Roll-Up – Mafi, Rolltrailer und Container-Chassis

Moderne Hafenromantik. Nicht mehr und nicht weniger sollte der Mafi leisten. Dieses Zweckfahrzeug, das vor allem dem Be- und Entladen von RoRo-Schiffen dient, hat einen ganz eigenen Charme. Dieser Eigenbau kommt zusammen mit Rolltrailer, Container-Chassis und einem separaten Schwanenhals daher. Ein RC-Logistik-Fahrzeug im Maßstab 1:14. Wieder mal wurde es Zeit ein neues Projekt in Angriff zu nehmen. Es sollte ein Gerät zum Laden und Umsetzen von Glas im innerbetrieblichen Verkehr im Werk und der Spedition werden. Dann wäre zusammen mit dem Glaslader-Floatliner, vorgestellt in TRUCKS & Details-Ausgabe 02/2013, der gesamte Transport vom Hersteller bis zum Lager und zum Verarbeiter komplett gewesen. Aufgrund von Schwierigkeiten bei der Beschaffung der technischen Unterlagen sah ich mich nach einem Übergangsprojekt um. Der Gedanke, einen Mafi zu bauen, kam mir, als ich im Rostocker Überseehafen ein Fotoshooting mit dem Glaslader hatte. Dort begegneten mir diese Fahrzeuge. Sie bewegten die Waren auf Trailern und Aufliegern von Punkt A nach Punkt B. Mich faszinierte das, also habe ich damit begonnen, Material zu sammeln. Dem Internet sei Dank gibt es da schon eine ganze Menge. RoRo und Mafi Der Name setzt sich aus den je ersten beiden Buchstaben von Martin Fiala zusammen. Dieser Unternehmer gründete zusammen mit seinen beiden Brüdern 1957 die Firma Mafi. In den 1960er-Jahren setzten sie mit dem RoRo-System neue Maßstäbe für die Be-und Entladung von Schiffen. Kurz zusammengefasst bedeutet RoRo, dass Güter direkt ins Schiff hineingefahren werden. Diese Erfindung setzte sich weltweit durch, bedeutete sie doch eine riesige Zeiteinsparung. Man konnte die Fracht mit einem Rolltrailer über eine Laderampe vom Schiff rollen. Das System besteht aus Zugmaschine, Schwanenhals und Rolltrailer oder Schlepper und Auflieger – und der hier vorgestellte Mafi ist solch ein Fahrzeug. Vor-Ort-Beratung Ich habe das Glück, dass sich im Überseehafen Rostock eine Vertretung von Mafi befindet und ich dort ein offenes Ohr für meine Modellbauanliegen fand. So konnte ich reichlich fotografieren, außerdem wurde über diesen Kontakt eine Verbindung mit der Zentrale aufgenommen, um an technische Zeichnungen zu gelangen. Der Vorteil der Mafi-Fahrzeuge liegt darin, dass beim Umsetzen der Auflieger deren Stützen nicht eingezogen werden brauchen, da sich die Sattelplatte hydraulisch hoch und nieder fahren lässt. Das führt zu einer Zeitersparnis bei der Logistikarbeit. Der erste Schlepper hatte einen Radstand von 3.000 Millimeter (mm), damit das Fahrzeug die nötige Wendigkeit besitzt. Im Gegensatz zu dem von mir gebauten Zugfahrzeug gibt es noch den Mafi für die Be-und Entladung der Schiffe. Dieses Fahrzeug hat Allradantrieb und einen drehbarem Sitz, um eine bessere Sicht beim Aufnehmen und Ankoppeln mit dem Schwanenhals zu haben. Gute Grundlage Den Anfang beim Bau machte ich mit dem Fahrgestell. Es besteht aus Aluminium-U-Profil, ähnlich wie Tamiya. Die Vorder- und Hinterachse selbst stammen auch aus dem Tamiya-Sortiment. Hier wollte ich das Rad buchstäblich nicht neu erfinden. Für die Hinterachse wurden Luftfederattrappen aus russischer Produktion eingebaut. Als Antrieb dient ein modifizierter Zweigang-Akkumotor im 7,2-Volt-Betrieb von Bosch. Die Schaltung geschieht über ein normales Servo. Das Heben der Sattelplatte besorgt ein No-Name-Getriebemotor mit zirka 120 Umdrehungen pro Minute und eine M10x1-Gewindespindel. Für die bessere Optik habe ich die Sattelplatte mit zwei Hydraulik-Imitationen versehen. Da der Stellmotor relativ klein ist, wurden beide Kugellagern als Attrappen ausführt, um die Reibungsverluste zu minimieren. Die Kardanwelle besteht aus Aluminium-Rohren und wurde an beiden Seiten mit Tamiya –Mitnehmern versehen. Wie auf den Fotos vom Fahrgestell ersichtlich, sind die Schlitze des Motors vor dem Eindringen von Fremdkörpern geschützt. Bei Eigenbauten empfiehlt es sich, immer während der Bauphase die Lüftungsöffnungen der Motoren abzukleben. Das verhindert, dass beim Probestart kleine Metallteilchen die Wicklung zerstören. Des Weiteren ist das Spaltmaß zwischen Anker und Stator sehr gering, was zur