Mission Brandschutz: Tatra 815-Feuerwehrfahrzeug

Am Anfang des Projekts standen zwei Wünsche: Ich wollte unbedingt ein Modell aus DDR-Zeiten bauen und außerdem benötigte unsere Interessengemeinschaft ein Feuerwehrfahrzeug. Alte Fotos weckten den Wunsch nach einem Tatra, den ich in den 1980er-Jahren noch selbst gefahren bin. Gesagt, getan – für mich und die Rettungswache der Mitteldeutsche Minitrucker IG sollte ein Tatra-Feuerwehrwagen entstehen. Am Anfang stand die Frage, welches Modell es konkret werden solle. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für einen Tatra 815 TLF 32 6x6 PR2 mit der alten Karosa-Ausführung. Bei Karosa handelt es sich um einen weiteren Automobilhersteller aus der ehemaligen Tschechoslowakei. Das Ganze wollte ich dann mit einigen neuen Details von THT – einem tschechischen Hersteller von Aufbauten für Feuerwehrfahrzeuge – verbinden, die dem Fahrzeug ein moderneres Aussehen verleihen. Auf verschiedenen Ostfahrzeug-Treffen konnte ich zahlreiche Fotoaufnahmen von Tatra-Modellen machen. ­Gleichzeitig nutzte ich die Gelegenheit, bei der Freiwilligen Feuerwehr in Schildow und Grünheide/Mark im Land Brandenburg ­vorbeizuschauen. Hier sind viele dieser Fahrzeuge noch im Einsatz. So konnte ich mir ein genaues Bild verschaffen, um auch die kleinen Details am Modell umzusetzen. Außerdem suchte ich im Internet nach maßgenauen Skizzen des Tatra, um sämtliche Werte in den Maßstab 1:14,5 umrechnen zu können. Eine große Hilfe war hierbei mein großes Tatra-Reparatur-Handbuch, in dem neben vielen Skizzen auch Detailzeichnungen von unterschiedlichen Fahzeugtypen vorhanden sind. Da es für das Fahrerhaus keinen Modellbausatz gab, musste ich selbst Hand anlegen. Kreativität Nach Zeichnung einer maßgenauen Skizze sowie Schablonen im Maßstab 1:14,5 fertigte ich aus ABS- und Polystyrol-Platten alle ­Teile des Fahrerhauses an. Diese schnitt, feilte und verklebte ich anschließend. Das Fahrerhaus-Grundgerüst – Seiten-, Front- und Heckwand – besteht aus 3-Millimeter-ABS-Platten. Für die Sicken beziehungsweise Strukturen nahm ich 0,5-Millimeter-ABS-Platten, die ich an bestimmten Stellen nach dem Anschleifen aufklebte. Die Stoßstange, die Einstiege, die Kotflügel sowie alle anderen Anbauten wie beispielsweise Luftfilter oder Motorabdeckung bestehen aus 2,5-­Millimeter-ABS-Platten. Danach begann der Ausbau des Innenlebens – Armaturenbrett und Motortunnel – sowie die Anbauteile am Fahrerhaus des Tatra. Die Teile bestehen aus 0,5- bis 2-Millimeter-ABS-Platten, die ich in liebevoller Kleinarbeit detailgetreu angefertigt habe. Die Sitze orderte ich bei ScaleART, da diese perfekt in das Innenleben passten. Die Blinkleuchten und Scheinwerfer nutzte ich von Veroma, da diese dem Original am nächsten kamen. Die Scheiben bestehen aus glasklarem Polycarbonat und sind mit H-Gummis von der Firma Knupfer mit dem Fahrerhaus eingelassen. Feine Details wie Scheibenwischer, Spiegel sowie Griffe wurden ebenfalls an dem nun fertigen Fahrerhaus angebracht. Hinter dem Fahrerhaus befindet sich die Reserveradhalterung, die Motorabdeckung sowie der Luftfilter mit Ansaugstutzen. Hier war Eigenkreativität gefragt, da ich hier nicht auf Teile aus dem Handel zurückgreifen konnte. Alles wurde nur lose montiert, da ich das Fahrerhaus für die spätere Lackierung noch einmal in seine Einzelteile zerlegen musste. Fahrgestell Das Fahrgestell entstand mit Produkten von verschiedenen Modellbauhändlern. Den Rahmen sowie die Pendelachsaufhängung entnahm ich aus dem Sortiment von ­Premacon. Der Rahmen wurde gekürzt und angepasst. Hinzu kamen eine Allrad-Vorderachse der Cargo-Serie, die mit