Sand-Kasten – Rallye Dakar Offroad-Truck

Die bekannteste Offroad-Rallye der Welt ist zweifelsohne die Rallye Dakar. Einer der bekanntesten deutschen Teilnehmer ist Franz Echter in der Lkw-Klasse, der im Jahr 2009 mit einem feuerroten MAN TGS den fünften Platz in der Truck-Wertung einfuhr. Das Modell wollte Robin Marxer von den Extreme-Campern nachbauen. Die ersten Planungen, einen MAN TGS in der Rallye Dakar-Version zu bauen, enstanden schon vor Jahren. Die Voraussetzungen waren, dass er nicht so teuer wird und auch geländegängig ist. So stand unter anderem auch ein Tamiya XC-Chassis zur Auswahl. Der Vorteil dieses Chassis sind neben dem Preis das geringe Gewicht und die dennoch hohe Stabilität, obwohl es über keinen Leiterrahmen verfügt. Die Last wird bei diesem Fahrgestell gleichmäßig auf eine Kunststoffschale übertragen, in welcher auch die Elektrik Platz finden kann. Im Gegensatz zu dem Mountaineer-Chassis des Mercedes Actros – siehe TRUCKS & Details-Ausgabe 03/2013 – hat das Tamiya XC nur hinten eine Star­­rachse, vorne verfügt es über Einzelradaufhängung. Um das Gewicht eines Lkw-Aufbaus zu tragen, wurden beim Fahrgestell die hinteren Federn und die Achsaufhängung verstärkt. Die Kunststoffträger, an denen die Hinterachse aufgehängt ist, sind eine bekannte Schwachstelle. Um eine möglichst hohe Stabilität auch im schweren Gelände zu garantieren, sollte man diese durch massivere Teile ersetzen; im Fall des TGA sind es Metallstangen, die mit Hilfe von aufgeschraubten Kugelköpfen beweglich befestigt wurden. Des Weiteren hat Robin an der Schale, die das Grundgerüst des Fahrzeugs bildet, Messingwinkel befestigt, die als Versteifung dienen. Zusammen mit den nachgerüsteten Querträgern aus dem gleichen Material bildet dies eine solide Konstruktion, an der auch Lkw-Aufbauten befestigt werden können. Motorisierung Für den Aufbau war der für leichte Lexan-Karossen ausgelegte Motor selbstverständlich zu schwach und für den Betrieb auf einem Truckparcours zu schnell. Daher ­wurde der bei Modelltruckern beliebte Truckpuller von LRP eingebaut. In Kombination mit dem Untersetzungsgetriebe von Bauteil 1 bewegte sich der Truck allerdings eher kriechend als fahrend voran. Da zeigte sich wieder einmal das bekannte Prinzip: Lernen aus Versuch und Irrtum. Robin kam daraufhin zu dem Entschluss, dass Drehmoment zwar wichtig war, aber nicht auf Kosten der Geschwindigkeit gehen durfte. So wurde nach langem Suchen ein weiterer Motor – der Tamiya CR Tuned Motor – gefunden. Dieser entwickelt eine mit dem Truckpuller vergleichbare Kraft, beschleunigt den Truck aber auf eine angemessene Geschwindigkeit für einen Truckparcours. Nach der einen oder anderen Anpassung passte dieser Motor auch ohne nennenswerte Modifikationen an das Untersetzungsgetriebe. Um die nun erreichte Kraft auch auf losem Untergrund auf den Boden zu bringen, wurde das hintere Differenzial gesperrt. Da das Fahrzeug ein geringeres Gewicht hat als der Mercedes Actros, ist das Differenzial an der Vorderachse nach wie vor offen, um den Wendekreis nicht unnötig zu vergrößern. Für eine Verbesserung des Wendekreises wurde das Chassis mit dem Dremel bearbeitet, damit die beweglichen Teile der Lenkung mehr Platz haben, was einen größeren Lenkeinschlag zulässt. Der Hauptlenkhebel wurde später aus Aluminium nachgebaut, da dieses Teil in schwererem Gelände sehr beansprucht wird und dementsprechend schnell verschleißt. Ein weiteres, schwaches Glied der Lenkungsmechanik wurde durch die massivere Lenkung von Bauteil 1 ersetzt. Dadurch kann das XC auch mit der deutlich schwereren Karosserie aus hartem Kunststoff unter Belastung – beispielsweise bei Spurrillen oder durch Steine – einlenken, ohne einen Schaden davonzutragen. Feinschliff Für eine bessere Optik sorgen die erst kürzlich nachgerüsteten Reifen von AFV-Model mit sehr detailliertem Offroad-Reifenprofil aus weichem Gummi. Das Fahrerhaus kommt aus dem Hause Bruder. Dieses wurde vollständig mit Rallye-Equipment wie einem Überrollkäfig, einem Feuerlöscher und Navigationsausrüstung ausgestattet. Neben diesen vielen Details wurde das Fahrerhaus auch mit einem für den professionellen Rallye-Einsatz in der Lkw-Klasse benötigten zusätzlichen Sitz ausgerüstet. Der Aufbau besteht aus ABS-Platten, die mit Kunststoffwinkeln verstärkt sind. Ein sehr wichtiges Detail am Fahrzeug sind die Aufkleber, welche vorbildgetreu denen des Originalfahrzeugs entsprechen. Einzige Ausnahme hier: Die Namen der Fahrer, die an den Türen stehen. Hier wurden natürlich die eigenen Namen der ­Extreme-Camper eingetragen. Die Elektronik wurde teils in der Schale des Fahrgestells und teils im Aufbau verstaut. Am Heck des Fahrzeugs sind – wie beim Original – Sandbleche angebracht. Oberhalb der Sandbleche befindet sich eine Plane, hinter der im Modell der Akku steckt. Dadurch besteht ein Akkuwechsel nur noch aus wenigen Handgriffen. Optisches Unikat Beim Vorbildfahrzeug ist an dieser Stelle natürlich kein Akku verstaut, sondern hier finden sich Ersatzräder. Anders als bei unserem Modell hat der Kastenaufbau des Originalfahrzeugs an den Seiten kleine Türchen. Hinter diesen befindet sich das nötigste Bordwerkzeug, um schnelle Reparaturen während der Rallye-Etappen zu ermöglichen. Deshalb ist es auch von Vorteil, dass die Lkw stets mit drei Personen besetzt sind. Neben dem Fahrer und dem Navigator gibt es in dieser Klasse nämlich noch einen extra Mechaniker in jedem Fahrzeug. So sind die Aufgaben klar verteilt und jeder ist Spezialist auf seinem Fachgebiet. Franz Echter erreichte mit dem Vorbildfahrzeug des Modells in der Rallye Dakar 2009 den 5. Platz der Lkw-Wertung. Unser Modell hat schon den feinen Adria-Sand im italienischen Jesolo getrotzt – und manch einen anspruchsvollen Trial-Parcours gemeistert. Die Bauzeit hat sich also mehr als gelohnt – dieses optisch einzig­artige Modell fahren zu sehen, macht einfach Freude.