Wege-Lagerer: Kommissionierer samt Gitterrollwagen

Wege-Lagerer: Kommissionierer samt Gitterrollwagen

Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei? Was soll zuerst her, die Ladung oder das Fahrzeug? Der Zufall half ein bisschen nach, als ich während des Baus eines Lkw in der Restekiste wühlte und den Antrieb und den Ladebaum eines defekten Staplers fand. Daraus musste sich doch etwas machen lassen, war da natürlich der erste Gedanke. Da meine eigene kleine „Firma“ im Maßstab 1:16 noch passende Ladelogistik benötigte, war die Idee geboren, einen Kommissionierer samt passenden Gitterrollwägen zu bauen. Denn Ordnung ist eben das halbe Leben – gerade bei meinem kleinen Logistikunternehmen „GeriTrans“.

So recherchierte ich im Internet und suchte einige Bilder zu sogenannten „Kommissionierern“ oder auch Niederflurförderfahrzeugen. Es sollte ein Eigenbau werden, welcher sich nicht bis in jedes Detail an einem bestimmten Vorbild orientieren, aber dennoch eindeutig als ein solches Fahrzeug zu erkennen sein sollte. Ich nahm den Antrieb und den Ladebaum zur Hand und machte mir Gedanken darüber, wie ich die beiden Elemente im Modell einsetzen könnte. Auch den Maßstab musste ich noch bestimmen, wobei die Höhe des fertigen Modells ausschlaggebend sein würde: Diese sollte bei etwa 110 Millimeter (mm) liegen, um so sicher alle vorhandenen, geschlossenen Aufbauten befahren zu können.

Akuter Platzmangel

Vor mir lagen Aluprofile aus dem Baumarkt, der Antrieb und Ladebaum, der Fahrtregler und der Empfänger von Brixl, der nötig war, um das Modell anschließend mit dem vorhandenen Sender steuern zu können. Zuerst wurde also der Ladebaum samt Spindel und Führung gekürzt, damit die maximale Bauhöhe gleich zu Beginn feststand. Nun fertigte ich eine Bodenplatte, auf der die Teile dann montiert werden konnten. Für die Lenkung wurde ein kräftiges Miniservo montiert sowie zwei kleine Fahrregler von CTI, die Antrieb und Hubmast bewegen sollten. Die Fahrregler sind sehr klein und bieten sich somit besonders für das überschaubare Platzangebot des Fahrzeugs an. Die Bodenplatten wurden mit Senkkopfschrauben verbunden, da die Bodenfreiheit nicht sehr groß ist – nur wenige Millimeter sind Platz unter dem Kommissionierer.

Nun machte ich mir Gedanken, wie und wo die Elektronik unterkommen sollte. Die Lenkung wurde über eine Zahnradsteuerung realisiert, die einerseits nicht viel Platz benötigt, andererseits aber immerhin ein Spiel von 180 Grad zulässt. Auch das Miniservo fand seinen Platz im Vorderteil des Kommissionierers, sodass eine direkte Ansteuerung der Lenkung und ein möglichst großer Lenkeinschlag möglich wurden. Zwei LED als Scheinwerfer in Fahrtrichtung durften natürlich auch nicht fehlen.

Jetzt wurden alle Kabel an der Bodenplatte entlang nach hinten geführt. In der Folge fertigte ich aus Kunststoffplatten das vordere Gehäuse. Der Riffelblechboden sollte die Kabel verdecken. Dafür wurde er mit einem Hohlraum von 2 mm verlegt. Jetzt war der hintere Teil an der Reihe. Auch hier wurde der Aufbau aus Kunststoffplatten gefertigt. Nach einigen kleineren Spachtel- und Schleifarbeiten konnte das Fahrzeug nun endlich einheitlich lackiert werden. Die Restbestände trafen die Farbauswahl: Gelb sollte es werden.

Alles im Blick

Anschließend konnte das optische Feintuning beginnen. Der Empfänger fand seinen Platz unter der vorderen Abdeckung, dann wurde die Beleuchtung installiert. Auf einem dünnen Mast fand ein gelbes Warnlicht seinen Platz, am hinteren Ende des Fahrzeuges wurde außerdem noch ein weißes LED montiert, das als Arbeitsscheinwerfer dient. So kann auch in der Dunkelheit gearbeitet werden. Was jetzt noch fehlte, war die passende Lenkung für den Fahrer. In der Restekiste wurde ich mit dem Lenker eines alten Hubwagens fündig – das Teil passte auch auf das neue Niederflurförderfahrzeug perfekt.

