Holz gegen Flammen: Mercedes Benz Atego 1629 AF
Meine Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr erhielt im Jahr 2013 ein LF 20 des Aufbauherstellers Ziegler auf Basis eines Mercedes Benz Atego 1629 AF. Nachdem ich schon mehrere klassische Feuerwehrmodelle der 1970er- und 1980er-Jahre im Maßstab 1:14 gebaut hatte, reifte in mir der Entschluss, ein modernes Feuerwehrfahrzeug nachzubauen.
Das Löschfahrzeug, kurz LF, Mercedes Benz Atego 1629 AF mit der von Ziegler neu entwickelten Z-Cab-Mannschaftskabine sollte nach einer Drehleiter, einem Tanklöschfahrzeug 24/50 und einem Wechselladerfahrzeug nun das vierte Fahrzeug in meinem Modell-Löschzug im Maßstab 1:14 werden. Neben der Anschaffung des originalen LF 20 für unsere Löschgruppe waren sowohl der Bau einer Mercedes Atego-Kabine, die im Funktionsmodellbau dieses Maßstabs selten anzutreffen ist, als auch der Bau der Z-Cab-Mannschaftskabine ausschlaggebend für den Beginn dieses Projekts. Diese Einmaligkeit von Original und Modell macht für mich einen besonderen Reiz aus.
Fahrgestell
Das Fahrgestell bildet das Grundgerüst eines jeden Lkw und somit wurde im ersten Bauabschnitt auch mit dessen Aufbau begonnen. Der 60 Millimeter (mm) breite Rahmen besteht aus Aluminium L-Profilen, an dem die Tamiya-Achsen mit Blattfedern aufgehängt sind. Auch an der Vorderachse werden die Räder dank eines Umbausatzes für die Tamiya-Antriebsachsen angetrieben. Die Felgen liefert Tamiya serienmäßig in Chromglanz-Optik aus. Die Chromschicht ist zuerst mit Chemikalien weggeätzt worden. Anschließend konnte eine Lackierung der Felgen in Matt-Silber erfolgen, um dem Original nahe zu kommen. Die angetriebene Vorderachse ist in schwerem Gelände durch ein Veroma-Verteilergetriebe bei Bedarf über die Fernsteuerung mit einem Servo zuschaltbar. Sollte sich das Fahrzeug doch einmal festgefahren haben, hilft die ebenfalls per Servo zuschaltbare Differenzialsperre an der Hinterachse, sich wieder freizufahren. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem MFA-Getriebemotor von Conrad, welcher über eine Kardanwelle seine Kraft direkt auf das Verteilergetriebe überträgt. Eine HiTec HS 645MG-Servo stellt sicher, dass die Lenkung in jeder Situation genügend Kraftreserven besitzt.
Die futuristisch anmutende Z-Cab-Kabine von Ziegler verspricht mehr Platz für die Mannschaft, im Modell wurde dieses „Mehr“ an Platz für die Unterbringung der Elektronik verwendet. Heute im Funktionsmodellbau nur noch selten anzutreffen, wurde das Modell zum großen Teil in Holzbauweise erstellt. Die große Auswahl an verschiedenen Holzsorten, die sich je nach Anwendungsgebiet unterscheiden (je nachdem ob Stabilität oder geringes Gewicht gefordert sind), die gute Bearbeitbarkeit und auch das günstige Preisniveau überzeugten mich schon bei meinen vergangenen Projekten vom Werkstoff Holz. Zum Großteil wurde eine Rippenbauweise angewendet, die für Stabilität und somit auch für eine hohe Verwindungssteifigkeit der Kabine sorgt. Nachdem das Grundgerüst stand, wurden Türen, Kotflügel, Stoßstange und weitere Anbauteile angepasst, sowie zahlreiche Aussparungen und Löcher für die Beleuchtung in das Material eingearbeitet. Nun konnte mit der Grundierung aller Teile und der anschließenden Lackierung in der Farbe „Feuerwehrrot“ RAL 3000 begonnen werden. Eine ordentliche Grundierung und Versiegelung ist bei der Holzbauweise besonders wichtig, um das Holz vor Feuchtigkeit zu schützen. Nachdem auch die letzte Schicht Klarlack getrocknet war, konnte mit der Montage des Führerhauses begonnen werden. Die Türen sind nicht zu öffnen. Sie wurden eingeklebt, da sie zur Stabilität der Kabine beitragen.
Licht
Nun war es an der Zeit, für etwas „Licht im Dunkeln“ zu sorgen. Diesen Job übernehmen hier LED, die für Blinker, Begrenzungsleuchten, Abblendlicht, Fernlicht, Blaulicht und die zweifarbige Innenraumbeleuchtung in Weiß und Grün sorgen. Letztere ist übrigens an das Original angelehnt. Da das weiße Licht den Maschinisten während der Fahrt im Dunklen zu sehr blenden würde, kann hier auf ein Grünlicht umgeschaltet werden, das deutlich blendfreier ist. Passend zugeschnittene und gebogene Fensterscheiben aus Polycarbonat komplettieren das Fahrerhaus. Mit vier Schrauben der Größe M3 wird das Fahrerhaus direkt auf dem Rahmen befestigt, Schaumstoff-Puffer zwischen Kabine und Fahrgestell sorgen dafür, dass Verwindungen des Rahmens nicht direkt auf das Fahrerhaus übertragen werden. Über eine neunpolige Sub-d-Steckverbindung ist es jederzeit möglich, das Fahrerhaus bei Wartungsarbeiten auch elektrisch schnell vom Fahrgestell zu trennen.
