Kurz und gut – MAN TGS-M mit Fahrerhaus von ScaleART

Weniger ist manchmal mehr. Die neue MAN TGS-Serie von ScaleART kommt mit einer M-Version daher, die ohne die sonst übliche Schlafkabine auskommt. Wie gemacht für alle, die gerne Trucks aus dem Nahverkehr nachbauen ­möchten. Aber auch ansonsten bietet die Kabine viele interessante Neuheiten. So ist man bei ScaleART wieder davon abgekommen, Fahrerhäuser aus Resin zu fertigen. Die ­neuen TGS-Kabinen bestehen aus Metall. Die MAN-Fahrerhäuser bestehen aus mehreren Teilen, der Zusammenbau erfolgt durch Verschrauben. Da außer den ­Scheiben nichts geklebt wird, sind sie jederzeit wieder zerlegbar. Planungsphase Die Schwierigkeit bestand nun darin, die ganze Elektronik trotz des begrenzten Platzes sichtfrei zu verbauen. In meinem Fall: Akku, Empfänger, Fahrregler, Stromverteilung, Sicherung und ein Relais für die Hydraulikpumpe. Außerdem sollte die Kabine noch von innen beleuchtet werden. Zusätzlich zum Fahrerhaus bestellte ich noch eine Sonnenblende, die Radabdeckungen mit den Rückleuchten und die fehlende dritte Achse. Ebenso wurden noch ein Tank und die unteren beweglichen Trittstufen geordert. Der MAN sollte als Dreiachs-Abrollkipper mit Allradantrieb gebaut werden. Bei einem grünen Mercedes SK-Modell hatte ich bereits seit einigen Jahren einen Abroller als Wechselaufbau im Einsatz. Dieser sollte nun fest verbaut werden. Das benötigte Fahrgestell für den MAN stellte ich aus verschiedenen Teilen zusammen. Der ­Rahmen, die Pendelachse und die Vorderachsfederung kommen von Oßwald Modellbau, die Antriebsachsen von ScaleART, Reifen und Felgen von AFV-Modell, der Getriebemotor samt Regler von Servonaut und das Verteilergetriebe von Veroma. Startschuss Einen Teil meiner Bestellung konnte ich auf einer süddeutschen Modellbauausstellung direkt in Empfang nehmen. Zusätzlich erstand ich auf der Messe noch verschiedene Zubehör- und Ausstattungsstücke. Am Stand von ScaleART nahm ich den MAN genauer unter die Lupe, um zu sehen, wo die einzelnen Komponenten eingebaut waren. Da ich ein Soundmodul installieren wollte, ließ ich mir den Sound vorführen. Die Lautstärke und der Klang waren für den Lautsprecher, der nur eine Größe von 35 x 35 Millimeter (mm) hat, in Ordnung. Zu Hause angekommen habe ich zuerst alle Teile des Fahrerhauses ausgepackt, in Augenschein genommen und auf Fehler – besonders bei der Lackierung – untersucht. Alle Komponenten sind in Folie eingeschweißt. Jedes Karosserieteil ist einzeln verpackt. Selbst die Schrauben und Muttern sind in kleinen Tüten verpackt, sodass man nach dem benötigten Bauteil oder der erforderlichen Schraube nicht lange suchen muss. Es gab weder bei den Karosserieteilen noch bei den Kunststoffteilen etwas zu beanstanden. Schraubarbeit Bevor es ans Schrauben ging, sollte zuerst die Anleitung studiert werden. Diese ist sehr übersichtlich und führt Schritt für Schritt durch die Montage. In jeder ­Baustufe ist aufgelistet, welche Teile man in welcher Stückzahl benötigt. Im ersten Arbeitsschritt werden die ­Stoßstange und die Kabinenhalterung sowie die Fahrerhausaufhängung und der Luftfilter zusammengebaut. Die Beleuchtung der vorderen Stoßstange lässt sich jetzt schon montieren, ist an dieser Stelle aber nicht zwingend erforderlich. Ich baue die Beleuchtung und die Elektrik nach