Folge hat, dass kleinste Fremdteile den Motor blockieren können. Mir ist das schon passiert und es ist auch bei aller Ordnung nicht ganz auszuschließen, dass sich ein Schräubchen verkrümelt und von dem Magneten angezogen fühlt. Das kann erheblichen Schaden am Modell anrichten. Umhüllung Als Material für die vorderen Karosserieteile und das Kabinen-Dach wählte ich 2 mm starkes Polystyrol. Das Fahrerhaus selbst besteht aus 2-mm-Plexiglas, wobei ich die Außenecken mit abgekantetem 0,5-mm-Aluminium versehen habe. Die Zwischenräume wurden mit farblich behandeltem Polystyrol ausgefüllt. Bei den Außenseiten kam Farbfolie zum Einsatz, wie sie neuerdings auch im Fahrzeugbau verwendet wird. Die Trittplatten sind aus Aluminium und das Geländer wurde aus 2-mm-Schweißdraht hart gelötet. Die Stufen sind aus Aluminium-Streckmetall. Für die hinteren Kotflügel habe ich die Kotflügel vom Tamiya-MAN gekürzt. Die Räder sind eine Kombination von Tamiya-Felgen und den VT02-Lowrider-Reifen von Verkerk. Diese haben einen Durchmesser von 73 mm, im Gegensatz zum Tamiya-Standardreifen von 83 mm. Der Chrom an den Felgen wurde entfernt und mit Silberbronze gespritzt. Das sorgt für eine authentischere Optik des „Hafenarbeiters“. Die Seitenkästen sind aus 0,5-mm-Kupferblech gebogen. Im linkenden Seitenkasten sind sechs 1,2-Volt-Akkus untergebracht, der rechte Seitenkasten nimmt drei weitere Akkus und den Empfänger mit dem Hauptschaltern auf. Eine Innenausstattung und eine Fahrerfigur vervollständigen die Kabine. Der von der Firma Dickie-Tamiya allseits geschätzte Gabelstaplerfahrer wird leider für alle Maßstäbe eingesetzt. So kommt es dazu, dass er eigentlich zum Tamiya-Maßstab nicht so richtig passt. Im Gabelstapler poliert er mit seiner Mütze das Dach von Innen. Unserem Fahrer wurden daher die Beine um 10 mm gekürzt, und die Sitze tiefer gelegt. Dadurch wirkt er etwas gedrungener, aber die Länge stimmt. Der notwendige Schornstein besteht aus Hydraulikrohr, das Niro-Lochblech für das Hitzeschild stammt von einem ausgewechselten Ölfilter eines Caterpillars. Die Motorhaube besteht aus sieben Teilen Polystyrolstreifen, sie wurden gefeilt, geschliffen, poliert und lackiert. Die Firmenlabel wurden von einer Werbeagentur extern angefertigt. Umbau Nachdem das Fahrzeug die ersten Probefahrten hinter sich hatte, bekam ich ein Prospekt einer Mafi-Sonderausführung für Speditionen mit Kühlaufliegern in die Hand. Dieses gefiel mir optisch so gut, dass ich kurzerhand beschloss, mein Modell noch einmal gründlich umzubauen. Der originale Mafi in dem Prospekt hat einen Radstand von 3.500 mm, bedingt durch die Kühlaggregate am Auflieger. Deshalb nahm ich bei meinem Modelle eine Rahmenverlängerung vor. Dadurch war es möglich, die Sattelplatten-Hubvorrichtung stabiler zu bauen. Den Zweigang-Antriebsmotor ersetzte ich gegen einen Eingang-Getriebemotor, damit entfiel auch das Schaltservo für das Getriebe. Da die Geschwindigkeit der Fahrzeuge im Maximum 40 Stundenkilometer beträgt, reicht eine solche Motorisierung vollkommen aus, um einen vorbildgetreuen Betrieb zu gewährleisten. Die Planetenachsen-Attrappen am Mafi habe ich aus Aluminium selbst angefertigt. Der mit dem Mafi-Logo versehene Kühlergrill wurde aus 1-mm-Stahlblech gelasert. Dahinter befindet sich ein Lüfter aus einem PC. Neben der Optik übernimmt er auch gleichzeitig die Kühlung des Servonaut-Reglers. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Alle Fräsarbeiten erfolgten auf der Proxxon mit dem Fräsmotor BFW40. Und auch die Drehteile habe ich selbst angefertigt. Es werde Strom Die elektrische Anlage ist einfach gehalten. Es wurde ein Sechskanal-Empfänger verwendet. Die Verriegelung der Sattelplatte erfolgt über ein Mini-Servo. Als Fahrregler verwende ich einen MFR von Servonaut. Obwohl dieser für Stell- und Hilfsantriebe ausgelegt ist, regelt er einen 540ger-Motor ohne Schwierigkeiten. Die von mir maximal gemessene Stromaufnahme betrug dabei 1.800 Milliampere. Als Regler für den Getriebemotor der Sattelplatte verwendete ich einen CTI-Regler. Für die Beleuchtung kommen eine Rundumleuchte von Pistenking und ein No-Name-Rückfahrscheinwerfer zum Einsatz. Letzterer wird vom Fahrregler. Zur Abrundung der Optik