Jeep-Lehre: RC4WDs Gelände II Cruiser Body Kit

Jeep-Lehre: RC4WDs Gelände II Cruiser Body Kit

Während in der RC-Car-Fraktion besonders vorbildgetreu gestaltete Modelle gerne den Ehrentitel „Scale“ im Namen tragen, gehört die realistische Darstellung in Funktionsmodellbaukreisen natürlich zum guten Ton. Doch egal welcher Sparte des Modellsports man nachgeht, eine täuschend echte Optik sowie ein realistisches Fahrverhalten begeistern jeden, der Spaß an Fahrzeugen aller Art hat. Kein Wunder also, dass der Gelände II mit Cruiser Body Kit aus dem Hause RC4WD sich schnell eine breite Fangemeinde erarbeiten konnte.

Wenn man sich den Gelände II mit Cruiser Body Kit von RC4WD so ansieht, fühlt man sich in fast vergessene Zeiten zurückversetzt. Praktisch mussten die Autos sein. Viel Laderaum, einfach zu reparieren, gut zugänglich. Aerodynamik und Verbrauchsoptimierung waren bestenfalls zweitrangig. Und auch wenn es RC4WD in Ermangelung der benötigten Lizenzen nicht zugibt, erkennt der geneigte Auto-Enthusiast doch recht schnell, dass es sich um eine optische Replik des Toyota Land Cruiser handelt. Ein wunderschönes Fahrzeug, das auch im Maßstab 1:10 zu begeistern weiß.

Konstruktion

Die Basis des Modells bildet das bereits seit einiger Zeit bekannte Gelände II-Chassis. Es handelt sich dabei um eine Metallkonstruktion aus Aluminium, Stahl und hier und dort natürlich auch ein wenig Kunststoff. Eine echte Augenweide sind die Teile schon, wenn sie noch im Karton liegen. Darin sind die Teile in Schaumstoff-Etagen so drapiert, dass man sofort einen exzellenten Eindruck bekommt. Einige Baugruppen wie die beiden Getriebe und die Achsen sind auch bereits fertig vormontiert. Lediglich besonders kleine Teile wie Schrauben oder Kugelköpfe sind ganz unten in Plastiktüten verpackt zu finden. Auch die Karosserie-Teile aus Hartplastik sind sauber in einem Extrakarton untergebracht und kommen in einem Hellgrau daher. Schnell wird klar: Es gibt noch eine ganze Menge zu tun. Und das ist auch gut so.

Um beginnen zu können, sollte man sich einen guten Werkzeugsatz mit den wichtigsten Inbusgrößen und ein Fläschchen Schraubensicherung bereitlegen. Dann kann es im Grunde schon losgehen. Die Bauanleitung beschreibt die einzelnen Arbeitsschritte sehr gut, sodass man schon nach kurzer Zeit den fertigen Leiterrahmen vor sich auf der Werkbank liegen hat. Die Passgenauigkeit der einzelnen Teile ist wirklich perfekt. Nichts ist schwergängig, alles rutscht nahezu von selbst ineinander. Auch die Schrauben sind von guter Qualität, sodass man keine Köpfe runddrehen kann.

Vormontierte Getriebe

In den fertigen Rahmen implantiert man nun das Untersetzungsgetriebe sowie das Verteilergetriebe. Beide sind bereits werksseitig vormontiert und mit eine ausreichenden Schmierung versehen. Während das Untersetzungsgetriebe im vorderen Chassisbereich Platz nimmt und eine interne Untersetzung von 1,78 zu 1 hat, befindet sich das Verteilergetriebe mit einer Untersetzung von 1,47:1 direkt mittig. Beide sind über eine kurze Stahlwelle miteinander verbunden. Und hier gibt es auch den ersten kleinen Kritikpunkt. Denn die beiden Anschlüsse fluchten nicht 100-prozentig, sodass die Welle einen minimalen Versatz ausgleichen muss. Das bringt eine unnötige Schwergängigkeit ins Spiel, die sich mit den ersten Betriebsstunden jedoch legen sollte, wenn sich alles gut eingelaufen hat.

