfach rollen und funktionieren. Ganz ohne Schnickschnack. Im nächstgelegenen Baumarkt wurde in der Abteilung für Metallprofile nach den richtigen Zutaten für das Projekt Ausschau gehalten. Da ich keine Pläne oder Skizzen des Aufliegers zur Verfügung hatte, orientierte ich mich am vorhandenen Tieflader und einem anderen Tamiya-Auflieger aus meinem Bestand. So übernahm ich Länge und Breite von meinen beiden vorhandenen Aufliegern in Kombination. Als Rahmenträger entschied ich mich für ein 40 × 20 Millimeter (mm) L-Profil. Für die Quertraversen im Rahmen wurden 15 × 10 mm-U-Profile und 20 × 20-mm-Vierkant-Rohr mitgenommen. Um alle folgenden Bohrlöcher und Ausschnitte auf beiden Trägern identisch hinzubekommen, wurden die beiden L-Profile quasi Rücken an Rücken mittels Isolierband miteinander fixiert. Auch das Anzeichnen der Schnittlinie für den Aufsattelbereich ist somit ein Kinderspiel. Alles ist nun für beide Seiten gleich. Ausgeschnitten wurde dann mit der Flex und einem dünnen Metallblatt. Während der Rahmen nun in Arbeit war, machte ich mich auf die Suche nach passenden Ach­sen. Da das Original als Zweiachser mit Pendelei aufgebaut ist, wollte ich das auch bei meinem Trailer realisieren. Ich entschied mich dann, nach einer original Tamiya-Pendelei zu suchen. Entstehung des Rohbaus Zwei kugelgelagerte Achsen fand ich bei eBay-Kleinanzeigen. Bei Ruben Schäfer (www.mein-rc-shop.de) fand ich die passende Aufhängung dazu. Leicht korrodiert und zu einem guten Preis – perfekt für mein Vorhaben. Die Lieferzeit war sehr kurz und bald konnten die Arbeiten zügig weiterge­führt werden. Die Stoßdämpfergehäuse wurden vom Eloxat befreit und die Bohrungen der Aufhängung gesetzt. Als das alles geschehen war, konnten die Längsträger aus ihrem Klebebandkorsett befreit werden. Nun noch die Schnittkanten entgraten und die ersten Teile konnten zusammengebaut werden. Da die Rahmenbreite ja von den Achsen bestimmt wird, wurden diese auch zuerst eingepasst und be­festigt. Anschließend konnten die Quer­traversen passend zurechtgeschnitten werden. So wurden die Längsträger ausgerichtet und zuerst die vordere und hintere Traverse eingesetzt. So entsteht ein in sich stabiler Rohbau des späteren Rahmens. Die ersten beiden Querverbindungen und die letzte wur­den aus 20 × 20-mm-Vierkant-Rohr gebaut. Im mittleren Teil des entstehenden Rahmens wurden 10 × 15-mm-U-Profile verwendet. Bei alle Verbindungen erfolgte die Befestigung mit 3-mm-Hohlnieten. So erhält man Stück für Stück einen stabilen Unterbau für einen Auflieger. Herausforderung Trailerstütze Insgesamt habe ich sieben Quertraversen verbaut. Die beiden vorderen bekamen auf der Unterseite noch ein Stahlblech aufgesetzt, an dem der Königsbolzen befestigt ist. Den habe ich mir von einem Kollegen nach Tamiya-Maßen drehen lassen. Der nun fertige Grundrahmen hat eine sehr hohe Steifigkeit und verwindet sich auch bei starker Beanspruchung nicht. Eine weitere Herausforderung war die Trai­lerstütze. Diese wird nicht wie üblich senkrecht heruntergekurbelt, sondern nach dem Aufsatteln komplett nach hinten geklappt. Hier konnte ich mir wieder mit U-Profilen helfen. Die senkrechten Profile haben die Außenmaße 12 × 10 mm und passen saugend in das 15 × 10-mm-U-Profil, das als Aufstandsfläche dient. Die ganze Stütze wurde an jeder Rahmenseite schwenkbar gelagert. Zur Fixierung wurden durch die senkrechten Profile und die Rah­menseiten Löcher gebohrt. So kann die Stüt­ze nur durch Umstecken eines Bolzens