Möglichkeit zum Schluss ein, weil die Kabel beim weiteren Zusammenbau nur stören. In der zweiten Baustufe werden die Stoßstange, die Kabinenverriegelung und die Kabinenhalterung an den Rahmen geschraubt, letztere muss dazu natürlich schon aufgebaut sein. Der dritte Schritt ist vergleichsweise einfach, da hier nur die sieben Einzelteile der beiden Türen ­montiert und in die Seitenteile gehängt werden müssen. Im vierten Schritt geht es ums Einsetzen der Trittstufen in den Radlauf und die anschließende Montage am Fahrerhaus. Zur Fertigstellung der Seitenteile werden nun noch die hinteren Seitenscheiben eingeklebt. Die Bauanleitung weist an dieser Stelle darauf hin, für die Verklebung der Scheiben keinen Sekunden- sondern klaren Zweikomponenten-Kleber zu verwenden. In der fünften Baustufe werden die beiden Seitenteile mit der Vorderseite und den Fahrerhausträgern fixiert. Zwei Schrauben dienen der Befestigung, eine dritte ist für das Windblech, welches wiederum das untere Türscharnier sichert. Die Fahrerhausträger werden nun links und rechts mit dem Seitenteil verschraubt. Gut behütet Weiter geht es mit Baustufe sechs, dem Dach und der Rückwand. Die Bohrungen für die Sonnenblende sind herstellerseitig bereits ausgeführt, ebenso die Öffnungen für die Positionslampen. Löcher für die Rundumleuchten und die Hörner sind hingegen noch nicht vorhanden. Hier kann der Modellbauer entscheiden, ob er diese überhaupt einbauen möchte. Zwei Punkte im Dach markieren, wo man den Bohrer bei Bedarf ansetzen kann – und an diese Empfehlung habe ich mich bei den Rundumleuchten auch gehalten. Die Hörner hingegen habe ich nach meinen eigenen Vorstellungen positioniert. Im siebten Bauschritt kann nun der ­Luftfilter montiert werden, der von innen angeschraubt wird. Da hierbei die Befesti­gungen von Dach und Rückwand verdeckt werden, empfiehlt es sich, vorher die Schrauben zwischen Front und Seitenteilen etwas zu lösen. So hat man mehr Spiel, bis der Luftfilter endlich an seiner Stelle sitzt. Anschließend habe ich den Arm für den Frontspiegel angebaut. Laut Bauanleitung hätte man das zwar auch schon früher machen können, so aber konnte ich vermeiden, dass das filigrane Teil bei der Montage des Fahrerhauses versehentlich abbricht. Die Kabine war nun fertig, zumindest rein äußerlich. Als achten Bauschritt kann nun mit dem Innenleben begonnen werde, genauer: der Verkleidung. Hier die hintere Abdeckung punktgenau an die richtige Stelle zu bugsieren, erfordert einiges an ­Fingerspitzengefühl. Motortunnel, Windschutzscheiben und Kabinen-Bodenbleche sind da deutlich leichter zu platzieren. Ist alles montiert, können im neunten Bauschritt die einzelnen Teile der Innenausstattung eingesetzt werden. Abschließend wurden noch Spiegel, Kühlergrill, Scheibenwischer und andere kleinere äußere Details verbaut, dann stand das fertige Fahrerhaus endlich vor mir und konnte auf die Räder gestellt werden. Den Rahmen hatte ich zwischenzeitlich zusammengeschraubt und samt Kabinenhalterung und Aufhängung angebaut. Das Aufsetzen des Fahrerhauses klappte problemlos. Vorher mussten allerdings noch Getriebe und Achsen mit weiteren Anbauteilen versehen sowie die Kotflügel befestigt werden. Es ging also erst einmal mit dem Aufbau des Fahrgestells weiter. Solide Grundlage Pendelachse, Vorderachsfederung