Verlängerung – Umbau zu einem Longline

Auf die Länge kommt es an. Nicht in jeder Lebenslage, aber gerade im Modellbau können sechs zusätzliche ­Zentimeter schon über das Aussehen eines Trucks entscheiden. Mit einer Säge und viel Handarbeit haben wir den Scania R470 von Tamiya in einen waschechten Scania R620 Longline verwandelt. Das Sahnehäubchen aber bilden die vielen verbauten ­Lampen, die das fantastische Gesamtbild abrunden. Vor drei Jahren bekam ich einen Tamiya Scania R470 zu Weihnachten geschenkt. Für meinen Vater und mich war es ein großer Augenblick, den Karton zu öffnen. Es war für uns beide das erste Modell im Tamiya-Maßstab. Wir bauten den Truck erst einmal grob auf und überlegten, in welche Richtung wir ihn umbauen könnten. Das Ergebnis stand schnell fest: ein Scania Longline sollte es werden. Wie genau Aufbau und Lackierung aber aus­fallen könnten, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Als Erstes begannen wir, den Rahmen um 45 Millimeter (mm) zu verlängern. Danach ging es daran, die Vorderachse nach hinten zu verlegen. Anschließend änderten wir die komplette Aufhängung ab. Das bedeutet, dass wir die Stoßdämpfer nach innen setzten und die hinteren Blattfedern wegschnitten. Das sah nicht nur besser aus, sondern war zugleich auch noch platzsparend. Fahrerhaus Als wir diese Aufgabe gelöst hatten, ging es an den Zusammenbau des Fahrer­hauses. Hierfür bestellten wir verschiedene, vorbildgetreue Anbauteile von Verkerk-Modellbouw wie beispielsweise ein Topline-Dach, Spiegel, Radnaben und Figuren von Michelin-Männchen. ­Später folgte auch noch ein selbstgebautes ­Dachleuchtschild aus der Verpackung eines alten MP3-Players, in dem wir 98 SMD-LED verlöteten. Da wir Spiegel von Verkerk verbauen wollten, konnten wir die vorgebohrten Löcher für die Tamiya-Spiegel zuspachteln. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir uns noch nicht ganz sicher, ob wir den Scania auch wirklich zum Longline umbauen wollten. Theoretisch hätten wir das Modell jetzt auch einfach Lackieren können und fertig. Stattdessen aber griffen wir zu Säge. Wir zerschnitten das Fahrerhaus und brachten zwischen beiden Hälften Längsstreben an. Mit Polystyrol bildeten wir die Deckseiten und Sicken nach. Hier spachtelten und schliffen wir übrigens sehr intensiv, bis wir mit dem Ergebnis zufrieden waren. Anschließend legten wir die Deckseiten und Sicken über die Längsstreben und das Fahrerhaus war um etwa 60 mm verlängert. Da wir das Highline-Dach aus dem Grundbausatz übrig hatten, konnten wir dieses mit einsetzen und mussten so nicht auf das zweite Dachfenster verzichten. Nach der Spachtel-, Schleif- und Grundierarbeit haben wir das kleine Staufach am Fahrerhaus herausgetrennt und mit einem Scharnier klappbar gemacht. Fahrerhaus und Dach lackierten wir im Garten. Das Design orientiert sich größtenteils an den Trucks der belgischen Spedition Sebastien Vout. Auch der schon vorher schwarz lackierte Kühlergrill wurde mit roten sowie weißen Linien aufgefrischt und später mit fünf Schichten Klarlack versiegelt. Zubehör Nachdem wir das Fahrerhaus fertiggestellt hatten, kümmerten wir uns ums Zubehör. So fertigten wir aus Polystyrol einen Tank und Seitenstaukästen an. Letztere wurde später mit Ätzteilen von Fineline-Modellbau und extra dafür angefertigte Aufkleber von einem Modellbaukollegen bestückt. Der Kollege war auch so freundlich, gleich ein paar Aufkleber für den Tank mit ­anzufertigen. Außerdem nutzen wir Isolierband, um die Dichtung nachzubilden und Chromfolie als Tankband. Zuletzt bestückten wir die beiden Kisten noch mit aufpolierten Alu-Lichtleisten mit jeweils elf orangen LED. Auch durfte ein Unterfahrschutz nicht fehlen, der mit 24 LED ausgestattet wurde. Zwölf Lichter dienen dabei als Brems- und Lichtleuchten, acht als Blinkerleuchten und vier als Rückstrahler. Die normalen Tamiya-Kotflügel für den Scania ersetzten wir durch Rundkotflügel von EHB. Dafür bauten wir an den Rahmen extra Aufnahmehalter, die aus Gewindestangen entstanden. Durch die Abdeckungen sind diese aber später nicht mehr sichtbar. Aber auch die Kleinigkeiten machen das Gesamtbild aus. So besorgten wir bei ­WEDICO verschiedene Lampen. Beispiels­weise drei für das Dach im Stil von USA-Trucks oder zwei Standleuchten, die wir unterhalb der Spiegel montierten. Der Stoßstange verpassten wir mit einer selbstgebauten Lippe eine bessere Optik. Außerdem kamen verschiedene Kleinteile wie polierte Alu-Felgen, Naben und ein graviertes Leuchtschild für die Kabine zum Einsatz. Technik Mit der Elektronik standen wir beide ziemlich auf Kriegsfuß. Aber von Anfang an stand fest, dass wir keinesfalls am Licht sparen wollten. Wir haben daher viele SMD- und LED-Lampen verbaut. Um nur mal ein Beispiel zu nennen: Allein am Bullenfang bauten wir noch vier zusätzliche Scheinwerfer ein – weiße SMD-LED. Damit die Verdrahtung nicht auffällt, haben wir hier mit ganz dünnen Kupferkabeln gearbeitet. Als Motor kam beim Scania ein Truck Puller 2 zum Einsatz. Die Lichtanlage inklusive Fahrregler (M20+) sowie das SMX-Soundmodul stammen von Servonaut. Die Fernsteuerung haben wir auf 2,4-Gigahertz umgerüstet. Ein 12-Volt-Akku mit 3.600 Milliamperestunden Kapazität versorgt das ganze Modell mit Strom. Alles in allem steckten wir viele Arbeitsstunden in das Projekt Longline, ein spezieller Trailer ist sogar noch in Planung. Sieht man die fertige Zugmaschine, hat sich der Aufwand aber definitiv gelohnt. Vor allem im Dunkeln kommen die unzähligen LED wunderbar zur Geltung.