angeklappt oder aufgestellt fixiert werden. Damit alles auch gut ins Rollen kommt, habe ich matt verchromte Doppelfelgen mit den Tamiya-Originalreifen bestückt und damit die Pendelei komplettiert. Nun galt es, einen gut passenden Rungen­aufbau zu realisieren. Dafür bieten sich auch wieder U-Profile an. Als Aufla­ge­flächen für das Holz wurden aus 20 × 20-mm-Profilen 21 Zentimeter lange Bauteile gesägt. Für die Rungen verwendete ich 10 × 15-mm-Profile. Diese wurden am oberen Ende noch abgeschrägt. Die 200 mm langen Rungenprofile passen genau in die Auflagefläche und die Befestigung mit dem Unterteil durch je zwei 3-mm-Schrauben und selbstsichernde Mut­tern verschraubt. Da das Auflageprofil nach oben offen auf dem Rahmen angebracht wurde, fiel der tiefe Schacht unangenehm zwischen den Rungen auf. Hier konnte ich mittels übriggebliebener Rungenabschnitte Abhilfe schaffen. Diese wurden so abgelängt, dass sie genau zwischen die Rungen in das Pro­fil geschoben werden konnten. Mit zwei 3-mm-Schrauben und selbstsichernden Mut­tern wurden diese samt Rungenpaar auf dem Rahmen befestigt. Die ganzen Arbeitsschritte wurden vier Mal wiederholt. Nun stand schon ein recht imposantes Bau­werk auf der Werkbank. Ein wichtiges Bauteil fehlte aber noch. Hierbei handelte es sich um einen Rangierbügel am Heck. Mit dieser rammbockartigen Konstruktion können die Trailer auch von den Ladern gepackt und zurechtgerückt werden. Sie sind auch nützlich, um einen festgefahrenen Holzzug mittels Bulldozer aus einem aufgeweichten Waldweg zu schieben. Hierfür entschied ich mich für Messing-Material. Ein wenig U-Profil und Flach-Material wurde zurechtgeschnitten und zusammengelötet. Mit jeweils zwei Schrauben auf jeder Seite wurde das Bauteil an den Rahmen geschraubt. Da einmal das Heck in Arbeit war, sollte auch gleich die Rücklichttraverse angepasst werden; auch wieder aus Aluprofil 10 × 10 mm, das auf 210 mm abgelängt und beidseitig mit drei 5-mm-Löchern für die LED versehen wurde. Auch beim Original werden die Rückleuchten zu ihrem Schutz vor Beschädigung in einer solchen Konstruktion versteckt. Nun brauchte ich nur noch die gebohrte Traverse mit zwei Nieten an der hintersten Rahmentraverse zu befestigen. Bevor Beleuchtung und Verkabelung realisiert werden, sollte jedoch praktischerweise erst Farbe auf den Trailer. Letzte Details am Fahrzeug Der Auflieger war von Anfang an nicht als Hochglanzmodell geplant. Also entschied ich mich für eine schwarze, seidenmatte Oberfläche. Um den gebrauchten und schmutzigen Look weiter hervorzuheben, musste die Airbrush-Pistole ran. Ein Mix aus verschiedenen, matten Rot- und Brauntönen wurde wahllos auf Räder, Achsen und den Aufbau aufgetragen. Aus einem Stück Fahrradschlauch wurden zusätzlich noch zwei Schmutzlappen ausgeschnitten, eingedreckt und hinter der zweiten Achse befestigt. Nun stimmte die Optik. Beim Tieflader fand ich es recht ­praktisch, dass dieser eine eigene ­Stromversorgung für die Beleuchtung hatte. Das wollte ich auch hier realisieren. Nur wo ­versteckt man an einem Rungenauflieger ein ­Ak­ku­­pack ­möglichst unsichtbar? Es blieb nur der Rahmen. Da am Original der hintere Teil durch ein Blech abgedeckt ist, war das meine Chance. Abgemessen und ­zurechtgeschnit­ten wurde ebenfalls ein zweiteiliges Blech ein­ge­setzt. Der ­hintere Teil dient dem Schutz der Achsen vor durch­fallenden Stämmen. Ein etwas weiter vorne angebrachtes Blech verdeckt die aus Kuststoffplatten ­gefertig­te Akkubox. Diese bietet