und der 520 mm lange Rahmen kommen von Oßwald Modellbau. Als Antriebsachse habe ich mich für die neuen Metallachsen von ScaleART entschieden. Diese haben eine Untersetzung von 3:1, sind mehrfach kugelgelagert, verfügen über eine serienmäßige Differenzialsperre und sind insgesamt sehr leichtgängig. Die originalgetreue Optik rundet den Gesamteindruck ab. Der Anbau der Achsen an die Pendelfederung sowie an die vordere Aufhängung ist schnell erledigt. Die Verbindungswelle der zweiten und dritten Achse wird gleich mit eingebaut. Die Wellen zum Verteilergetriebe werden nach dessen Einbau montiert. Das Lenkservo ist unter dem Rahmen vor der Vorderachse eingebaut. Der Antriebsmotor für den Dreiachser kommt von Servonaut, hier habe ich mich für den Getriebemotor GM32U370 entschieden, der bei 7,2 Volt eine Drehzahl von 370 Umdrehungen pro Minute leistet. Als Stromquelle dient allerdings ein LiPo mit 11,1 Volt, wodurch eine etwas höhere Geschwindigkeit erreicht wird. Das Verteilergetriebe kommt von Veroma und ist mit einer schaltbaren Differenzialsperre ausgerüstet. Dadurch ist es möglich, den kompletten Antriebsstrang zu sperren. Nach dem Einbau habe ich die Antriebswellen auf die jeweilige Länge angepasst. Das Servo für das schaltbare Verteilergetriebe ist im Rahmen hinter dem V-Getriebe eingebaut. Über ein ­Gestänge wird die Sperre des V-Getriebes betätigt. Nach einem längeren Testlauf des Antriebsstrangs und dem Überprüfen der Seilzüge für die Differenzialsperren auf Leichtgängigkeit konnte das Fahrgestell lackiert werden. Doch ganz soweit war es noch nicht. Es fehlten noch die Halter für die hinteren Radabdeckungen, die vorderen Kotflügel und der Hilfsrahmen für den Abrollaufbau. Dieser sollte auch mit lackiert werden. Aufbauhilfe Wie bereits erwähnt, hatte ich schon seit einigen Jahren einen Abroller als Wechsel­aufbau im Einsatz, der im MAN nun seinen festen Platz fand. Vorher aber musste der ganze Aufbau noch einmal zerlegt, gecheckt, angeschliffen und neu lackiert werden. Die Zylinder wurden ausgebaut und auf Dichtigkeit überprüft. Da bei den Zylindern alles in Ordnung war, habe ich ihnen lediglich neue Schläuche spendiert. Der serienmäßige Pumpenmotor wurde im Zuge der Umbaumaßnahmen gegen einen Faulhaber 2642 ausgetauscht. Dieser Motor ist kleiner als der bisherige und verbraucht weniger Strom. Der Hilfsrahmen wurde auf den Fahrzeugrahmen aufgebaut und alles in Verkehrsgrau lackiert. Ebenso die Teile des Abrollaufbaus. Nach dem Durchtrocknen des Lacks konnte der Zusammenbau von Fahrgestell und Aufbau beginnen. Die Räder waren schnell am Fahrgestell montiert und auch der Abroll­aufbau ließ sich sehr unkompliziert wieder zusammen setzen. Die Ventile für den Abroller sind am Rahmen in einer dänischen Kiste von Verkerk untergebracht. Die Pumpe sitzt auf der anderen Rahmenseite. Im Tank befinden sich die Servos für die Differenzialsperren und konnten nach dem Einstellen der Zuglängen in die entsprechende Halterung eingebaut werden. Der Akku und der Fahrregler liegen über dem Motor unter dem Fahrerhaus. Die Verteilung der Elektrik ist im Fahrerhaus hinter dem Beifahrersitz unter der Abdeckung verstaut. Das Blauzahnmodul der Fernsteuerung befindet sich daneben, direkt hinter dem Fahrersitz. Lampen und Lenken Sämtliche Lampen im MAN sind mit LED