Doch ein paar Kleinigkeiten fehlten dann doch noch. Damit der Fahrer immer das elektronische Lagersystem im Blick halten kann, wurde aus einem lackierten Messingdraht, einem Kunststoffplättchen und einem ausgedruckten Bild ein kleines Kommissionierungsdisplay gefertigt. Als kleine Details wurden außerdem noch ein Feuerlöscher und ein Handscanner aufgeklebt. Auch die Karosserie wurde mit Firmenlogo und Schweizer Wappen verziert. So weiß nun jeder, dass ein echter Eidgenosse das Fahrzeug führt. An der Frontpartie wurde außerdem am unteren Rand ein Anfahrschutz aus Gummi angeklebt, der kleinere Schäden durch leichtes Anfahren verhindern soll. Damit ist der Kommissionierer schließlich einsatzbereit. Das Modell tut einwandfrei seinen Dienst und belädt zuverlässig Lkw mit Waren aus aller Welt.

Gitter aus dem Drucker

Doch nicht nur die funktionstüchtigen Fahrzeuge, sondern auch das Zubehör und die Ladung geben einem Modell sein „Gesicht“. Vorzugsweise baue ich sehr detaillierte Ladegüter für mein Food- und Non-Food-Lager, die nun auch in passenden Behältnissen ihren Platz finden sollten. Damit der neu gebaute Kommissionierer die Waren auch praktisch verladen kann, fiel die Wahl auf den Bau von Gitterrollis, auch Chariots oder Gitterrollwagen genannt. Solche Bausätze gibt es zwar auch im Modellbaufachgeschäft zu kaufen, doch sollten meine unverwechselbar werden, sodass sie in meine kleine Firma „GeriTrans“ passen würden.

Zur Erstellung mehrerer Prototypen probierte ich mit Paletten und Messingprofilen herum, bis mir ein Freund den Tipp gab, es doch mit einem 3D-Druck zu versuchen. Zum Glück besaß Erwähnter ein solches Gerät und übernahm die Designarbeit. Kurze Zeit später war das erste Seitenteil fertig gedruckt. Nachdem ich mich von den richtigen Maßen überzeugt hatte, konnten auch die weiteren Seitenteile und Bodenplatten erstellt werden. Das Resultat überzeugte von Anfang an, auch wenn Rollen und kleine Details noch fehlten. Mein Kollege hatte sich da noch etwas Spezielles einfallen lassen und die Buchstaben „GT“ integriert. So sind die Chariots immer „GeriTrans“ zu zuordnen – so war es gedacht.

Frische Früchtchen

Jetzt fehlten noch die Zwischenböden, da ich auch viele Früchte- und Gemüselieferungen durchführe und diese ansonsten beim Stapeln eventuell Schaden nehmen würden. So baute ich PS-Platten, die auf den Querstreben zum Liegen kommen. Ich hatte in der Zwischenzeit einen Weg gefunden, wie die Chariots auf den „Beinen“ stehen konnten. Ein erster Test erfolgte noch mit dem entsprechenden Rundmaterial. Nun stellte sich die Frage nach den Halterungen und den Rädern. Als Erstes fertigte ich aus 0,5 mm Messingblech die Winkel, anschliessend 2 mm breite „Scheiben“ ab der Alustange mit 8 mm Durchmesser. Die Räder sind mit einem 1 mm Loch versehen und werden mit 1 x 5 mm Messingschrauben mit Sechskantkopf befestigt. Das Rad mit Achse und Halterung wird dann mittels Industriekleber am Boden festgeklebt. Das funktioniert gut und sieht auch sehr gut aus, wenn auch die filigrane Montage ziemliches Fingerspitzengefühl verlangt. Nun wurde der erste Gitterrolli zusammengebaut. Dazu kamen noch zwei Gummispanner für die Gitter und der Aufkleber von „GeriTrans“. Insgesamt 40 Chariots in verschiedenen Ausführungen wurden so erschaffen. Diese komplettieren nun nicht nur den neuen Kommissionierer, sondern die gesamte kleine Firma.

Beides harmoniert nun perfekt im täglichen Kommissionierbetrieb. Das Niederflurförderfahrzeug nimmt die Gitterrollwagen zuverlässig auf die Gabeln und erleichtert somit das Be- und Entladen der vorhandenen Lkw. Neben dem Gabelstapler wertet das neue Gespann nun die kleine, aufstrebende Logistikfirma „GeriTrans“ weiter auf.