Schwarzfahrer: Tamiya Actros Black Edition

Schwarzfahrer: Tamiya Actros Black Edition

Tamiya hat schon seit Jahren immer wieder Edition-Trucks im Angebot. Da gab es zum Beispiel den Volvo FH 12 XL 70, der zum siebzigsten Geburtstag von Volvo auf dem Markt kam und durch die zusätzlichen Aufkleber besonders markant war. Den King Hauler gab es in Schwarz-Metallic und das gleiche Fahrzeug als Grand Hauler mit reichlich Chrom. Nun bietet der Hersteller auch den Actros als Black Edition an. Doch ist der Aufpreis gegenüber dem Standardmodell gerechtfertigt?

Bei den europäischen Trucks hat Tamiya tiefer in die Farbschublade gegriffen. Es wurden Fahrerhäuser und Anbauteile in Orange, Blau, Rot, Gun Metall und Metallicschwarz heraus gebracht. Der große Vorteil: Die Fahrerhäuser müssen nicht mehr lackiert werden. Nur an einigen eingeklebten Anbauteilen wie dem Einstieg, dem Armaturenbrett oder der Sonnenblende muss man nacharbeiten. Hierfür reichen aber meist die einfachen Tamiya-Sprühdosen, die es in einer großen Farbauswahl gibt.

Vorlackiert

Im Lkw-Modellbau gibt es so manches Highlight an lackierten Fahrerhäusern, manche möbeln sie mit Airbrush auf, andere mit glänzendem Klarlack. Doch nicht alle Modellbauer können oder wollen sich über Gebühr mit dem Lackieren beschäftigen. Auch sind schnell einmal 150,– Euro und mehr beim Lackierer ausgegeben, damit das Fahrerhaus später in neuem Glanz erstrahlt. Da sind die 20,– Euro Mehrkosten für den Tamyia Actros Black Edition gegenüber dem unlackierten Pendant eigentlich als Gewinn zu sehen – hat man doch über 100,– Euro an potenziellen Lackierkosten einspart. Das eingesparte Geld kann dann guten Gewissens zum Beispiel für Aufkleber, Sonnenblenden, Alufelgen oder ähnliches ausgegeben werden.

Was lässt sich also über die Lackqualität sagen? Und hält der schwarze Lack überhaupt auf dem Kunststoff des Fahrerhauses? Nachdem der Tamiya Black Edition Truck beim Händler des Vertrauens erstanden war, überraschte ein wenig, dass der Kunststoff aller lackierten Teile schwarz eingefärbt war. Fahrerhaus, Kotflügel, selbst der kleine Verschlussstopfen in der Fahrerhausrückwand ist in Metallicschwarz gehalten. Die sichtbaren Flächen sind alle in einer metallicschwarzen Seidenglanz-Optik, die Innenflächen dagegen sind stumpf schwarz ausgeführt. Da stellte sich mir die Frage: Ist der Kunststoff beidseitig schwarz lackiert oder doch komplett durchgefärbt? Im Oberteil des Fahrerhauses ist ein produktionsbedingtes Kunststoffkreuz eingearbeitet, das noch entfernt werden muss. Nach dem Heraustrennen des Kreuzes konnte man klar erkennen, dass der Kunststoff an den Trennstellen durchgefärbt war.

Ich wollte den Black Edition an einem Wochenende zusammenbauen, ganz so schnell ging es dann aber doch nicht. Über einen Tag nahm allein die grobe Montage des Fahrerhauses in Anspruch. Auch wurde auf die empfohlenen Lackierarbeiten am Fahrerhaus verzichtet. Bei einem andersfarbigen Modell hätte sich der Arbeitsgang gelohnt, die seitlichen Fensterrahmen und A-Säulen zu lackieren. Bei schwarz in schwarz hingegen fällt das Auslassen dieses Arbeitsschritts nicht auf. Ebenso verhält es sich bei den Türgriffen, die aus einem einfachen schwarzen Kunststoff hergestellt sind und unbehandelt verklebt werden können – wobei verkleben nicht ganz richtig ist. Eigentlich ist es mehr eine Art verschweißen. Der Kunststoff der Türgriffe ist unbehandelt, das Fahrerhaus dagegen ist an der sogenannten Klebestelle metallicschwarz lackiert. Um eine vernünftige Verbindung zwischen den Bauteilen herzustellen, ist es ratsam, den Kunststoff mit Schleifpapier anzurauen, damit eine vernünftige Klebe-Schweiß-Stelle entsteht. Das gilt auch für die rechten und linken unteren Tür­verlängerungen des Fahrerhauses.

Anbauteile

Bei den Scheibenwischern habe ich mit einem kleinen Bohrer, der 1 Millimeter größer ist als das Loch, in das der Scheibenwischer eingeklebt werden soll, ganz leicht die obere Lackschicht aufgeraut. Mit allen anderen Klebestellen verfuhr ich genauso. Entweder wurden sie mit Schmirgelpapier angeraut oder mit einem kleinen, spitzen Messer. Auch das Chrom der Drucklufthörner sollte man ordentlich anschleifen. Ohne diesen Arbeitsschritt hält es zwar auch, aber meistens erst, nachdem man eine sehr dicke Klebeschicht aufgetragen hat. Lieber also ein wenig mehr Arbeit investieren, mehr schleifen und mit nur einem Tropfen Kleber die Bauteile fixieren. Fertig ist eine saubere Klebe-Schweiß-Stelle.

Bis auf den eingefärbten Kunststoff gleicht der Black Edition dem unlackierten Actros, der bereits von Martin ­Tschöke in der TRUCKS & Details Ausgabe 6/2013 vorgestellt wurde. Die 20,– Euro Mehrkosten kann man bei der nicht mehr nötigen Lackierung locker einsparen und in auffälliges Zubehör investieren, um aus seinem Fahrzeug ein besonderes Einzelstück zu kreieren. Bei der ersten Ausfahrt im MTC-OS Indoor Parcours kam es leider zu einem nicht freiwilligen Kontakt zwischen Stoßstange und Leitplanke. Da der Kunststoff aber durchgefärbt ist, Untergrund- und Decklack also schwarz in schwarz sind, fällt der kleine Kratzer kaum auf. Außerdem habe ich das mehrfache Lackieren des Fahrerhauses, das Reinigen, Schleifen, Grundieren und zum Schluss noch mit Klarlack Versiegeln wirklich nicht vermisst. In meinen Augen sind die Tamyia Edition-Modelle für Anfänger und Profis gleichermaßen gut geeignet. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings auch hier: Der schwarze Kunststoff wurde nicht mit einer Lackschicht versiegelt. Im Gegensatz zu meinen anderen Tamyia-Modellen saugt der Kunststoff den Staub regelrecht an. Das sieht bei einem schwarzen Modell natürlich nicht so toll aus – seitdem gehört ein kleiner Staubwedel zur Grundausstattung.