Ein Unimog 425 auf XC-Basis wird aufgemotzt
Der Unimog ist nicht nur auf den Straßen, Feldern und Baustellen des Landes oft anzutreffen, auch auf den Parcours und Trial-Strecken ist der Klassiker mit dem Stern auf dem Kühlergrill zu Hause. Doch eingestaubt ist das Modell deshalb noch lange nicht und so gibt es auch hier immer wieder Verbesserungs- und Tuning-Potenzial. Franz Bremer hat sich einem solchen Unimog auf XC-Basis von Tamiya angenommen und ihn ein wenig aufgemotzt.
Es ist nicht das erste XC-Modell von Tamiya, der bei mir im Fuhrpark sein Zuhause gefunden hat. Die meisten sind weiter gewandert und bereiten anderswo den neuen Besitzern sicherlich viel Freude. Warum schon wieder ein XC? Auch wenn es den schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf dem Markt gibt, war er von Anfang an bei den Trialeros im Einsatz. Es gibt in einigen Regelwerken sogar eine eigene Klasse für ihn. Er ist robust und günstig. Der aktuelle XC mit Unimog-Karosserie gefiel mir auf Anhieb. Doch der 4×4 sollte dieses Mal nicht zum Sportler getunt werden, sondern im Fuhrpark seinen Dienst tun und später einen Kippanhänger ziehen.
Bekannter Aufbau
Der Entschluss stand somit fest. Der grundsätzliche Aufbau des XC ist gefühlt schon hundert Mal beschrieben worden. Es geht immer noch kinderleicht und bei jedem Mal immer noch leichter. Nur sind natürlich auch schon die Teile bekannt, die einem Tuning unterworfen werden können. Also wurden neben dem Bausatz für rund 200,– Euro auch noch diverse Tuningteile im Internet geordert.
Im Netz fand ich vom Kugellagersatz über Kreuzgelenke für die Vorderachse bis hin zur Aluschwinge alles, was des Tuners Herz frohlocken lässt. Leider trübt es des Modellbauers Geldbörse, doch wer schön sein will, muss (finanziell) leiden. Es geht aber nicht nur um die Optik, sondern auch um den technischen Fortschritt. Das ungewollte Spiel der Federelemente und der Aufhängungen wird durch die Zusatzteile beispielsweise merklich reduziert. Ein altbekanntes Problem des XC, nämlich mit der Lenkung, wird hiermit auch direkt im Keim erstickt. Der Aufbau erfolgte somit direkt mit den bestellten Zubehörteilen.
Beim Antrieb wurde ebenfalls Hand angelegt. Die Standard-Silberbüchse flog in die große Restekiste und der bewährte LRP-Truckpuller nahm deren Platz ein. Nun ist der Truckpuller mit 80 Turns schon als Drehmomentmotor bekannt, doch für meinen Geschmack noch einen Tick zu schnell. Eine Drehzahlreduzierung sollte hier Abhilfe schaffen. Damit das Ganze auch noch ruhig abläuft, wurde hier auf einen Riemenantrieb von Mädler zurückgegriffen. Hierfür wurden zwei Kunststoffplatten mit je zwei Bohrungen für die Lager angefertigt. Diese dienen als Seitenplatten für das Reduziergetriebe, auf Abstand gehalten durch vier Distanzhülsen. Der Riemenantrieb reduziert nicht nur die Drehzahl im Verhältnis 3:1, sondern auch die mechanischen Geräusche. Die Schwingungen des Motors werden nicht in die Wannenkonstruktion des XC übertragen.