Nun ist es Zeit, die Achsen zu verbauen. Diese sind ebenfalls bereits aus dem Karton heraus fertig montiert und komplett gesperrt. Sämtliche drehenden Teile am Gelände II sind zudem kugelgelagert und nahezu spielfrei. Nun gilt es, die beiden Starrachsen an das Chassis zu schrauben. Das erfolgt zunächst über jeweils zwei Aluminium-Links, die von den Achsen zur Centerplate führt, auf der sich auch das Verteilergetriebe befindet. Zur Kippmoment-Abstützung kommen an der Hinterachse zwei weitere, etwas dünnere Links zum Einsatz, die direkt mit am Rahmen verschraubt sind.

An der Vorderachse war es nicht möglich, die Kippmoment-Abstützung mit zwei weiteren Links wie hinten zu realisieren, da das Hauptgetriebe im Weg ist. Hier kommt daher nur ein Link auf der linken Seite zum Einsatz. Damit die Achse sich nun nicht seitlich versetzen kann, was für ein schlechtes Fahrverhalten führen würde, ist vorne ein sogenannter Panhard-Stab angeschlagen. Diese Technik ist schon deutlich über 100 Jahre alt und wird bei vielen – auch originalen – Fahrzeugen mit Starrachsen verwendet.

Interieur

Ist das Chassis dann montiert, kann man sich voll den Komponenten widmen, die nicht zum Lieferumfang gehören. Hierzu zählen der Motor, der Regler, ein Akku, ein Lenkservo sowie Sender und Empfänger. Da es bei einem Scaler nicht so sehr auf Leistung ankommt, fiel die Wahl beim Gelände zunächst auf einen einfachen Bürstenmotor in 540er-Baugröße. Dieser ist mit zwei Schrauben schnell an seiner Halterung fixiert. Das 14-Zähne-Stahlritzel treibt das 64-Zähne-Hauptzahnrad aus Kunststoff an. Dabei wurde eine 32-DP-Verzahnung gewählt. Inklusive Mittelverteiler und Achsen ergibt sich somit eine Gesamtuntersetzung von knapp 32:1. Ein guter Wert für einen Trialer.

Wie beim Original sitzt der Motor natürlich unter der Motorhaube. Direkt daneben macht es sich kopfüber das Lenkservo bequem. Um die Räder in wirklich jeder Situation präzise bewegen zu können, kommt hier ein Team-Orion-Exemplar mit einer Stellkraft von 26 Kilogramm zum Einsatz. Auch die Stellzeit von 0,07 Sekunden ist mehr als ausreichend. Die Kraft wird über ein Aluminium-Link zum linken Lenkhebel übertragen. Die beiden Lenkhebel sind untereinander wiederum über eine weitere Alu-Strebe verbunden.

Optik zählt

Ganz am anderen Ende des Chassis ist die Kommandozentrale vorgesehen. In einer spritzwassergeschützten Kunststoffbox – als Tank getarnt – finden Empfänger in allen gängigen Größen gut Platz. Auf der Aluplatte davor ist genügend Fläche zur Befestigung des Reglers vorhanden. Er ist dadurch auch weitgehend von unten vor Schmutz geschützt. Eine der größten ­Aufgaben an diesem Modell ist – wie bei Scalern üblich – das optische Finish, von dem quasi alles abhängt. Und das beginnt beim Cruiser schon am Chassis. Hier ­müssen in der Alu-Heckstoßstange die Rücklichter montiert werden. Es handelt sich dabei um Chrom-Gehäuse mit Klarglas-Einsätzen, die von der Innenseite der Stoßstange verschraubt werden. Doch Vorsicht ist geboten. Denn in der Anleitung werden hier leider Schrauben vorgeschlagen, die zwar nicht unbedingt zu lang sind, jedoch deutlich länger als notwendig. Durch die stramme Passung des Kunststoffs können die Schrauben daher beim Eindrehen leider abreißen, wenn man es hier übertreibt. Daher sollte man am besten etwas kürzere Exemplare verwenden oder die empfohlenen kürzen.