einer Achsaufhängung von AFV Model und viel Eigenkreativität kombiniert wurde. Außerdem verbaute ich zwei Hinterachsen der Panther-Serie von robbe. Die richtige Reifenwahl gestaltete sich sehr schwierig, da der Original-Lkw eine Reifengröße von 445/65-R-22,5 mit Geländeprofil besitzt. So etwas gibt es schlicht nicht im Modellbau. Nach vielen Tests habe ich dann eine Lösung mit einem kleinen Kompromiss gefunden und Reifen sowie passende Felgen von AFV Model verwendet. Für den Antrieb nutzte ich ein VTG 370-Getriebe mit Motor von Servonaut. Das ist ein angeflanschtes kompaktes Verteilergetriebe mit drei Stahlzahnrädern für maximale Bodenfreiheit. Optimal für meinen Tatra. Außerdem ließ ich mir von einem befreundete Modellbauer aus Leipzig Attrappen der Endstücke für den Zentralrohrrahmen anfertigen. Diese wurden aus ABS-Platten gefertigt sowie gedreht und anschließend mit kleinen Schraubenimitaten versehen. Zudem befindet sich am vorderen Endstück eine Zugöse mit Bolzen für das Bergen des Fahrzeugs. Tankaufbau Für den Aufbau nutzte ich meine Kontakte zu einem Modellbaufreund in Kiel. Ich sandte ihm nach mehrmaligen netten Telefonaten und persönlichen Gesprächen eine maßstabsgetreue Skizze mit allen Details zu und bat ihm um Erstellung des Aufbaus mittels einer CNC-Fräse. Das Resultat war echt lobenswert, da es voll meinen Erwartungen entsprach und alle Details super umgesetzt wurden. Die 3-Millimeter-ABS-Platten wurden verklebt und so entstand der Tankaufbau, der in drei verschiedenen Kammern aufgeteilt ist. Grund hierfür ist natürlich, dass das Fahrzeug mit Wasser löschen soll und das Wasser nicht mit der Elektronik in Berührung kommen darf. Die Kammern sind wie folgt aufgeteilt: - Kammer hinter dem Fahrerhaus: Löschmonitor (Spritze auf dem Dach) mit Dreh- und Hebeservos. - Mittlere Kammer: Wassertank mit einem Inhalt von 2 Liter sowie die Wasserpumpe, die wasserdicht versiegelt ist. - Dritte Kammer: Die Elektronik des Lkw. Der Wassertank besteht aus 5-Millimeter-Acryl, das verklebt und verschraubt wurde. Hierbei half mir ein Modellbaufreund aus dem Harz, der darin schon Erfahrung durch sein eigenes Feuerwehrfahrzeug hatte. Sämtliche Türen, die sich am Tankaufbau befinden, lassen sich öffnen. Dafür benutzte ich Scharniere der Firma Knupfer. Hinter den Türen befinden sich kleine Details. Die hinteren Türen dienen zum Herankommen an die Elektronik, beispielsweise an den An- und Ausschalter, die Kontrolllampen oder für den Zugang zur Batterie. Als Nächstes wurden die Aufbauten auf dem Dach des Tank­aufbaus gestaltet. Für die Lauffläche auf dem Dach entschied ich mich für Alu-Riffelblech mit Reiskornmuster. Es wurde ein Geländer angebracht. Eine selbst erstellte, klappbare Aufstiegsleiter, Leitern auf dem Dach sowie eine Eigenbau-Staukiste gehören ebenso zur Ausstattung. Letztere ist mit Kleinteilen wie Schippen, Besen, Stahlseilen und Schäkeln gefüllt. Außerdem befindet sich auf dem Dach eine Abschleppstange zum Bergen oder zum Koppeln mit anderen Feuerfahrzeugen, wie beispielsweise dem Robur Lo 2002-Leichtschaumgenerator LS1/1. Ebenso wurden ein Deckel für die Betankung des Tanks mit Wasser sowie zwei Deckelattrappen – im Original befindet sich hier die Auftankung für den Schaumbildner – auf dem Dach angebracht. Insgesamt befinden sich noch vier Anschläge auf dem Dach für die Herausnahme des Tanks oder für das Aufrichten des Fahrzeugs, sollte es versehentlich umkippen. Ein weiterer Blickfang auf dem Dach des Tankaufbaus ist natürlich der Löschmonitor. Hier verwendete ich Teile von robbe und passte diese an den Tatra an. Der Löschmonitor dreht sich um 270 Grad. Hier