Neues Innenleben
Als Fahrregler kommt der Servonaut S22 zum Einsatz. Der Regler baut kleiner als der T20, den wir sonst für den XC im Gelände immer genutzt haben. Bei der größeren Untersetzung können wir getrost auf den S22 der neuesten Generation zurückgreifen. Er ist sehr feinfühlig und harmoniert gut mit der Motor-Getriebe-Einheit. Am anderen Ende des Antriebsstrangs stehen die Reifen. Diese wurden ebenfalls ersetzt, da die Originalreifen so gar nicht nach Unimog aussehen und auch der Grip nicht der Beste ist. Die Wahl fiel auf die TruckDoctor 1.9 von SDI. Die Reifen mit Stollen-Acker-Profil passen mit ihren 94 Millimeter (mm) Durchmesser wie die berühmte Faust auf´s Auge. Auch harmoniert das Profil sehr gut mit dem Allradler.
Unten herum war der 4×4 also fahrbereit. Nun konnte es an die Optik gehen. Die Karosserie aus klarem Lexan konnte wie üblich von innen lackiert werden. Als Farbe kam Kommunalorange zum Einsatz, was meinen Fuhrpark auszeichnet. Nun ist Farbe aber nicht genug. Der Unimog soll nicht ins grobe Gelände, sondern auf den Parcours. Der S22 bringt von Haus aus bereits Brems- und Rückfahrlicht mit. Alle anderen Lichtfunktionen wurden über CTI-Bausteine realisiert. Diese Wunderwerke bauen so klein, dass sie wirklich überall Platz finden. Hiermit werden die Rundumleuchte von Pistenking und die Arbeitsscheinwerfer vorne geschaltet. Die Scheinwerfer stammen von Fechtner-Modellbau und Veroma. Mit insgesamt sechs Frontscheinwerfern ist auch in der dunkelsten Nacht alles gut ausgeleuchtet.
Augenweide
Nun soll das gute Stück und insbesondere die Lexanhülle vor groben Rempeleien geschützt werden. Somit kam aus eigener Produktion vorne ein Kuhfänger aus 4-mm-Vierkant-Messingrohr. Aus demselben Material wurde am Heck eine Anhängevorrichtung gebaut. Schließlich soll der Unimog auch mal ans Arbeiten kommen. Was im Lieferumfang des Bausatzes fehlt, ist die Inneneinrichtung. Diese ist aber umso wichtiger, da die Scheiben klar bleiben und somit einen Blick auf die Technik erlauben sollten.
Aus einem alten Projekt war das Interieur eines Bruder-Scanias noch im Bestand. Dieses wurde an die Abmessungen des XC angepasst. Aus demselben Projekt stammt die Seilwinde von RC4WD. Diese findet im Vorderwagen des Unimogs ihren Platz und führt das Seil nach vorne aus der Karosserie. Am anderen Ende des Modells wurde ein Kupplungsmaul montiert, schließlich soll es einen Anhänger ziehen können.
Gartenarbeit
So ausgerüstet führt der Weg in den Garten. Mit im Gepäck ein Bruder-Anhänger, der zum Testen herhalten muss. Alleine kann der Unimog erwartet recht viel, wenn auch die Stoßstange vorne den Vorwärtsdrang an der einen oder anderen Stelle unterdrückt. Baustelle ist eben kein Trial, somit musste der Testmodus im Kopf erst einmal umgestellt werden. Der Unimog fährt schön übers Gras und durch die Beete. Jetzt kommt der Anhänger dran und wird beladen. Auf den glatten Terrassenfliesen zieht der Zug, beladen mit drei 1,5-Liter-Wasserflaschen, sauber durch.
Für die Rangierübung wird der Anhänger wieder entladen. Das feine Zusammenspiel aus S22 und hoher Übersetzung lässt ein feinfühliges Rangieren in beide Richtungen zu. Besonders rückwärts erlaubt es dem Anhänger mit Doppelpendelachse auch um eine Kurve zu rangieren und sauber auszurichten. Der XC hat sich einmal mehr selbst neu erfunden. Tamiya hat hier ein Chassis im Angebot, das sehr flexibel in der Ausrichtung ist. Egal ob Sportler oder Parcours-Fahrzeug, der XC macht immer wieder Spaß.