habe ich zudem Scheinwerfer eingebaut, diese aber nicht weiter angeschlossen. Das Modell kommt nicht bei Nachtfahrten zum Einsatz. Bei Bedarf kann die Verkabelung aber schnell erfolgen. Upgrade Da die Mafi-Fahrzeuge auch für Rolltrailer und Container-Chassis in den Häfen eingesetzt werden, mussten natürlich auch Trailer für den Hafenbetrieb angeschafft werden. Ich entschied mich für die Variante eines 20-Fuß-Rolltrailer der Firma Seacom. Der Trailer sollte nicht so groß werden, da auf den Modellanlagen oft nicht so viel Platz ist. Um den Spielwert zu erhöhen, entschied ich mich für einen Rolltrailer ohne festen Schwanenhals. Also musste ich eine separaten Variante gebaut werden. Dazu gehört natürlich auch eine Parkbox für den Hals. Zusätzlich benötigte ich noch eine Möglichkeit Container zu transportieren. Da das Container-Chassis keine Twistlooks besitzt, muss die Positionierung der Container durch die seitlich angebrachten Gleitbleche erfolgen. Das ermöglicht eine schnelle Beladung. So entstand noch ein Chassis für die 45-Fuß-Container. Diese Fahrzeuge besitzen in der Regel keine Federung, aber sie sind äußerst beweglich. Die gewählte Radaufhängung gewährleistet eine absolute Bodenhaftung aller Räder auch bei unebenen Straßen. Sie sind eben für den Einsatz auf industriellen Anlagen vorgesehen, die in der Regel keine zu großen Bodenunebenheiten aufweisen. Der Schwanenhals dient als Verbindung zwischen Rolltrailer und Schlepper. Es gibt eine fest angebaute Variante und eine Version in separater Ausführung. Letzteres setzte ich bei meinem Mafi um. Der Vorteil dieser Rolltrailer ohne festen Schwanenhals besteht im geringeren Stellplatzbedarf auf den Fähren. Auch beim Lagern dieser Trailer besticht dieser Vorteil: man kann sie aufeinanderstapeln. Vorteile, die beim Modellbau vielleicht nicht ganz relevant sind, aber zumindest lässt sich der Mafi so sicherer transportieren. Zum Einfahren des Schwanenhalses in den Rolltrailer ist eine genaue Positionierung notwendig. Dieses wird durch Ballast im vorderen Teil und einen Arretierung unterstützt. Für das Parken des Schwanenhalses im Parkgestell ist die Anleitung des Herstellers sehr hilfreich. Da kann man wirklich sagen: Übung macht den Meister. Rolltrailer und Cotainer Die Rolltrailer sind aus Aluminium-Trägern und -Blechen geklebt. Im vorderen Teil befindet sich die Aufnahme für den Schwanenhals. Diese muss dem Original entsprechen, da sonst keine Verbindung mit erfolgen kann. Es gibt keine mechanische Verriegelung, nur eine Aufnahmeöffnung. Ich habe Räder vom Bruder-Gabelstapler genommen. Die Aufhängung der Achsen erfolgt kardanisch. Die Achsen sind kugelgelagert. Sie hängen oberhalb der Träger, um ein Kippen bei Kurvenfahrten zu verhindern. Die Auflagen habe ich unterschiedlich ausgeführt, einmal mit Holzbohlen, einmal mit einer Kunststoffbeschichtung. Diese stammt von der Firma RhinoLinings und wird auch im Fahrzeugbau verwendet. Ausgeführt hat diese Arbeit freundlicher weise die Firma Sortimo Schwerin. Eine Zeichnung für das Container-Chassis fand ich auf einer Internetseite aus Sri Lanka. Da die Container international genormt sind, ist der Einsatz dieser Trailer überall möglich. Der Unterschied zwischen Container-Chassis und Container-Aufliegern besteht darin, dass bei den erstgenannten keine Twistlocks zum Befestigen der Container vorhanden sind, da sie nur zum Umsetzen in den Häfen eingesetzt werden. Auch dieses Fahrzeug besteht aus Aluminium, das ich mit Uhu-Endfest geklebt und zur Freude meiner Frau im Backofen gebacken habe. Die dafür eingesetzten Räder stammen von WEDICO. Nachlese Die niederländische Firma Terberg ging im Zuge des fortschreitenden Umweltbewußtseins noch einen Schritt weiter und entwickelte einen elektrisch angetriebenen Terminal-Schlepper. Das wird vielleicht das nächste Projekt. Eine weitere Abwandlung dieser Fahrzeuge sind Wechselbrückenumsetzer für die Logistik. Mit meinem Mafi bin ich soweit aber erst einmal hochzufrieden. Zum einen, weil es einfach ein außergewöhnliches Modell ist. Zum anderen weil ich damit eine RC-Logistik-Brücke zu meinem Glastransporter herstelle. Das mit dem Hafenflair kombiniert, sorgt einfach für einen hohen Spielwert.