bestückt. Die vordere Beleuchtung ist mit 3- und 5-mm-LED ausgerüstet, während die hintere sowie die Positionslampen und die Innenbeleuchtung mit SMD-LED versehen sind. Die Pumpe für die Hydraulik wird über ein Relais geschaltet. Die Steuerung der Servos, des Fahrreglers sowie der Beleuchtung und der Pumpe wird vom Blauzahnmodul ausgeführt. In diesem Modul sind der Empfänger, Nauticbaustein und Lichtanlage auf einer Platine zusammengefasst. Der Platzbedarf der Platine ist mit den Maßen 56 x 33 x 22 mm nicht größer als der für einen herkömmlichen Empfänger. Die Maße der aufgesteckten Antenne samt der Verbindungskabel nimmt zudem noch einmal 40 x 15 x 9 mm in Anspruch. Mit dieser Anlage lassen sich alle Funktionen im Modell steuern. Es können bis zu zwölf Servos angeschlossen werden. Alle Lichtfunktionen inklusive Blinker, Bremslicht und Rundum­lampen lassen sich realisieren. Die Steuerung der Hydraulik­pumpe geschieht mit dem Ansteuern der Servos automatisch. Die Pumpe läuft nur so lange wie der Knüppel bewegt wird. Das hat den Vorteil, das dass Öl nicht zu warm wird und der Akku länger hält. Um zu vermeiden, dass während des Fahrens versehentlich die Hydraulik betätigt wird, hat die Blauzahnanlage insgesamt acht Steuerebenen, zwischen denen man mit einem Kippschalter jederzeit wechseln kann. Endspurt Nach dem Einbau der Elektrik und der Fernsteueranlage folgte ein erfolgreicher Funktionstest. Die Elektrik war fertig, ­lediglich das Soundmodul musste noch verbaut werden, Um die Kabine frei zu halten, wählte ich einen Platz vor und oberhalb der ­Pendelachse im Rahmen. Das hat übrigens auch den Vorteil, dass die Kabel an einem Strang mit denen für die Beleuchtung liegen. Nun war der MAN fast fertig. Es fehlte nur noch der Feinschliff. Die letzten Teile waren die hintere Radabdeckung, die Dachluke, die Typenschilder sowie das Logo auf dem Kühlergrill. Außerdem galt es, in der ­Kabine ein paar Einbauten vorzunehmen. Hier habe ich die schwarzen Bodenbleche mit schwarzem Samt-DC-Fix beklebt und im Dach einen Himmel aus Formfilz eingebaut. Darunter ließen sich die Kabel der Beleuchtung prima verlegen. Die Dachluke habe ich mit Doppelklebeband eingeklebt, bei einem Lampendefekt besteht so die Möglichkeit, diese einfacher auszutauschen. Für das Wohlbefinden des Fahrers, wurde noch die Sonnenblende angebaut. Marktlücke Nach zwei Monaten Bauzeit stand nun der fertige MAN TGS-M vor mir und auch die ersten Fahrversuche verliefen erfolgreich. Die Kombination aus Servonaut-Fahrregler und Getriebemotor war perfekt. Das langsame Anfahren und Rangieren ist einwandfrei. Nur das Zuschalten der hinteren Differenzialsperren funktionierte nicht auf Anhieb einwandfrei. Hier musste ich einige Male nachhelfen, bis es ­zuverlässig klappte. Pünktlich zur Mini-Baustelle in Alsfeld war alles erledigt – und das Modell meisterte den Belastungstest wie ein ­Kinderspiel. Mit dem kurzen Fahrerhaus hat ­ScaleART eine echte Lücke ­geschlossen, auch wenn der begrenzte Platz den Modellbauer vor eine echte Herausforde­rung stellt. Aber daran wächst man ja bekanntlich. Und schon ein Blick auf die Straßen zeigt, dass längst nicht alle Lkw mit einer großen Kabine ausgestattet sind. Im Gegenteil: Gerade die im Modellbau oft interessanten Baustellenfahrzeuge verzichten auf der­artige Aufbauten.