Der Aufbau mit seinen sieben Geräteräumen für das feuerwehrtechnische Material ist genauso wie das Führerhaus aus Holz gebaut worden. Die einzelnen Lamellen der Rolladen wurden mit 3 x 3-mm-Alu-Vierkant-Profilen nachgebildet. Im Inneren des Aufbaus findet man einen Großteil der Elektronik für das Fahrzeug. Zur Ansteuerung aller Licht- und Soundfunktionen ist ein Beier USM-RC2-Modul verbaut. Dieses bietet vielfältige Programmiermöglichkeiten und eine updatefähige Firmware. Überzeugt hat mich die Möglichkeit, eigene Sounds einzuspielen, sodass die Motorgeräusche des Originals auch im Modell zu hören sind. Gespeist wird das gesamte Fahrzeug durch einen 8,4-Volt-NiMH-Akku mit 3,5 Ampere Kapazität, der einfach über den Heckgeräteraum gewechselt werden kann. Eine Akkuladung reicht für eine Fahrtzeit von etwa einer Stunde aus. Die Zeit verkürzt sich aber durch die Zuschaltung zahlreicher Sonderfunktionen natürlich.
LED-Power
Die insgesamt sechs verwendeten LED für Frontblitzer, Heckblitzer und die Rundumleuchten auf der Kabine haben jeweils eine Leistung von 1 Watt und sorgen auch schon aus der Entfernung für eine gute Wahrnehmbarkeit. Zur Absicherung der Einsatzstelle vor rückwärtigem Verkehr kann noch eine Heckabsicherungsanlage eingeschaltet werden, in der vier orangene SMD-LED aufblitzen. LED-Stripes hinter Milchglas an den oberen Seiten des Aufbaus sorgen für eine Umfeldbeleuchtung rund um das Fahrzeug. Die Rückleuchten entstanden aus verschiedenen weißen, roten und orangen Fahrrad-Reflektoren, die auf Maß zurecht gefeilt und dann zusammengesetzt wurden. Wie alle Beleuchtungseinrichtungen am Fahrzeug wurden auch hier nur LED verbaut. Neben dem Vorteil der längeren Lebensdauer, die gerade bei verklebten Leuchtmitteln wichtig ist, bieten sie auch eine höhere Lichtausbeute als Glühlampen. Gerade leistungsstärkere Glühlampen werden im Betrieb sehr warm und können dadurch Schäden verursachen.
Für die Wiedergabe der Fahrsounds und Sondersignale wurde ein Breitbandlautsprecher von Visaton eingebaut, der in der Mannschaftskabine montiert wurde. Zur Verbesserung der Tonqualität wurde für den Lautsprecher ein eigenes Gehäuse gebaut, welches auf den Außenseiten mit Schaumstoff ausgekleidet wurde, um ein Dröhnen zu vermeiden.
Anbauteile
Nachdem die ersten Testfahrten erfolgreich verlaufen sind, wurde das Fahrzeug noch um einige Anbauteile ergänzt. Eine Martinshorn-Anlage entstand aus vier Trucker-Fanfaren, wovon zwei gekürzt und wieder zusammengeklebt wurden, da ein Satz Martinshörner aus zwei langen und zwei kurzen Fanfaren besteht. Ein Astabweiser für die Rundumleuchten und die Fanfaren aus gelötetem Silberdraht wurde in Mattsilber lackiert und ebenfalls noch ergänzt. Das Dach des Aufbaus wurde mit Alu-Riffelblech ausgekleidet. Eine vierteilige Alu-Steckleiter und sechs Saugschläuche finden dort ihren Platz. Zur eindeutigen Kennzeichnung des Fahrzeugs wurden noch geplotterte Schriftzüge angebracht. Lediglich das Ziegler-Logo konnte in dieser Größe nicht erstellt werden und wurde von Hand mit einem sehr feinen Pinsel aufgetragen. Die gelben Konturmarkierungen rund um das Fahrzeug sind aus einer Reflexfolie ausgeschnitten, wie sie auch beim Vorbild verwendet wurde.
Dank des Allradantriebs und der Differenzialsperre kann das Fahrzeug im Gelände deutlich mehr, als man als Fahrer riskieren möchte, wenn man den Aufbau und das Fahrerhaus nicht beschädigen will. Durch die nachgerüsteten, grobstolligen Reifen und das hohe Gewicht der Aluminium-Rollläden ist der Grip sehr gut und auch steile Hänge können bezwungen werden. Mit der momentanen Übersetzung wird eine maßstabsgetreue Endgeschwindigkeit von etwa 7 Stundenkilometer erreicht, gleichzeitig ist immer noch ein feinfühliges Rangieren im niedrigen Geschwindigkeitsbereich möglich.