Jetzt folgt der Aufbau der Hartplastik-Karosserie. Der Cruiser Body besteht aus zwei äußeren Teilen und dem Innenausbau. Da die Teile bereits komplett fertig sind, muss man sie lediglich noch einmal mit einem Schleifvlies aufrauen und nach dem Grundieren kann schon die Farbe drauf. Beim Testmodell fiel die Wahl auf ein klassisches Grün, wie es bei älteren Geländewagen durchaus gelegentlich Verwendung fand. Das Dach wurde ebenfalls ganz klassisch in Weiß abgesetzt. Nach dem Einsetzen der Schreiben können die beiden Karosserieteile auch schon miteinander verbunden werden. Das erfolgt ganz einfach über Schrauben von innen. Leider ist an dieser Stelle die Passgenauigkeit dann doch einmal nicht optimal. Schade.

Scheibenwischer

Optische Highlights werden außen in Form von verschiedenen Scale-Anbauteilen ge­­setzt. Diese liegen in Chrom oder Schwarz bei und bedürfen nach dem He­­raus­trennen aus ihrem Spritzbaum auch im Grunde keiner Nacharbeit. Die Türgriffe, Lampenfassungen und natürlich die schicke Kühlerblende sind verchromt. Weitere Anbauteile wie die Rückspiegel oder die Scheibenwischer bestehen aus schwarzem Kunststoff. Alle Teile sind schnell mit Schrauben oder einigen Tropfen Sekundenkleber fixiert. Auch hier sind wieder alle Lampen und Leuchten für den Einbau von LED oder kleinen Glühbirnen vorbereitet.

Deutlich umfangreicher sind die Abreiten im Innenraum. Eine Art Wanne bildet die Basis des Ganzen. Hier werden Armaturenbrett, Türverkleidungen und ein paar Kleinteile montiert. Auch für den Innenraum fiel die Wahl auf die Außenfarbe ganz wie beim Original. Nach dem Trocknen werden noch die Sitzgelegenheiten aus schwarzem Kunststoff und einige Kleinteile wie das Lenkrad oder der Schalthebel montiert. Der gesamte Innenraum wird dann einfach von unten in die Karosserie eingesetzt und verschraubt.
Fertig. Oder nicht?

Und dann ist es so weit: Der fertige Scaler steht vor einem. Die wuchtige Erscheinung mit den vielen kleinen Details erfreut das Auge. Und auch technisch hat der Truck einiges zu bieten. Der 15-Turns-Bürsten­motor hat reichlich Kraft und lässt sich recht gut regeln, sodass man über Hindernisse sauber hinweg fahren kann. Gleichzeitig ist die Topspeed so groß, dass es gerade noch vorbildgetreu aussieht, wenn der Cruiser über eine Beton-Fläche rast. Die Achsverschränkung ist dabei natürlich nicht so extrem wie bei einem Wettbewerbs-Trialer, jedoch sehr vorbildgetreu. In Verbindung mit den schön weichen Reifen kommt man über fast jedes Hindernis hinweg.

Ganz im Gegenteil zur Optik des Modells. So schon und detailreich die Karosserie im Serien­zustand auch bereits ist – mit jeder Runde durch den Garten wachsen im Kopf schon neue Ideen zur Veränderung. Vielleicht noch ein paar Gebrauchsspuren für den Lack, ein bisschen künstlicher Rost, eine Fahrerpuppe oder natürlich eine komplette Beleuchtung. Mit dem Gelände II Cruiser Body Kit hat man wirklich viele Möglichkeiten, seiner Kreati­vität freien Lauf zu lassen.