fand ich eine Lösung durch einen Modul-Bausatz mit einem Mikroservo bei AFV Model. Damit er nach oben und unten geschwenkt werden kann, wurde ebenfalls ein Mikroservo eingebaut. Außerdem befindet sich auf dem hinteren Teil des Dachs das Auspuffendstück. Dabei handelt es sich um einen Eigenbau. Im Original geht das Auspuffrohr durch den gesamten Wassertankaufbau und wärmt das Wasser im Winter für den Löscheinsatz an. Schönheitstermin Da jetzt alle Details auf ihrer Position saßen, ging es ans Lackieren. Dafür zerlegte ich das Modell erst einmal wieder in seine Einzelteile. Die benötigten Farben habe ich in einem Fachgeschäft für Autolacke anfertigen lassen. Der Rahmen wurde in Schwarz-Seidenmatt lackiert. Das Fahrerhaus sowie den Tankaufbau habe ich angeschliffen, gesäubert und mit Haftgrund versehen. Zum Ausgleich von kleinen Rissen und Unebenheiten benutzte ich Sprühspachtel. Danach kam nochmals ein weißer Haftgrund zum Einsatz. Zum Schluss wurde das Fahrerhaus sowie der Tankaufbau im roten RAL-Ton 3000 in drei Schichten selbst lackiert. Nachdem diese Farbe vollständig getrocknet war, habe ich das Fahrerhaus so abgeklebt, dass ich die weißen Streifen auftragen konnte. Hierfür benutzte ich den RAL-Lack mit der Nummer 9016. Als Abschluss überzog ich das gesamte Fahrzeug mit einem Klarlack. Nach der vollständigen Lackierung und dem Anbringen aller bisher hergestellten Teile, durften natürlich wichtige Details wie Schriftzug und Kennzeichen nicht fehlen. Elektronik Das Fahrzeug wird mit der 2,4-Gigahertz-Fernbedienung Futaba FX-20 von robbe gesteuert. Im Fahrzeug befinden sich zwei Empfänger: einer für den Löschmonitor sowie der zweite für die Fahr-, Licht- und Soundtechnik. Letztere Funktionen werden mit dem USM-RC-Modul von Beier-­Electronic realisiert. Dieses System kann nicht nur Sound und Licht miteinander verbinden, sondern nimmt vor allem wenig Platz ein. Ein großer Vorteil ist hier, dass man neben den verschiedenen Beleuchtungseffek­ten auch unterschiedliche Sounds – sogar miteinander gekoppelt – wiedergeben kann. Per USB können zudem jederzeit neue Klänge aufgespielt werden. Neben dem Original-Tatra-Sound habe ich auch den originalen Sirenenton von Tesla AZD 501 aufgespielt, der heute noch in einigen osteuropäischen Nachbarländern verwendet wird. Für die gesamte Beleuchtung entschied ich mich für LED. Die Hauptscheinwerfer haben warme LED, für die Rückleuchten habe ich aufgrund der einzelnen Kammern nach ähnlichen Teilen etwas länger suchen müssen. Fündig wurde ich dann aber bei der Firma Veroma. Als kleinen Gag haben die Nebelscheinwerfer vorne unterschiedliche Helligkeiten – warm und kalt – da man es in der Vergangenheit nicht ganz so genau mit einheitlichen Lampen nahm. So werden bei manchem Zuschauer die Erinnerungen geweckt. Bei den Rundumleuchten griff ich in das Sortiment von Pistenking zurück. Es wurden zwei Rundumleuchten auf dem Fahrerhaus sowie eine Rundumleuchte am Heck angeschlossen. Abschließend montierte ich noch die Front- und Heckblitzer. modell-hobby-spiel Es gibt noch einiges zu tun. So wird an der hinteren Heckklappe der Pumpenstand nachgebaut. Außerdem möchte ich weitere feuerwehrtechnische Gerätschaften wie beispielsweise Notstromaggregate oder Kanister einbauen. Die Feuerwehrmänner dürfen natürlich auch nicht fehlen und werden demnächst noch im Fahrerhaus Platz nehmen. Wer den Tatra einmal in Aktion erleben möchte, hat vom 03. bis 06. Oktober auf der modell-hobby-spiel in Leipzig dazu Gelegenheit. Auf dem Parcours der Mitteldeutsche Minitrucker Interessengemeinschaft wird das Fahrzeug Teil der dort aufgebauten Feuerwache sein.