Platz für vier R6-Zellen. Gleich da­neben wurde eine Aussparung für den Schalter in den Rahmen geschnitten. Über diesen Schalter wird die komplette Trailerbeleuchtung geschaltet. Die Lichttraverse am Heck beherbergt insgesamt sechs rote 3-mm-LED. in jede Rahmenseite wurden je zwei orangefarbene 3-mm-LED eingesetzt. Wie bei all meinen Modellen stellte ich die Beleuchtung bei www.rc-beleuchtungen.de zusammen. Beladen Ich wollte in puncto Ladung möglichst nah am Original bleiben. Keine Kunststoffrohre oder andere unechte Sachen. Holz ist und bleibt mein Thema. Auf einer Holzeinschlagstelle fand ich im vergangenen Winter passende Äste mit einem Durchmesser zwischen 20 und 40 mm. Sie wurden auf einen Meter abgelängt und bilden schon fast das Finish des Aufliegers. Ladungssicherung wird auch in den Staaten großgeschrieben. Hier sollten Zurrketten zum Einsatz kommen. Ketten in passenden Gliedergrößen hat eigentlich jeder gut sortierte Baumarkt im Programm. Kettenspanner habe ich bei Modellbau Fechtner im Onlineshop gefunden und gekauft. Um die Spannketten auch nutzen zu können, sind je fünf Schraubösen in die jeweiligen Rahmenseiten verschraubt worden. Das jeweils letzte Kettenglied sollte gleichzeitig zum Zurrhaken umfunktioniert werden. So wurde eine Seite komplett zusammengebogen, damit es an der Kette befestigt bleibt und die andere Hälfte des Kettenglieds wurde etwas aufgebogen. So erhält man ohne viel Aufwand stabile Haken. Jetzt steht dem Holztransport nichts mehr im Wege. Als vorläufige Zugmaschine arbeitet der Ford Aeromax sehr zuverlässig. Der Lkw war eigentlich eher als Teppichtruck vorgesehen. Nun mussten aber kleine Veränderungen vorgenommen werden. Hauptsächlich ist der Truck original nach Anleitung aufgebaut worden. Keine Umbau- oder Tuningteile kamen zur Verwendung. Mir gefiel das Design schon von Anfang an, wie es ist. Um ein wenig passend vor dem Logging-Trailer zu hängen, wurde ein stärkerer Motor aus dem Crawler-Bereich eingebaut. Die Straßenreifen wurden von den Antriebsachsen entfernt und durch grobstolligeren Top Cad-Geländereifen ersetzt. Die Differenziale sind mit Kupferpaste etwas mehr gesperrt worden, um ein wenig mehr Traktion auf losem Untergrund zu haben. Am auffälligsten sind jedoch zwei Dinge. Einmal der Bullenfänger des King Haulers von Tamiya und das Airbrush auf der Sleeperrückseite. Über den Bullenfänger am Aeromax spalten sich ja schon immer die Meinungen. Mir gefällt die Kombination jedoch sehr gut. Das eher versteckte Airbrush-Bild zeigt einen heulenden Wolf vor einer Baumkulisse unter einem Vollmond. So wirkt der Lkw recht normal und der Aha-Effekt kommt bei den Leuten erst, wenn das Modell an ihnen vorbeifährt. Der Ford Aeromax dient erst einmal als Provisorium. Wesentlich besser zum Erscheinungsbild des Aufliegers passt aufgrund seiner kantigen Bauweise eigentlich der King Hauler. Der Auflieger hat stirnseitig kein Schutzgitter, das meistens als Sleeper­schutz hinter der Kabine der Zugmaschi­nen verbaut ist, doch beim Aeromax herrscht wegen der Auspuffkonstruktion Platzmangel. Außerdem würde ich ja auch das Airbrush damit verdecken. So wird sich wohl die Anschaffung einer weiteren Zugmaschine in Form eines King Haulers auf lange Sicht nicht vermeiden lassen. Doch das steht eventuell in einem anderen Baubericht. Ich hoffe, dass ich mit dem Modell und meinem Bericht darüber, allen Modellbauern, die wie ich ohne Hightech Ausrüstung auskommen wollen, ein paar Anregungen geben konnte.